Tofuhersteller Taifun und Uni Hohenheim testen ideale Sojasorten für Anbau in Deutschland. Nach überwältigendem Erfolg des Vorgängerprojektes startet am 15. Dezember die Fortsetzung.
2016 riefen die Universität Hohenheim in Stuttgart und der TofuherstellerTaifun-Tofu das Projekt „1.000 Gärten – Das Soja-Experiment“ ins Leben. Ziel: Kreuzungen identifizieren, die in verschiedenen Regionen Deutschlands wachsen und sich zur Tofuherstellung eignen. Das innovative Konzept kommt an. 2.500 Anmeldungen von Gärtnern gehen ein, zahlreiche aufschlussreiche Daten werden erhoben, die Presse berichtet deutschlandweit. Nun wird die Soja-Initiative wiederholt: Für „1000 Gärten 2.0“ suchen Taifun und Universität Hohenheim wieder engagierte Hobbygärtner, Landwirte und Schulen im ganzen Land. Anmeldung ab 15. Dezember 2017 bis 28. Februar 2018 unter www.1000gärten.de
Beim Stichwort „Soja“ denken viele an eine exotische Pflanze, die vor allem dort wächst, wo großflächig Regenwald gerodet wird. Weit weniger bekannt ist, dass der Sojaanbau mittlerweile auch in Europa Fuß gefasst hat. So bezieht zum Beispiel Taifun-Tofu 100% seiner Bio-Sojabohnen aus Deutschland, Österreich und Frankreich. Doch die bestehenden Sojasorten gedeihen nur in Regionen mit mildem Klima. Um in Deutschland mehr Gegenden für den heimischen Sojaanbau zu erschließen, werden neue klimatisch passende Sojasorten benötigt.
Dieser Bedarf war Grundlage des ersten 1.000 Gärten-Experiments 2016: „Mit einem weiteren Versuchsjahr wollen wir die Genauigkeit und den wissenschaftlichen Nutzen des Projekts erhöhen“, erklärt Martin Miersch, Leiter des Landwirtschaftlichen Zentrums für Sojaanbau und Entwicklung bei Taifun.
Die erste Auflage habe gezeigt, dass partizipative Pflanzenforschung einen wichtigen Beitrag leisten kann, ergänzt Dr. Volker Hahn, Leiter des Arbeitsgebiets Sonnenblumen und Leguminosen der Landessaatzuchtanstalt an der Universität Hohenheim. „Mit der Wiederholung von 1.000 Gärten wollen wir die Ergebnisse validieren und neue wissenschaftliche Fragestellungen angehen.“ Für die zweite Runde konnte die Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gewonnen werden.
Engagierte Gärtner gesucht
Die Projektpartner suchen nun Teilnehmer, die Lust haben, im kommenden Gartenjahr auf 6 qm Sojabohnen auszusäen – und diese die Vegetationsphase über zu pflegen und zu beobachten. Hobbygärtner mit und ohne Schrebergarten sind genauso willkommen wie Schulklassen und Landwirte. Sie erhalten Versuchssaatgut von 12 verschiedenen Sojakreuzungen, die an die jeweilige Klimazone angepasst sind. So werden insgesamt im Projekt rund 1.000 verschiedene Sojastämme getestet.
Die Daten über Größe der Pflanzen, Ertrag und Reife erfassen die Sojagärtner auf einer eigenen Online-Plattform, damit sie wissenschaftlich ausgewertet werden können. Anhand der eingesandten Ernte werden schließlich Eiweiß- und Fettgehalt der Sojabohnen sowie Tofu-Eigenschaften untersucht. Die ganze Zeit steht das 1.000 Gärten-Team den Teilnehmern mit Rat und Tat zur Seite. „Aus dem ersten Projekt haben wir viel gelernt, was wir jetzt einfließen lassen können“, erzählt Martin Miersch.
Für mehr Biodiversität
1.000 Gärten 2.0 will auch für das Thema Sortenvielfalt sensibilisieren. Die Sojabohne eignet sich gut dafür, die große, zunehmend bedrohte, Formenvielfalt bei Pflanzen zu zeigen, denn ob schwarz, gelb oder mit dunklem Nabel – die Familie der Sojabohne hat zahlreiche Mitglieder. Deshalb erhalten die Projektteilnehmer zusätzlich zum Versuchssaatgut für den eigenen Anbau Saatgut der Soja-Wildform (Glycine soja), einer Soja-Standardsorte und der neuen Edamame-Sorte Green Shell. Edamame-Bohnen werden grün geerntet, sind in Japan als Snack beliebt und erobern inzwischen auch die westliche Küche.
Die Entwicklung von der Wildform zur Standardsorte zeigt auch, welche Fortschritte bereits durch klassische Züchtung erreicht wurden – ganz ohne Gentechnik. „Mit der innovativen Züchtungsmethode von 1.000 Gärten können die Menschen ihren persönlichen Beitrag für eine nachhaltige Forschung leisten“, betont Dr. Volker Hahn. Die entstehenden Sorten seien frei von Patenten, das heißt, Züchter können das Saatgut weiterentwickeln. „Das macht uns unabhängig von weltweit agierenden Saatgut-Monopolisten.“
Gut für den Menschen, gut für den Boden
Der Wissenschaftler ist überzeugt: „In keiner anderen Leguminose konzentrieren sich so viele wertvolle und essentielle Inhaltsstoffe wie in der Sojabohne.“ Trotzdem werde aus über 90% des angebauten Sojas Tierfutter oder Soja-Öl. Durch den direkten Verzehr in Form von Tofu- und Sojaprodukten steht uns im Vergleich zu tierischem Eiweiß das Doppelte bis Dreifache an Nahrungsmitteln zur Verfügung. Der heimische Anbau von Soja ist eine Chance, Menschen nachhaltig mit pflanzlichem Eiweiß zu versorgen, ohne lange Transportwege und aus gesicherter Herkunft. „Sojabohnen sind Ausgangsrohware für unzählige kreative Tofuprodukte und bestimmen deren Art und Qualität mit“, weiß Martin Miersch.
als Kulturpflanze trägt die asiatische Hülsenfrucht außerdem zu einem lebendigen und fruchtbaren Boden bei, denn sie bindet wertvollen Stickstoff im Boden und bereitet den Boden optimal für nährstoffhungrige Folgekulturen auf. Dies dämmt den Einsatz von Düngemitteln ein und schützt die Umwelt.
Alle Informationen über die Teilnahmevoraussetzungen und Erfahrungsberichte aus dem vergangenen Projekt gibt es ab dem 15. Dezember 2017 unter www.1000gärten.de. Anmeldeschluss ist der 28. Februar 2018.