Deutsche Wildtier Stiftung: Erklärt das Phänomen der Keimruhe bei Rehen

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Noch sind sie überall auf den Feldern entlang der Landstraßen zu beobachten: verliebte Rehe! Doch schon bald hat das Liebesspiel unserer kleinsten einheimischen Hirschart ein Ende: Die Böcke verlieren die Lust am Liebesspiel, viele Ricken sind bereits trächtig. „Doch bis das Kitz geboren wird, vergehen viele, viele Monate: Der nächste Nachwuchs bei Familie Reh kommt nämlich erst im Mai 2017 zur Welt“, sagt Dr. Andreas Kinser, Jagd- und Forstexperte der Deutschen Wildtier Stiftung. Hinter der späten Geburt steckt ein Naturphänomen: Obwohl die Ricke jetzt im Sommer befruchtet worden ist, beginnt der Embryo sich erst im Winter zu entwickeln. Diesen Trick der Evolution nennen Experten Keimruhe.

Nach der Befruchtung teilt sich die Eizelle zunächst, wird dann aber nicht viel größer als einen Millimeter und entwickelt sich in den nächsten 18 Wochen kaum weiter. „Die Ricke trägt also über Monate eine befruchtete Eizelle in ihrem Körper, ohne dass der Embryo weiterwächst“, sagt Kinser. Die eigentliche Entwicklung und das Wachstum des Nachwuchses erfolgt dagegen erst ab Dezember.

Durch diese Pause von zirka viereinhalb Monaten wird die Geburt der Kitze erst nach etwa 285 Tagen erfolgen. Kämen sie im Winter zur Welt, wäre es viel zu kalt und für die Ricke gäbe es kaum eiweißreiche Nahrung, um Energie für die Milchproduktion zu tanken. Im Mai hingegen sind die Aufzuchtbedingungen in der von sattem Grün strotzenden Natur optimal – und das Kitz kann wachsen und gedeihen.

Das Prinzip der Keimruhe ist nicht nur bei Rehen bekannt. Auch Dachse, Marder, Seehunde und Fischotter nutzen diesen „Trick der Natur“, um dem Nachwuchs bei der Geburt perfekte Bedingungen zu bieten. (DeutscheWildtierStiftung)