Parlamentarischer Staatssekretär Becker: "Ambitionierte Umweltpolitik wirkt sich positiv auch auf die Gesundheit unserer Wälder aus"
Der Gesundheitszustand des nordrhein-westfälischen Waldes hat sich im vergangenen Jahr erstmals seit Jahren verbessert. Obwohl sich der Klimawandel beim Wetter mit einer längeren Trockenphase im Frühjahr bemerkbar machte, sorgte der Regen im August 2015 dafür, dass die Bäume vor Trockenschäden bewahrt wurden. Die Gesundheit der Wälder gilt heute als eines der Kriterien zur Beurteilung der Entwicklung unserer Umwelt. „Die Überwachung des Waldzustandes ist daher eine wichtige Aufgabe der Forstleute vom Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen, denn sie ermöglicht durch Stichproben und gezielte Untersuchungen Aussagen zur Entwicklung der Wälder“, erläuterte der Parlamentarische Staatssekretär Horst Becker Anfang August 2016 beim Start der Erhebungen zum Waldzustandsbericht 2016 in Meinerzhagen. Der Zustand der Wälder in NRW wird jedes Jahr beobachtet und mittels einer eigenen Erhebung dokumentiert. „Diese jährliche Erhebung zum Waldzustand liefert uns wichtige Ergebnisse zur Entwicklung der Wälder. Die Werte des letzten Berichts lassen uns hoffen, dass sich unsere ambitionierte Umweltpolitik auch auf die Gesundheit unserer Bäume auswirkt “, sagte Becker.
Während der ersten Waldzustandserhebung 1984 waren noch 59% der Bäume in NRW ohne Schäden. 2014 lag der Anteil bei nur 23% der Bäume. 2015 waren es 28%. „Unsere Forstleute von Wald und Holz NRW müssen sich jetzt um den Wald von übermorgen kümmern, damit sich die Menschen auch im nächsten Jahrhundert noch im Wald erholen und eine artenreiche Natur erleben können. Die von unseren Forscherinnen und Forschern laufend aktualisierten Daten der Waldzustandserhebungen erlauben einen detaillierten Rückblick in über 30 Jahre Waldentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Diese umfangreichen Daten sind eine wichtige Hilfe um die richtigen Entscheidungen für den Wald der Zukunft zu treffen, der neben seinen vielen Sozialfunktionen auch als wichtigster Lieferant für den nachwachsenden Rohstoff Holz unverzichtbar sein wird“, sagte Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz NRW. Auch wenn sich im vergangenen Jahr der Zustand des Waldes verbessert hat, sind es der Klimawandel und seine Folgen, die dem Wald weiterhin besonders zusetzen. „Tendenziell nimmt die Niederschlagssumme in den Sommermonaten ab und die Abstände zwischen den Mastjahren werden immer kürzer. Zudem setzen Fraßinsekten und Pilze den geschädigten Bäumen immer mehr zu. All das spielt sich vor dem Hintergrund noch immer nicht vollständig erholter Böden ab. Das setzt unseren Wald unter starken Stress. Um unser Waldnaturerbe zu bewahren, arbeiten wir Forstleute daran den Wald zu einem klimaplastischen Ökosystem umzubauen, das den Folgen des Klimawandels widerstehen kann“, sagte Lutz Falkenried, der Leiter der NRW-Waldzustandserhebung von Wald und Holz NRW.
Zur Datenerhebung ist der gesamte NRW-Wald in einem Raster von vier mal vier Kilometern aufgeteilt. Jeweils in den Schnittpunkten stehen die sogenannten Probebäume. In der Zeit von Mitte Juli bis Ende August wird jeder dieser etwa 10.000 Bäume von speziell geschulten Forstleuten aufgesucht, die den Umfang messen, die Baumkronen auf vergilbte Blätter oder Nadeln begutachten und den Befall von Baumschädlingen wie Insekten oder Pilzen bewerten. Daraus ergibt sich ein Bild über den Gesundheitszustand der vier wichtigsten Hauptbaumarten in NRW: Buche, Eiche, Fichte und Kiefer. Kombiniert mit den Jahresauswertungen der Wetterdaten auf Niederschlagsmengen, Trockenzeiten und Temperaturverläufen werden dann Gründe für positive und negative Entwicklungen abgeleitet.
„Wir benötigen einen gesunden Wald, denn unser Wald ist einer der wichtigsten Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten und damit sehr wichtig zum Schutz unseres wertvollen Naturerbes“, sagte Becker. „Wir sind dabei, die Festplatte unserer Natur unwiederbringlich zu löschen und müssen gegensteuern. Etwa 45% der untersuchten Tier- und Pflanzenarten stehen in NRW auf der Roten Liste. Dabei sind die Ursachen des Artensterbens häufig menschengemacht. Vor allem ein hoher Flächenfraß, eine zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen und die Zerschneidung von Lebensräumen hinterlassen deutliche Spuren.“
Damit sich der Wald natürlich entwickeln und vielen Tieren und Pflanzen Lebensräume zurückgegeben werden kann, wurden im NRW Staatswald bereits mehr als 100 Wildnisgebiete ausgewiesen. Wildnisgebiete sind naturnahe Laubwälder, in denen sich die Natur dynamisch entfalten kann. Forstliche Nutzungen werden dauerhaft ausgeschlossen. In Wildniswäldern leben alle Bäume bis zu ihrer natürlichen Zerfallsphase. Solche Wälder entwickeln eine große Artenvielfalt an Vögeln, Pflanzen, Käfern, Pilzen und Flechten. Viele der auf der Roten Liste stehenden Tier- und Pflanzenarten sind auf Alt- und Biotopholz angewiesen, so sind zum Beispiel etwa 25% aller Käferarten auf das ausreichende und kontinuierliche Vorkommen von Biotopholz angewiesen. Eine alte Buche, die ihr Lebensende erreicht hat, spendet also wieder Leben und wird Teil eines faszinierenden Lebensraumes. „Es ist erstaunlich, welche Vielfalt sich entwickelt, wenn wir der Natur Raum geben sich ohne Eingriff des Menschen entwickeln zu können“, sagte Staatssekretär Becker.
Weitere Informationen zur Waldzustandserhebung sind zu finden unter www.wald-und-holz.nrw.de/wald-in-nrw/waldzustand/