Erfolgreicher 16. Gemüsebautag für den Freizeitgartenbau

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Von Zuckererbse bis Sojaschnitzel – die große Nutzungsvielfalt von Hülsenfrüchtlern
Im Motto des internationalen Jahres der Hülsenfrüchte stand der diesjährige beliebte Weihenstephaner Gemüsebautag. Zum 16. Mal trafen sich zahlreiche ambitionierte Hobbygärtner und Mitglieder von Gartenbauvereinen an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), um in Vorträgen Basiswissen mit vielen praktischen Tipps rund um ausgewählte Kulturen aus der Familie der Schmetterlingsblütler zu erfahren.

In seiner Begrüßung stellte Prof. Dr. Volker Henning, HSWT, den großtechnischen Anbau von Erbsen vor. Nicht nur die Kultur der Erbse erfordert gärtnerisches Können, sondern auch von der maschinellen Ernte bis zur Verarbeitung ist ein gut getakteter Ablauf nötig, um keine Qualitätsverluste zu bekommen.

Tipps für den Anbau im eigenen Garten gab Thomas Jaksch, HSWT, mit seinem Beitrag "Bohnen und Erbsen… Gourmetgemüse aus eigenem Anbau". Hinsichtlich ihrer Nährwerte sind Bohnen und Erbsen sehr gut für die menschliche Ernährung geeignet. Allerdings sollten Bohnen wegen des Phaseingehaltes niemals roh verzehrt werden. Das Einhalten der Fruchtfolge bei Leguminosen mit einer Anbaupause von 3 bis 5 Jahren ist sehr wichtig. Dank ihrer Fähigkeit, mit Knöllchenbakterien eine Symbiose eingehen zu können, zählen Hülsenfrüchtler zu den Schwachzehrern.

Vor der Aussaat von möglichst widerstandsfähigen Sorten empfiehlt sich ein Blick auf das "Verfallsdatum" auf der Packung. Bohnensaatgut ist nur 3-4 Jahre keimfähig. Bei unsachgemäßer Lagerung verringert sich die Keimfähigkeit noch zusätzlich. Während Bohnen sehr wärmebedürftig sind und daher erst ab Mai im Freiland kultiviert werden, reagieren Erbsen bei zu heißer Witterung mit Ertragseinbußen. Erbsen zählen zu den Langtagspflanzen. Es empfiehlt sich, sie frühzeitig anzuziehen. Palerbsen können bereits ab 5°C, Markerbsen ab 8 °C Bodentemperatur ausgesät werden. Die Pflanzen können dann im Kurztag ein ausreichendes Blattgerüst bilden bevor sie im Langtag in die Blüten- und Fruchtbildung übergehen. Es gilt: je später die Aussaat, desto geringer der Ertrag.

"Vintschgerl, Lakritze & Co -verschiedenen Undercover-Hülsenfrüchtlern auf der Spur" lautete der Vortrag von Katrin Kell, HSWT. Das Spektrum der Hülsenfrüchtler erstreckt sich weit über die Bohnen und Erbsen hinaus. Weitere Kulturen dieser Familie können nicht nur als Gemüse, sondern als Sprossen, Gewürze, Kräuter, Tees und Sättigungsbeilage verwendet werden. Ein gut geeigneter Vertreter für Grünkrautsprossen ist Alfalfa (Medicago sativa). 1 Esslöffel keimfähige Alfalfasamen werden über Nacht in einer Schüssel mit viel Wasser vorgequollen und danach in ein Keimbehältnis gegeben. Die Keimwurzeln zeigen sich schon nach einem Tag, bis zum Verzehr dauert es allerdings 5-8 Tage. Wichtig ist es, die Hygieneregeln zu beachten.

Dazu gehört z. B. das Gefäß mit den Keimlingen mindest ens 2 mal täglich zu spülen und die Gerätschaften nach Gebrauch am besten in der Spülmaschine zu reinigen. Alfalfa-Sprossen sind nicht nur schmackhaft, sie bieten auch viel Vitamin C, einen hohen Mineralstoff- und Eiweißgehalt und alle essenziellen Aminosäuren.

Rotklee (Trifolium pratense) und Weißklee (Trifolium repens) sind eiweißreiche Futterpflanzen und wichtige Nahrung für Falter, Hummeln und Bienen. Rotkleeblüten werden als Tee bei Wechseljahresbeschwerden eingesetzt. Der an sich dreiblättrige Weißklee entwickelt ab und an auch vier Blätter, die dem Finder Glück bringen sollen.

Eine weitere Kleeart, der Schabziger Klee, dient als Gewürz für Vinschgauer, Schüttelbrote sowie eine Schweizer Käsespezialität. Als anspruchslose, einjährige Kultur lässt er sich sogar im Balkonkasten anbauen. Ein schon in der Antike begehrtes Süßungsmittel wird aus den daumendicken Wurzelausläufern des Süßholzstrauchs (Lakritze, Glycyrrhiza glabra) gewonnen. Gleichzeitig hat Lakritze Bedeutung als Heilpflanze, denn sie wirkt entzündungshemmend, krampf- und schleimlösend. Als weiterer wichtiger Vertreter aus der Familie der Schmetterlingsblütler ist die Kichererbse (Cicer arientinum) zu nennen. Weltweit dient sie als Nahrungsmittel und kann sowohl frisch, als auch durch die getrockneten oder gekeimten Samen verarbeitet oder verzehrt werden.

Ein ganzer Beitrag drehte sich um die "Sojabohne – Königin der Körnerleguminosen". Martin Miersch, Landwirtschaftliches Zentrum für Sojaanbau und Entwicklung, Fa. Taifun, gab einen umfassenden Überblick zu Züchtung, Anbau im Garten und Feld, sowie Verarbeitung. Soja (Glycine max) besticht durch einen sehr hohen Protein- und Rohfettgehalt. 300 Mio. Tonnen gehen in die Futtermittelindustrie, 20 Mio. Tonnen werden zu Nahrungsmittel verarbeitet. Obwohl die Sojabohne durch Monokulturanbau, Importabhängigkeit und Gentechnik in die Kritik geraten ist, wächst der Anbau. In Deutschland sind keine gentechnisch veränderten Sojasorten zugelassen. Es laufen daher Bemühungen durch herkömmliche Züchtung geeignete Sorten für den regionalen Anbau zu finden und zu etablieren. Zu diesem Zweck wurde für die Anbauperiode 2016 das Projekt "1000 Gärten" ins Leben gerufen, in dessen Rahmen nun rund 2400 interessierte Erwerbs- und Freizeitgärtner verschiedene Soja-Zuchtlinien anbauen und testen. Bei den gesuchten Sorten steht die Eignung zur Tofu-Verarbeitung im Vordergrund. Aber auch andere Lebensmittel wie Sojamilch, Sojasoßen, Miso-Paste und Yuba werden aus Glycine max hergestellt.

Am Nachmittag stand die praktische Umsetzung im Vordergrund. An vier Stationen wurden den Teilnehmern passend zu dem Thema Hülsenfrüchte in je 20 Minuten verschiedene Pflanzen- und Verwendungsdemonstrationen erläutert.

Anbau von Erbsen und Bohnen im Gewächshaus, Thomas Jaksch, HSWT Im Fokus standen Sortenspektrum, Anbaueignung, Ertrag und spezielle Problematiken einzelner Sorten wie z.B. Anfälligkeit für Krankheiten.

Spezielle Kulturen aus der Familie der Fabaceae, Katrin Kell, HSWT In der Kleingartenanlage waren einige "Undercover-Pflanzen" aus dem Vortrag vom Vormittag life zu sehen. Weiterhin wurden Helmbohnen, Lupinen, Linsen und die Schmetterlingswicke vorgestellt, aus deren getrockneten Blüten ein blauer Tee zubereitet wird.

Kostprobe gefällig? Sara Manzer, HSWT
An einem Probierstand hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, verschiedene Hülsenfrucht-Produkte zu verkosten. Das Spektrum reichte von gerösteten Kichererbsen, Bohnenkuchen bis hin zu Sojamilch, Tofu und Lakritze.

Projekt 1.000 Gärten, Martin Miersch, Fa. Taifun, Freiburg
Details des am Vormittag schon kurz vorgestellten Projekts konnten vor Ort erklärt und gezeigt werden, da sich die HSWT dem Projekt angeschlossen hat. Bewertet werden Keimung, Blühzeitraum, Blütenfarbe, Wuchs- und Reifeeigenschaften von 12 Zuchtlinien. Die Sojabohnen wurden vor dem Anbau mit artspezifischen Knöllchenbakterien beimpft, da diese in den Böden in Deutschland nicht vorhanden sind. Die Beimpfung macht im weiteren Kulturverlauf jegliche Düngung überflüssig. Die gebildeten Knöllchen an den Wurzeln konnte den Teilnehmern gezeigt werden.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch Informationsstände und Posterbeiträge, sowie abschließender Quizauflösung und Gewinnerbekanntgabe. (Hochschule Weihenstephan)