Ob die Menschen vor 10.000 Jahren die ersten Getreidepflanzen auf einem freien Feld angepflanzt haben oder ein Stück Erde direkt neben dem Haus nutzten ist nicht sicher. Doch Gärten reichen bis ins Neolithikum zurück. Über die hängenden Gärten der Semirabis um 700 v. Chr., die Klostergärten des Mittelalters bis zu den Kleingärten des letzten Jahrhunderts – sie alle haben eines gemeinsam: Der Boden unter den Pflanzen wurde intensiv bearbeitet, es wurde viel organische Substanz eingemischt und der Boden wurde zusätzlich bewässert. Das hat einen ganz eigenen Bodentyp hervorgebracht, der archäologisch bis zu den Anfängen der Sesshaftigkeit zurück zu verfolgen ist. Er gehört damit zusammen mit dem Plaggenesch und Kolluvisol zu den Böden, die rein antrophogenen Ursprungs sind.
Der Gartenboden bzw. Hortisol, wurde vom Kuratorium „Boden des Jahres“ gemeinsam mit dem Umweltbundesamt am Weltbodentag am 5. Dezember 2016 zum Boden des Jahres 2017 auserkoren. Thüringen hat die Schirmherrschaft dafür übernommen, denn die Geschichte des Gartens und des Gartenbodens ist eng mit dem Erfurter Christian Reichart (1685 bis 1775) verbunden. Seinetwegen trägt die Stadt Erfurt den Beinamen „Blumen- und Gartenstadt“. Reichart hat den Blumenkohl aus dem Mittelmeerraum in Erfurt heimisch gemacht und eine 18-gliedrige Fruchtfolge auf engstem Raum eingeführt. Er hat auch den ersten Gemüseerzeugermarkt gegründet damit Erfurt bis Mitte des 19. Jahrhunderts zur dominanten gartenbaulichen Saat- und Pflanzgutmetropole gemacht.
Der Boden ist das Spiegelbild der gärtnerischen Arbeit. Der Hortisol zeichnet sich durch einen humusreichen und mit Pflug bearbeiteten Oberhorizont auf, der bis zu 40 Zentimeter Tiefe reichen kann. Der tiefer gelegene so genannte Ex-Horizont ist vor allem für Archäologen interessant. Denn neben Garten- und Küchenabfällen haben die Menschen im Garten auch Knochen, Gerätschaften und Ziegel vergraben, die heute ein Archiv der Zeitgeschichte sind und auf die Lebensweise der Menschen hinweisen. Dieser Bodenhorizont hat ein sehr lockeres Bodengefüge und weist eine hohe Bioturbation auf. Das bezeichnet die Durchmischung des Bodens durch Bodenlebewesen, erklärte Professor Beate Michalzik von der Friedrich Schiller Universität in Jena. Diese Bodenschicht hat einen hohen Nährstoffgehalt und ein enges C/N-Verhältnis. Die Wasserversorgung ist ausgesprochen gut.
Erst der tiefer gelegene C-Horizont gibt Hinweise auf das Ausgangsgestein. Er ist aber auch bereits stark verwittert und kann sehr locker sein. In Thüringen gibt es fünf verschiedene Hortisole, die sich durch den Gehalt an organischer Substanz unterscheiden. In Erfurt reicht der Anteil organischer Substanz von vier Prozent bis zu 80 cm in die Tiefe. An anderen Standorten werden im A-Horizont bis zu 300 mg pflanzenverfügbaren Phosphors gemessen. Im Ackerboden liegt er zwischen 10 und 15 mg pro 100 Gramm Boden. Gartenböden können zwischen 300 und 380 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar speichern und lassen den Wald mit rund 100 t Speichervermögen weit zurück. Hortisole treten allerdings ausgesprochen lokal und kleinräumig auf.
Gartenböden gibt es vor allem in urbanen Räumen. Im Rahmen der Urban Gardening Bewegung entstehen sie auch neu und sind für den Bodenschutz in Städten von besonderer Bedeutung. Darauf machen zahlreiche Aktionen im Jahr 2017 aufmerksam. /quelle: www.aid.de)