Jahrhundertunkraut: Fluch oder Hoffnung?

von

in

Wer heute seinen Garten oder sein Feld bestellt und sein Unkraut nicht rechtzeitig vor dem Aussamen bekämpft, vererbt die unerwünschten Pflanzen möglicherweise an seine Enkel oder Urenkel.

Ein interessantes Experiment dazu startete ein US-amerikanischer Forscher aus Michigan bereits im Jahr 1879. Er wollte herausfinden, wie lange Unkrautsamen im Boden keimfähig überdauern können. Dazu vergrub er Flaschen mit Samen im Boden und öffnete diese alle fünf bis zehn Jahre. Er stellte fest: Viele der Samenarten blieben keimfähig. Er vergrub also alles wieder und übergab nach seiner Pensionierung den Staffelstab an seine Nachfolger an der Michigan State University. So ging dieses Projekt über mehrere Forschergenerationen. Inzwischen werden Samen zum Keimen gebracht, die seit mehr als 130 Jahren im Boden liegen. Ausschlaggebend für eine lange Keimfähigkeit sei vor allem die Dicke der Samenschale. Fest ummantelte Samen würden seltener gefressen, so die einfache wie einleuchtende Erklärung. Außerdem gebe es andere Faktoren, die die Keimung begünstigten oder hemmten.

Tief wendende Bodenbearbeitung mit dem Pflug scheint da zunächst hilfreich zu sein, denn Samen brauchen zum Keimen Licht, das es in tieferen Bodenschichten nicht gibt. Die lange Überdauerungsfähigkeit allerdings macht Landwirten und Hobbygärtnern einen Strich durch die Rechnung: Wird in einem der darauffolgenden Jahre der Boden erneut gewendet, kommen die lästigen Samen wieder nach oben.

Vielleicht liegt darin aber auch eine Chance. Sollte die Menschheit jemals feststellen, dass nur noch wenige Arten auf der Erde übrig sind, weil man den Verlust der Biodiversität nicht ernst genug genommen hat, dann könnte tiefes Graben helfen. Vielleicht werden unsere Nachkommen dann noch fündig, und längst verloren geglaubte genetische Ressourcen kommen im wahrsten Sinne des Wortes wieder ans Tageslicht. (Quelle: www.aid.de)