Urbanes Gärtnern: Erfahrungsaustausch zwischen Kommunen und Initiativen

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Einfach nur gärtnern und erholen, das wünschten sich Ali Dalmann und Hatice Karadag von einer türkischen Gartengemeinschaft im Essener Stadtteil Katernberg. Doch es kam anders. Durch einen Autobahnbau wurde ihnen kurzfristig das Grabeland entzogen. Sie protestierten dagegen. „Unser Garten ist unser Leben“ stand auf Transparenten. Das war im Jahr 2003. Was folgte war die Neuorganisation rund um das Land, das Geld, die Rechtsform und das Gärtnern. Diesen langjährigen Entwicklungsprozess hätten die Beteiligten niemals durchgestanden ohne die Unterstützung von Stadtteilmoderatoren wie Paul Hendricksen von der Universität Duisburg-Essen. Er baute Brücken zwischen Kommunen und Bewohnern.

Heute sind die Bunten Gärten Essen ein Vorzeigeprojekt des interkulturellen Miteinanders. So erfolgreich, dass die gärtnerische Ruhe zuweilen durch interessierte Stadtplaner und Forscher gestört wird. Gut 70 Teilnehmende kamen zur Veranstaltung „Urban Gardening – Gestaltung, Mitwirkung und Organisation“, zu der Anfang Februar die Quartiersakademie NRW und die Ermekeilinitiative in Bonn eingeladen hatten. Die Quartiersakademie ist eine europaweit einmalige Einrichtung. Sie fördert seit Anfang 2016 in NRW den Austausch von Kommunen, Zivilgesellschaft und Wissenschaft zu Themen wie Flüchtlingsarbeit, Klimaschutz oder Urbanes Gärtnern.

So unterschiedlich die Akteure, so unterschiedlich sind auch die Erfahrungen. Dorothea Hohengarten vom Gemeinschaftsgarten NeuLand in Köln berichtete vom schwierigen Engagement in städtischen Beteiligungsprozessen. Im Zuge der Stadtentwicklung der Kölner „Parkstadt Süd“ haben sich die Mitglieder des größten Gemeinschaftsgartens in Köln in Dutzenden Veranstaltungen dafür eingesetzt, dass Bürger mitgestalten dürfen. Sie argumentierten für Gemeinschaftsgärten als konsumfreie Umweltbildungs- und soziale Treffpunkte, für nachhaltige, partizipativ gestaltete Bereiche des Parks, essbare Fassaden, für Tafelfeste, Regionalmärkte und „Rooftop Farms“. Nach vielen Veranstaltungen schließlich erhielten die Bürger vom Planungsbüro die Ansage: Für die Planung von Grün brauche man keine Nachhilfe von den Bürgern.

Ganz anders die Situation in Bottrop: Carina Tamoschus von der Stadt Bottrop und Nora Schrage-Schmücker vom GemeinSinnSchafftGarten e.V. stehen für ein neues Kooperationsmodell zwischen Stadt und Zivilgesellschaft. Die Stadtverwaltung nutzte das Wissenschaftsjahr 2015, um gemeinsam mit der Fachhochschule Dortmund ein Aktivierungskonzept für Urbanes Gärtnern zu entwickeln. Das war so erfolgreich, dass in Bottrop nun die Gärten wie Pilze aus dem Boden sprießen. Von der AWO bis zur Kita, alle wollen wissen, wie Urbanes Gärtnern geht. Der Verein unterstützt bei der Planung, der Spendenakquise und der Selbstorganisation.

„Kooperation ist der Schlüssel für den Erfolg eines Projektes“, meinte Paul Hendricksen, „aber auch Engagement und viel Eigenarbeit.“ Für Dr. Volker Ermert von der Gartenwerkstadt Ehrenfeld e.V. ist es der Spaß. Urbanes Gärtnern ist für ihn eine Goldgrube; ein soziales Projekt, das viele Talente zusammen bringt. Für Dorothea Hohengarten ist das Kernteam entscheidend. Einfach anfangen, war die Botschaft von Dr. Lutz Kosack. Auch für die Essbare Stadt Andernach gab es keinen ausgefeilten Plan, berichtete er. „Wir haben vieles von Mensch zu Mensch und über kurze Wege geregelt.“ (Quelle: www.bzfe.de)