Forschung: Gemeinsam für Arnika!

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Geisenheimer Fachtagung holt Forschung und Praxis an einen Tisch
Ein gelbes Blütenmeer, soweit das Auge reichte. Die Heilpflanze Arnika war früher in vielen Gegenden ein gewohnter Anblick. In den letzten Jahrzehnten sind die Bestände in Hessen wie auch in ganz Deutschland jedoch drastisch zurückgegangen. Die letzten Reste der ehemaligen großen Bestände sind mittlerweile streng geschützt – und nehmen trotzdem weiter ab.

„Es besteht dringender Handlungsbedarf, damit Arnika und auch ihre Lebensräume, die Magerrasen und Heiden, nicht vollkommen verschwinden. Hierfür müssen Forschung und Praxis gemeinsam Schutzkonzepte erarbeiten“, erläutert die Geisenheimer Professorin Dr. Ilona Leyer den Anlass für eine Fachtagung zu diesem Thema, die am 2. und 3. März an der Hochschule Geisenheim stattgefunden hat. Die Tagung wurde von ArnikaHessen, dem Verbundprojekt des Marburger Botanischen Gartens, der Naturschutzbiologie der Universität Marburg und der Hochschule Geisenheim, zusammen mit dem Geisenheimer Institut für Weiterbildung veranstaltet. Das Projekt wird vom Bundesumwelt- und Bundesforschungsministerium sowie dem Bundesamt für Naturschutz mit mehr als 1,3 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ gefördert. Die rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung aus Tätigkeitsfeldern wie Forschung, Naturschutzbehörden, Botanischen Gärten und Landschaftspflege reisten aus der ganzen Bundesrepublik sowie aus Belgien und Luxemburg an. „Es geht uns darum, den Dialog zwischen Forschung und Praxis zu fördern, um eine gemeinsame Wissensbasis und eine bessere Vernetzung der im Arnika-Schutz tätigen Institutionen zu schaffen“ führt Dr. Andreas Titze, Koordinator des Projektes und Direktor des Marburger Botanischen Gartens aus.

Die Tagung machte deutlich, dass vor allem eine zunehmende schleichende Nährstoffanreicherung der Lebensräume der Art zusetzt. Für die langfristige Regeneration ist ein Pflege-Management an den Wildstandorten nötig, das sich an den jeweiligen Vor-Ort-Bedingungen orientieren muss. Die Schaffung von Offenboden zur Samenkeimung ist dabei genauso wichtig wie der verstärkte Nährstoffentzug durch Mahd oder Beweidung. Weitere Aspekte der Tagung betrafen Ergebnisse populationsgenetischer Untersuchungen der Arnika-Bestände, mit Hilfe derer man unter anderem herausfinden kann, ob sich die Bestände über Samen überhaupt noch vermehren. „Gerade kleine Bestände sind oft genetisch verarmt und schaffen es dann aus eigener Kraft nicht mehr, den Bestand aufrecht zu erhalten – und das trotz eines optimalen Lebensraumes“, gibt Verena Lauströer, Geisenheimer Doktorandin im ArnikaHessen-Projekt zu bedenken. Die Aspekte, die beim Arnika-Schutz eine Rolle spielen, sind also vielfältig und die ökologischen Prozesse, die es mit einzubeziehen gilt, wie Bestäubung, Konkurrenz mit der Begleitvegetation, genetische Verarmung und Inzucht, sind komplex. Eine der größten Herausforderungen ist dabei noch gar nicht genannt: „Wenn unser Projekt ArnikaHessen 2020 ausläuft, werden wir wahrscheinlich viele Bestände auf einen guten Weg gebracht haben und wir werden jede Menge Erfahrungen zur Erhaltung der Art weitergeben können. Es kommt aber darauf an, dass wir es schaffen, die angepasste Nutzung der Lebensräume nachhaltig zu sichern – und das kann nur durch die Akteure vor Ort gewährleistet werden“ resümiert Ilona Leyer am Ende der Tagung. Auf die aktive Einbindung der Landwirtschaft, lokaler Verbände und engagierter Menschen komme es also an. Dier Teilnehmenden der Tagung waren sich einig, dass ein Bewusstsein für die biologische Vielfalt allgemein und den Wert ihrer Erhaltung in der breiten Öffentlichkeit und ganz konkret vor Ort, dort wo Schutzmaßnahmen durchgeführt werden, geschaffen werde müsse, um langfristig Arten und Lebensräume schützen zu können.

Infos zum Projekt ArnikaHessen: http://www.arnika-hessen.de (Hochschule Geisenheim University)