Schattenecken: Geheimnisvolles Halbdunkel

von

in

Schattenecken sind bei vielen Gartenfreunden sehr beliebt – als Abstellplatz für die Fahrräder und nicht benötigte Töpfe, für den Geräteschuppen oder um den Komposter unterzubringen. Kurz, sie sind nicht nur schattig, sondern fristen auch ein echtes Schattendasein. Eine verpasste Chance, denn absonnige Gartenbereiche sind alles andere als „Problemstandorte“, im Gegenteil. Spätestens, wenn das Thermometer im Sommer die 30-Grad-Marke knackt, sind auch die größten Sonnenfreunde für ein kühles Plätzchen im Schatten dankbar – und tauchen ein ins magische Reich des Halbdunkels.

Entdeckungsreise ins Unterholz
Unter Bäumen und Sträuchern, wo die Sonne immer wieder durch die Blätter blitzt und Lichtpunkte über den Boden tanzen, ist es angenehm kühl und es herrscht eine wunderbar geheimnisvolle Atmosphäre. „Nirgendwo kommt die Vielfalt an Grüntönen so gut zur Geltung wie dort“, sagt Andreas Luckhardt von der Staudengärtnerei Klingel & Luckhardt im niedersächsischen Wingst. Die Vielfalt an Stauden, die hier gedeihen, ist riesig. „Das Grundgerüst eines gelungenen Schattenbeets bilden attraktive Blattschmuckpflanzen, beispielsweise Farne, Funkien (Hosta) und schattenverträgliche Gräser“, erklärt der Staudenexperte. Das Japan-Waldgras (Hakonechloa) etwa bildet mit seinen elegant überhängenden Halmen dichte, an frischgrüne Wasserfälle erinnernde Polster und ist ein schöner Blickfang für puristisch-moderne oder asiatisch angehauchte Gärten.

Blütenzauber rund ums Jahr
Doch auch auf Blüten muss jenseits der Sonne niemand verzichten. Im Frühling, wenn die Zweige noch unbelaubt sind, nutzen zahlreiche Frühstarter die Gelegenheit, sich Hummeln und Bienen von ihrer schönsten Seite zu präsentieren. „Ich liebe zum Beispiel die Balkan- und die Busch-Windröschen (Anemone blanda, A. nemorosa) sehr. Obwohl sie nur um die 15 cm hoch werden, sind sie überaus robust und bilden über die Jahre dichte Blütenteppiche in Weiß, Rosa und Violett“, schwärmt Andreas Luckhardt. In Randbereichen lassen sich kleine Kostbarkeiten wie Leberblümchen (Hepatica), Frühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum) und sein von August bis Oktober blühendes Pendant, das Herbst-Alpenveilchen (Cyclamen hederifolium) aufs Schönste präsentieren. „Für den Herbstaspekt empfehle ich auch gerne den Herbst-Steinbrech (Saxifraga cortusifolia var. fortunei), der mit schönem Laub und mit leuchtend weißen bis purpurfarbenen Blüten besticht. Und Christrosen (Helleborus niger) blühen sogar im tiefsten Winter.“

Farbtupfer für alle Standorte
Naturgemäß herrschen im Halbschatten und Schatten eher gedeckte Töne vor, doch auch kräftige Farben sind vertreten. „Die auffälligen Blütenfackeln der Prachtspieren (Astilbe) etwa leuchten neben pastelligen Farben auch in feurigem Rot und im lichten Schatten fühlen sich viele Tagliliensorten (Hemerocallis) in verschiedenen Gelb- und Orangetönen wohl.“ Selbst im Schlagschatten von Gebäuden muss man nach attraktiven Blüten nicht lange suchen. Es locken zahlreiche Arten vom Tränenden Herz (Dicentra spectabilis ‘Goldheart’) über Wolfs-Eisenhut (Aconitum vulparia) und verschiedene Storchschnabelarten (Geranium) bis hin zum imposanten Wald-Geißbart (Arunucs dioicus) und den filigranen Elfenblumen (Epimedium), deren zarte Blüten über herzförmigen Blättern zu schweben scheinen.

Extremfall trockener Schatten
Wo voller Schatten auf trockenen Boden trifft, sind Spezialisten gefragt. An Gräsern kommen beispielsweise einige Seggen (Carex) und Hainsimsen (Luzula) in Frage. Pflegeleichte Bodendecker wie verschiedenfarbige Taubnesseln (Lamium) oder die wintergrüne, in strahlendem Gelb blühende Golderdbeere (Waldsteinia) tragen ebenfalls dazu bei, nackte Erde zu vermeiden. „Und das Salomonssiegel (Polygonatum) ist mit seinem architektonischen Aufbau sowohl für naturnahe als auch für formale Gärten ein toller Strukturgeber,“ sagt Andreas Luckhardt – und verrät auch gleich noch einen Tipp aus seiner Gärtnerei: „Unser Boden ist ebenfalls recht sandig und damit trocken. Wir verbessern seine Wasserhaltefähigkeit, indem wir regelmäßig gut abgelagerten Kompost und das tonhaltige Mineral Bentonit einarbeiten.“ (GMH)