Am Museum für Naturkunde Berlin wurde von einer deutsch-chinesischen Forschergruppe eine neue Insektenordnung entdeckt. Es handelt sich um die bereits ausgestorbene Ordnung der Taumelflügler (Tarachoptera). Die Tiere wurden als Einschlüsse im 100 Millionen Jahre alten Burmesischen Bernstein überliefert. Die Schuppen an den Flügeln der Taumelflügler belegen zusammen mit anderen Merkmalen, dass die Gruppe eine eigenständige Evolutionslinie darstellt, die noch vor den Schmetterlingen entstanden ist. Der Ursprung der Flügelschuppen ist also keine „Erfindung“ der Schmetterlinge.
In der Hierarchie der zoologischen Systematik ist die Ordnung eine sehr hochstehende Kategorie. Bei den Insekten werden heute 36 rezente Insektenordnungen unterschieden. Sie haben eine oft reichhaltige fossile Überlieferung und ihre Geschichte reicht bis weit in das Paläozoikum (Erdaltertum) zurück. Im Verlaufe der erdgeschichtlichen Entwicklung hat es jedoch immer wieder globale Katastrophen gegeben, die zum Aussterben vieler Gruppen und Ordnungen führten. Eine dieser Ordnungen, die nicht überlebt hat, sind die Taumelflügler oder lateinisch: Tarachoptera. Dass es diese Ordnung tatsächlich gegeben hat, ist erst jetzt am Museum für Naturkunde Berlin von einer deutsch/chinesischen Forschergruppe entdeckt worden. Sie wurden als Einschlüsse im Burmesischen Bernstein gefunden. Im Gegensatz zum bekannten Ostsee- oder Baltischen Bernstein, der vor 30-40 Millionen Jahren entstand, ist der Burmesische Bernstein mit ca. 100 Millionen Jahren mehr als doppelt so alt. Dadurch erlaubt er einen tieferen Blick in die Stammesgeschichte der Insekten. Mit nur 3 bis 4 mm Flügellänge gehören sie zu den kleineren Insekten, die im Allgemeinen wenig Beachtung finden, falls es sich nicht gerade um Blutsauger handelt. Taumelflügler hatten keine stechenden Mundwerkzeuge. Sie ernährten sich wahrscheinlich von Pilzsporen. Das interessanteste Merkmal der Gruppe ist die Beschuppung der Vorder- und Hinterflügel. Dieses Merkmal kennen wir von den Schmetterlingen, mit denen die Taumelflügler auch tatsächlich verwandt sind. Die Schuppen haben jedoch eine andere Form und Struktur, und belegen zusammen mit anderen Merkmalen, dass die Gruppe eine eigenständige Evolutionslinie darstellt, die noch vor den Schmetterlingen entstanden ist. Der Ursprung der Flügelschuppen ist also keine Erfindung der Schmetterlinge sondern ist schon vor deren Entstehung passiert. Aus der äußeren Gestalt der Taumelflügler können Vermutungen zur Lebensweise der Tiere abgeleitet werden. Es waren flache, abgeplattet wirkende Insekten, die wahrscheinlich auf Bäumen gelebt und sich dort in den Rissen und Klüften der Borke aufgehalten hatten. Die Neigung der Tiere zum aktiven Fliegen war vermutlich wenig ausgeprägt. Durch die fehlende Kopplung zwischen Vorder- und Hinterflügel war nur ein taumelnder Flug möglichwird, was ihnen zumindest den deutschen Name Taumelflügler eingebracht hat. Bei einer Art wurden auf den Flügeln große Duftschuppen gefunden. Das bedeutet, dass Taumelflügler bereits über ein Kommunikationssystem mit Pheromonen verfügten, mit dessen Hilfe sich Männchen und Weibchen finden konnten.
Bisher sind 14 Einschlüsse mit Taumelflüglern im Burmesischen Bernstein gefunden worden. Sie verteilen sich auf zwei Gattungen mit insgesamt 4 Arten. (Museum für Naturkunde)