Bayern: Der Borkenkäfer macht sich breit

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Normalerweise sind nach einem Winter die Bodenwasserspeicher unter unseren Wäldern gut gefüllt – nicht so in diesem Jahr. Auch der derzeitige Niederschlag kann die negative Wasserbilanz im Wald nur bedingt ausgleichen. Das hat vor allem Folgen für junge Bäume.

Aufgrund der geringen Niederschläge in den letzten Monaten sind die Wasserspeicher nur sehr gering gefüllt. Auch die Niederschläge der vergangenen Tage ändern daran fast nichts – ein Drittel des Wassers verdunstet bereits im Kronenbereich, bevor es überhaupt auf den Waldboden trifft. Mancherorts herrscht Dürre unterhalb von 25 cm Bodentiefe. Dies macht den bayerischen Wäldern zu schaffen. „Die Frühjahrstrockenheit gefährdet besonders die Waldverjüngung“, sagt Johann Koch, Waldreferent beim Bayerischen Bauernverband. „Die Wurzeln trocknen aus, die Vitalität der Jungpflanzen ist beeinträchtigt und führt bis zum Absterben“, erläutert der Experte. Betroffen sind vor allem Wiederaufforstungen von Schadflächen, die durch Sturm Niklas 2015 oder Borkenkäfer der vergangenen zwei Jahre entstanden sind. Pflanzen von Baumschulen seien besonders empfindlich, weil die Wurzelmasse zur Pflanzung meist verkleinert werden müsse und dabei ein so genannter Wurzelschnitt erfolge. Außerdem seien trotz aller Sorgfalt Fehler beim Transport oder bei der Pflanzung nicht auszuschließen.

„Frühjahrstrockenheit ist nichts neues“, sagt Koch. „Dieses Phänomen trat in den letzten Jahren häufiger auf. Die Waldbesitzer haben aus den Vorjahren gelernt und ihre Pflanztätigkeit oft schon in den Herbst verlegt, um das Risiko zu verringern. Doch dies kann das Problem nicht vollständig abfedern.“

Dritte Käfergeneration angelegt
Ein weiter Punkt gibt Anlass zur Sorge: Der trockenwarme September des vergangenen Jahres hat nochmals zu höheren Borkenkäferaktivitäten (Buchdrucker und Kupferstecher) geführt. Örtlich haben die Käfer sogar noch eine dritte Generation angelegt. Schwerpunkte des Befalls lagen 2016 für beide Käferarten erneut im Süden Bayerns. Besonders betroffen vom Buchdrucker waren das südliche Schwaben, das Alpenvorland in Oberbayern, Niederbayern und die südliche Oberpfalz. In Nordbayern lag der Befallsschwerpunkt im Raum Coburg. Die größten Befallsgebiete des Kupferstechers lagen in der südlichen Oberpfalz und in Niederbayern. Weitere Schwerpunkte lagen südlich von München bis hinüber zum Bodensee sowie im Raum Coburg. Vor allem die Fichte als Flachwurzler ist gefährdet. Wenn sie in Trockenstress gerät, bildet sie weniger Harz und ist damit weniger widerstandsfähig gegen den Borkenkäfer.

Hohes Risiko bei der Fichte
„Trotz intensiver Aufarbeitung geschädigter Bäume durch unsere Waldbesitzer muss in vielen Regionen, insbesondere in den Befallsgebieten des letzten Jahres, wieder mit einem erhöhtem Risiko bei der Fichte gerechnet werden“, warnt Koch. Die derzeit tiefen Temperaturen unterbrechen die Aktivitäten des Borkenkäfers nur.

Waldbesitzer sind angehalten, regelmäßig ihre gefährdeten Waldbestände zu kontrollieren und die befallenen Stämme schnellstmöglich einzuschlagen und noch vor dem Ausflug der Käfer bzw. dem Abfallen der Rinde aus dem Wald abzutransportieren. „Bitte lagern Sie das Holz, aber auch frisch geschlagenes Fichtenbrennholz, das die Käfer genauso als Brutmaterial nutzen, mindestens 500 m vom nächsten Nadelholzbestand entfernt“, appelliert Koch. Beim Entrinden der Bäume und Verbrennen der Rinde sei zudem unbedingt auf die Waldbrandgefahr zu achten.

Aktuelle Informationen zur Waldbrandgefahr liefert der Deutschen Wetterdienstes unter www.wettergefahren.de/warnungen/indizes/waldbrand.html. Mehr Informationen zum Borkenkäfer und wo genau er gesichtet wurde, erfährt man unter www.borkenkaefer.org. (BBV)