Macht es wirklich einen Unterschied, ob der Grillspieß aus Garnelen besteht, oder ob das weiße, proteinreiche Fleisch aus dem Innenleben eines Grashüpfers stammt? Lecker in Öl und Knoblauch mariniert und auf dem Rost gebraten könnte es eine ebenso schmackhafte Salatbeilage sein wie die altbekannten Gambas – also eine echte Alternative zu Fleisch. Neu ist die Idee nicht, auch wenn es auch in Mitteleuropa (noch) schwer vorstellbar ist, etwas auf dem Teller zu haben, was eigentlich eklig erscheint.
Genau diese Barriere könnte ein Insektenkochbuch zu überwinden helfen, das in den Niederlanden erschienen ist. Denn wenn bekannte Gerichte – mit Insekten statt mit Fleisch zubereitet – ästhetisch fotografiert und in Szene gesetzt werden, könnte die Hemmschwelle sinken, Lebewesen als Nahrungsalternative zu entdecken, die Verbraucher bisher allenfalls im Garten mit der Giftspritze bekämpft haben. Die Autoren Arnold van Huis, Henk van Gurp und Marcel Dicke sehen in Insekten auf dem Speisezettel eine Chance, den zunehmenden Proteinbedarf einer wachsenden Erdbevölkerung nachhaltig besser decken zu können. Der ernährungsphysiologische Wert von Insekten sei vergleichbar mit dem von Fleisch, nur brauche es weit weniger "Futter", um die gleiche Menge zu erzeugen, bestätigt auch die niederländische Universität Wageningen. Der ökologische Fußabdruck sei deshalb wesentlich kleiner als der von Rind, Schwein, Huhn & Co.
Seit 2008 produzieren holländische Firmen Insekten zur menschlichen Ernährung: Heuschrecken, Mehlwürmer und "Buffalo-Würmer", die über das Internet bezogen werden können. Louise Fresco, Professorin an den Universitäten Amsterdam und Wageningen, unterstreicht in ihrem Vorwort zum Kochbuch, dass Insekten vor allem als Fleischersatz in verarbeiteten Lebensmitteln, wie Wurst, Pizza oder Suppen vorstellbar seien. Wenn eine Wurst in Zukunft zu je einem Drittel aus Fleisch, Insekten und pflanzlichem Protein bestünde, sei dies schon ein riesiger Gewinn. Das Buch stellt die Insekten insbesondere als Delikatesse vor, um zu zeigen, dass diese durchaus appetitlich angerichtet werden können.
Belohnt wurden die Autoren nun mit dem ersten Preis beim "Green Book Festival" in San Francisco. Ob das die Ekel-Barriere beim Verbraucher zu überwinden hilft und ein Insekten-Burger einmal Einzug in die bekannten Schnellrestaurants findet? Der Anfang ist jedenfalls gemacht. (Quelle: www.aid.de)