„Die Rückkehr des Wolfes in Deutschland stellt Rheinland-Pfalz vor Herausforderungen – auch, wenn es in den vergangenen Jahren nur sehr vereinzelte Nachweise gegeben hat und derzeit kein Einzeltier und auch kein Wolfsrudel in Rheinland-Pfalz nachgewiesen ist. Trotzdem setzen wir konsequent auf Vorsorge: Mit unserem Wolfsmanagementplan haben wir bereits im Jahr 2015 eine wichtige Grundlage im Umgang mit dem Wolf gelegt.
Nun gehen wir gemeinsam mit Baden-Württemberg, Hessen und dem Saarland noch einen Schritt weiter, indem wir eine bundesweit einmalige Kooperationsvereinbarung geschlossen haben. Hierbei geht es vor allem um die Besenderung und den Umgang mit auffälligen Tieren, den besseren Informationsaustausch zwischen den Ländern und eine engere Abstimmung. Die entspricht auch den Wünschen der Landwirtschaft“, sagte Umweltministerin Ulrike Höfken heute in Mainz.
Wolfsmonitoring: Besserer Schutz vor auffälligen Tieren
Oberstes Ziel der Landesregierung ist, beim Umgang mit der weiteren Ausbreitung des Wolfes auf die Sicherheitsbedürfnisse der Bevölkerung einzugehen sowie ausreichend Schutz vor Schäden in der Nutztierhaltung zu erreichen. „Es ist ein gutes Zeichen, dass die Naturräume wieder in der Lage sind, den Wolf wieder heimisch werden zu lassen, nachdem er vollständig aus Deutschland verschwunden war. Das erfordert aber Vorkehrungen, die wir nun verstärken“, so die Ministerin. „Wir werden zukünftig Synergien nutzen, die durch eine länderübergreifende Kooperation entstehen und intensiv Informationen austauschen. Zukünftig können Ressourcen bei Fang, Besenderung und gegebenenfalls der Entnahme von Wölfen geteilt werden“, sagte Höfken. „Wölfe nehmen auf Ländergrenzen keine Rücksicht, daher halten wir es für notwendig zu kooperieren. Das macht uns alle unterm Strich schneller und effizienter.“
Das Ziel ist, wandernde Wölfe durch ein Wolfsmonitoring effektiver zu beobachten und zu überwachen. Eine Managementgruppe wird Tiere auswählen und mit einem Sender ausstatten, um ihre Wege nachvollziehen zu können. „Wird ein Tier auffällig, können wir es orten, besser informieren und mit geeigneten Maßnahmen direkt eingreifen“, so die Ministerin. „Das verbessert nicht nur den Schutz, wenn Wölfe gegenüber dem Menschen auffällig geworden sind, sondern auch, wenn Wölfe korrekt ausgeführten Herdenschutz wiederholt überwinden und Nutztiere töten.“ Die rechtlich-politische Verantwortung für das Wolfsmanagement verbleibt dabei vollständig bei den zuständigen Ländern. Die Ministerin wies zudem darauf hin, dass ein effektiver Herdenschutz in der Verantwortung der Tierhalterinnen und Tierhalter liegt.
Hintergrund: Wolfsmanagement in Rheinland-Pfalz:
Im März 2015 hat das rheinland-pfälzische Umweltministerium den Managementplan für den Umgang mit Wölfen in Rheinland-Pfalz beschlossen. Der Managementplan wurde im Auftrag des Umweltministeriums von der Stiftung für Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) in Abstimmung mit allen wesentlichen Interessensgruppen erstellt und dient als primärer Leit- und Handlungsfaden in Sachen Wolf. Er orientiert sich an den bundesweiten Standards zum Umgang mit Wölfen. Er enthält Informationen zur Biologie der Art und zum Umgang mit ihr, potentielle Konfliktfelder und Informationen zu Prävention, Schadensbegrenzung und Konfliktmanagement. Zudem werden Kontaktadressen aufgeführt.
Im Falle eines Nutztierrisses bietet die Landesregierung im Rahmen ihres Wolfsmanagements unter anderem Ausgleichszahlungen in Höhe von 1005 der förderfähigen Ausgaben an.
Sollte sich in Zukunft ein Einzeltier oder ein Rudel in Rheinland-Pfalz etablieren, sind außerdem Zuwendungen zu Präventionsmaßnahmen, bspw. die Anschaffung wolfssicherer Zäune, bis zur Höhe von 90 Prozent der förderfähigen Ausgaben möglich.
Weitere Unterstützungsleistungen wie die Förderung des Zaunbaus werden aktuell geprüft. Die Förderungen erfolgen aus Mitteln des Naturschutzes und der Jagdabgabe.
Im Umweltministerium findet außerdem jährlich ein „Runder Tisch Großkarnivoren“ statt, zu dem alle wesentlichen Interessensgruppen wie etwa der Schaf- und Ziegen-halterverband oder der Bauern- und Winzerverband eingeladen werden, um sich über den aktuellen Stand des Wolfsmanagements auf Landesebene auszutauschen.
Die Diskussionen sind stets sachlich und lösungsorientiert. Zusätzlich ist durch die Großkarnivorenhotline (06306 –911 199 oder luchs(at)snu.rlp.de) eine verlässliche Anlaufstelle für etwaige Fragen eingerichtet.
Unter der Leitung der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft erfolgt seit 2015 ein demografisches Wolfsmonitoring für Rheinland-Pfalz. Die Ergebnisse fließen in das bundesweite Monitoring ein.
Nach der vollständigen Ausrottung des Wolfes erfolgte der erneute Erstnachweis in Rheinland-Pfalz im Jahr 2012. Folgende Nachweise gibt es bis heute:
2012 war im Westerwald der erste Wolf nach mehr als 100 Jahren nachgewiesen und später illegal erschossen worden. 2015 erfolgte ein genetischer Nachweis an einem Rehriss im Wasgau. 2016 erfolgten drei genetische Nachweise und ein Fotonachweis im Bereich Westerwald. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die genetischen Nachweise und der Fotonachweis aufgrund der zeitlichen und räumlichen Nähe von ein und demselben Tier stammen. 2017 gab es einen Bildnachweis in Rheinbrohl/Leutesdorf. Aktuell gibt es keine Hinweise auf ansässige Einzeltiere oder Rudel. (MUEEF Rheinland-Pfalz)