Wird ein Eingriff, beispielsweise ein Bauvorhaben wie das interkommunale Gewerbegebiet Bruckbach realisiert, ist der Vorhabensträger nach der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung des Bundesnaturschutzgesetzes verpflichtet, naturschutzfachlich abgestimmte Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen dauerhaft umzusetzen. Bislang wurden hierzu landwirtschaftliche Flächen gekauft und für den Naturschutz entwickelt. Gemeinsam mit dem Vorhabensträger (Trend Immobilien GmbH) entwickelte die Bayerische KulturLandStiftung (BKLS) gemeinsam mit den Projektbeteiligten ein System, welches nun ohne den Flächenankauf auskommt. Der neue Weg nennt sich produktionsintegrierte Kompensation.
Produktionsintegrierte Kompensation bedeutet die Integration von Naturschutzmaßnahmen in die konventionelle Bewirtschaftung der ortsansässigen Landwirte. Gemeinsam mit ihnen plante die BKLS im Süden Rohrbachs in den Ilmauen Gewässerrandstreifen, die durch ihren Blütenreichtum Insekten einen Lebensraum bieten und Zugvögeln im Winter als Nahrungsquelle dienen soll. Auch dem Kiebitz, der sich in den Ilmauen zuhause fühlt, wird durch die Einsaat spezieller Gras- und Kräutermischungen die Möglichkeit geboten, sich im Frühjahr niederzulassen. Auf Flächen der Marktgemeinde Wolnzach wurde ein Heidelerchenlebensraum hergestellt. Hierbei wurden gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz die potentiellen Flächen begutachtet und letztendlich mit den Landwirten zwischen Hopfenanbau und Wald ein Lebensraum mit Brachen und Blühstreifen geschaffen. Auch das Rebhuhn findet in einem Sommergetreidestreifen, ausgesät im doppelten Saatreihenabstand, Nahrung für den Winter.
Mit allen Projektpartnern wurde eine erste Besichtigung der PIK-Ausgleichsflächen für das interkommunale Gewerbegebiet am 17. Juni durchgeführt. Ziel war es, sich über den Aufwuchserfolg auszutauschen und die gemeinsamen Anliegen zu diskutieren. Sichtlich erfreut äußerte sich der Vorhabensträger über die gemeinsame Planung und Umsetzung der PiK-Maßnahmen: „Der gemeinsame Weg mit den Landwirten und der BKLS hat gezeigt, dass der Ausgleich mit PiK-Maßnahmen sinnvoll und verantwortungsvoll mit allen Beteiligten für unser interkommunales Gewerbegebiet umgesetzt werden kann.“
Bei der Begehung konnte auch der Bayerische Rundfunk begrüßt werden, dem ein Einblick in die neue Art von Kompensation ermöglicht wurde. „Besonders wichtig ist es nun, die Entwicklung der Flächen zu verfolgen“, berichtet der Projektleiter der BKLS Dominik Himmler dem Rundfunk. „Hierzu gehört auch die regelmäßige Pflege durch Mulchen und Mahd, welche die Landwirte nach dem 15 Juli bis Oktober durchführen.“
Das Pilotprojekt hat dazu beigetragen, gemeinsam wichtige Erfahrungen zu sammeln, die es nun ermöglichen, dieses Modell weiter in der Praxis auszubauen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine enge Zusammenarbeit mit den Landwirten, Behörden und verantwortlichen Landschaftsplanern notwendig ist, um die Trägerschaft der PiK-Maßnahmen über 25 Jahre verantwortungsvoll zu übernehmen.
„Ich persönlich freue mich, dass wir erste Erfolge verzeichnen können. Es ist uns nicht nur gelungen Rückzugsräume zu schaffen, vielmehr ist es den Landwirten durch ihr Engagement auch gelungen, Trittsteine für seltene Tierarten zu schaffen und das Landschaftsbild durch blüten- und krautreiche Ansaaten aufzuwerten“, berichtet Dominik Himmler.