Wenn die letzten Äpfel gepflückt sind, legen heimische Obstbauern nicht etwa die Hände in den Schoß. Denn auch nach der Ernte des Herbstobstes zum Saisonende gibt es viel zu tun. Jetzt beginnen die wichtigen vorbereitenden Arbeiten für eine reichhaltige Ernte von heimischem Obst im nächsten Jahr – und das nicht nur bei den Äpfeln.
Eine wichtige Aufgabe der heimischen Obstbauern in den kommenden Monaten ist die Vermarktung ihrer Äpfel. Ein Großteil der Früchte wurde in den „Winterschlaf“ geschickt, um den Bedarf an schmackhaftem heimischem Obst bis weit ins nächste Jahr decken zu können. Gekühlt sowie in einer Umgebungsluft mit reduziertem Sauerstoff- und erhöhtem Kohlenstoffdioxidgehalt bleiben die Äpfel über Monate frisch. Moderne Computertechnik hilft dabei, die Bedingungen in den Kühllagern konstant zu halten. „Wir kontrollieren regelmäßig die Werte“, erklärt Matthias Cremerius junior vom Obsthof Cremerius in Meckenheim bei Bonn. Passiert etwas Ungeplantes, fällt beispielsweise ein Kühlkompressor aus, bekommt der Obstbauer eine Nachricht auf sein Handy geschickt.
Winterschnitt
Zeitintensive Aufgabe über die Wintermonate ist der Schnitt der Obstgehölze. Von November bis zum Frühjahr arbeiten die Profis mit ihren Scheren und Sägen in den Plantagen. Neben Beerensträuchern stehen vor allem die Bäume von Apfel, Birne und Kirsche im Fokus der Arbeiten. Durch den Schnitt sorgen die Obstbauern dafür, dass die Bäume verjüngt werden und im nächsten Frühjahr und Sommer genügend Licht und Luft zwischen die Blätter kommt. Nur so bekommen sie große, schmackhafte Früchte. „Wir müssen jedes Jahr schneiden, um die Bäume viele Jahre lang vital und ertragsfähig zu halten“, berichtet Cremerius.
Neue Sorten sind gefragt
In der kalten Jahreszeit ist der Obstbauer darüber hinaus mit der Planung der Neuanpflanzung beschäftigt. „Wir versuchen, unseren Baumbestand jung zu halten, weil das weniger Arbeit macht“, erläutert der Experte. Nach etwa 20 Jahren hat eine Apfelplantage ihre produktivste Zeit hinter sich und muss erneuert werden. Gepflanzt werden neben dem im Rheinland vorherrschenden „Elstar“ auch neue Sorten. „Wir ersetzen im Moment Jonagold und Braeburn nach und nach durch Neuzüchtungen, weil sie nicht mehr so gefragt sind“, sagt Cremerius. Dabei die richtige Auswahl zu treffen, entscheidet über den Erfolg des Familienbetriebs in den nächsten 10-20 Jahren. Gefragt sind derzeit eher süße Sorten mit besonders knackigem Fruchtfleisch, wie Gala, Honeycrunch und Fuji, doch der Geschmack der Kunden kann sich schnell ändern. Cremerius hofft, dass dieser Trend noch eine Weile anhält und sich die Investition in die neuen Sorten auszahlt.
Ab Februar im Erdbeerfeld
Auch im neuen Jahr geht es gleich weiter: Im Januar bringt Cremerius bereits wieder gemeinsam mit den Mitarbeitern den Fuhrpark auf Vordermann und wartet die Maschinen. Ab Februar beginnt dann die Arbeit in den Erdbeerfeldern. Die Reifezeit der leckeren Früchtchen lässt sich mithilfe verschiedener Kulturmaßnahmen steuern. Um die Ernte hinauszuzögern und somit länger Erdbeeren ernten zu können, wird bei Frost Stroh ausgebracht. Das führt dazu, dass die Kälte länger im Boden bleibt und sich die Entwicklung der Pflanzen verzögert. Um den Austrieb der Erdbeeren zu beschleunigen, werden die Pflanzen hingegen mit schützendem Vlies oder Folien abgedeckt. So sorgen die Obstbauern im Winter dafür, dass es bereits ab April wieder die ersten Erdbeeren aus deutschem Anbau gibt. (Quelle: GMH)