Die Zwischenbilanz der neunten „Stunde der Wintervögel“ offenbart schlechte Nachrichten von der Amsel. Insgesamt zeigen sich die Wintervogelbestände aber recht stabil. Bei den Teilnehmerzahlen an Deutschlands größter Citizen Science-Aktion deutet sich erneut ein Rekord an.
Bis zum heutigen Mittwoch haben bereits über 96.000 Teilnehmer aus über 66.000 Gärten und Parks dem NABU und seinem bayerischen Partner LBV ihre Beobachtungen gemeldet. Damit dürften die Teilnehmerzahlen aus dem Vorjahr erneut deutlich übertroffen werden. „Wir freuen uns über die hohen Teilnehmerzahlen und das große Interesse an der heimischen Vogelwelt“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „So werden unsere Ergebnisse noch aussagekräftiger. Den Vögeln hilft es, wenn immer mehr Menschen ihren Garten als Mini-Naturschutzgebiet begreifen und ihn entsprechend vogelfreundlich gestalten.“
Wenn Vogelfreunde bei der diesjährigen „Stunde der Wintervögel“ am heimischen Futterhäuschen weniger zu zählen hatten, dann lag das vor allem am Wetter. „Der bisher europaweit sehr milde Winter sorgt dafür, dass weniger Wintervögel aus dem Norden und Osten zu uns kommen und dass viele Waldvögel auch außerhalb der Gärten genug zu fressen finden und nicht zu den Futterstellen kommen“, so NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. „Auch der plötzliche Wintereinbruch am Zählwochenende mit starken Schneefällen in Süddeutschland hat daran nichts mehr geändert.“ Die Zahlen für die typischen Futterhausbesucher Kohlmeise, Blaumeise, Eichelhäher, Buntspecht, Gimpel, Sumpf-, Tannen und Haubenmeise sind aus diesen Gründen etwas niedriger als im Schnitt.
Gleichzeitig ist ein größerer Anteil an Teilziehern wegen der milden Temperaturen in Deutschland geblieben. „Es wurden mehr Ringeltauben, Heckenbraunellen und Rotkehlchen gezählt“, so Lachmann. „Insgesamt liegt die Zahl der gesichtete Vögel pro Garten mit 38,2 etwa auf Vorjahresniveau und damit vier Prozent unter dem langjährigen Mittelwert.“ Am häufigsten gesichtet wurde wie im Jahr zuvor der Haussperling vor Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling und Amsel.
Schlechte Nachrichten gibt es von der Amsel. „Mit bundesweit nur 2,75 Amseln pro Garten fährt diese Art ihr mit Abstand schlechtestes Ergebnis ein, ein Rückgang von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sicher konnten im sehr trockenen Sommer 2018 weniger Jungvögel überleben, da sie auf Regenwürmer angewiesen sind, die sie nur bei feuchtem Boden leicht finden können“, so Lachmann. „Der Hauptgrund dürfte aber die Usutu-Epidemie sein, die im vergangenen Sommer erstmals fast deutschlandweit aufgetreten ist.“
Bei den Grünfinken, die bisher am stärksten von allen Wintervogelarten von einem Rückgang betroffen sind, gibt es zumindest keinen neuen Negativrekord. „Mit 1,31, Vögeln pro Garten ist das Ergebnis nicht ganz so schlecht wie erwartet, denn vor zwei Jahren waren es sogar nur 1,29 Grünfinken pro Garten“, sagt Lachmann.