Und dann ist da noch der trockene Schatten. Die wirklich dunkle Seite  der Macht sozusagen, die sich scheinbar jedem Versuch, ihr Leben  einzuhauchen, widersetzt und gefühlt überall lauert. Im Schlagschatten  des Nachbarhauses. Im Vorgarten, wo die hohe Hecke den Regen ein wenig  zu erfolgreich abhält. Unter flachwurzelnden Gehölzen wie Birken, Ahorn  und Nadelbäumen.
Spezialisten für den trockenen Schatten
„Vor allem Fichten sind ein echter Härtefall, darunter kann man  höchstens noch Oxalis acetosella pflanzen, den Wald-Sauerklee. Ich rate  daher in der Regel explizit davon ab, zu viele Nadelgehölze in den  Garten zu pflanzen“, sagt Cornelia Pacalaj von der gartenbaulichen Lehr-  und Versuchsanstalt in Erfurt. Für nahezu alle anderen Fälle hat sie  jedoch gute Nachrichten: Selbst im trockenen Schatten und unter  flachwurzelnden Laubgehölzen lassen sich abwechslungsreiche  Staudenpflanzungen anlegen.
Die Gartenbau-Ingenieurin hat bereits diverse Staudenmodule für den  Schatten mitentwickelt und kennt die breite Palette geeigneter Stauden.  „Eine schöne Blütenstaude ist zum Beispiel das Zottige Silberglöckchen,  Heuchera villosa var. macrorrhiza. Bei ihm erscheinen die namensgebenden  Blüten von September bis November über dem auffälligen limettengrünen,  im Winter dann orangerot verfärbten Laub. Da es einen feinen Flaum als  Verdunstungsschutz besitzt, verträgt es sommerliche Trockenphasen recht  gut. Äußerst robust und trockenheitsresistent ist auch der Knotige  Storchschnabel, Geranium nodosum, der über dem glänzenden Laub selbst im  trockenen Schatten von Mai bis zum Frost rosaviolett blüht.“
Formvollendete Ästhetik
Das himmelblau blühende Kaukasusvergissmeinnicht ‚Jack Frost‘  (Brunnera macrophylla) ist ebenfalls ein echter Schattenstar. Die  dekorativen Blüten sind allerdings eher ein netter Nebeneffekt. „Was die  Blicke viel mehr auf sich zieht, ist das herzförmige Laub mit der  silbrig-grünen Blattzeichnung. Das ist charakteristisch für viele  Schattenpflanzungen, sie wirken oft mehr durch ihre abwechslungsreichen  Strukturen und attraktives Laub als durch bunte Blüten“, erklärt  Pacalaj. Weiß, Violett und Pastelltöne sind bei den Blütenfarben am  häufigsten vertreten. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie etwa die  goldgelb leuchtenden Blüten der Waldsteinie (Waldsteinia) und der Gelbe  Lerchensporn (Pseudofumaria lutea) beweisen.
„Luftig und verspielt, puristisch,elegant, exotisch – grundsätzlich  kann man im Schatten ebenso unterschiedliche Stimmungen erzielen wie an  sonnigen Standorten, die Pflanzenauswahl ist groß genug“, fasst Cornelia  Pacalaj zusammen. Darüber hinaus lohnt es sich, ein wenig zu  experimentieren: „Jeder Standort ist einzigartig und Stauden sind  ausgesprochen anpassungsfähig. Was im Nachbargarten gar nicht  funktioniert, kann bei mir schon wieder ganz anders aussehen.“
