Augen auf beim Waldspaziergang: Der Boden lebt

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Wer im Frühherbst im Wald unterwegs ist, genießt die letzten Sonnentage, sucht Erholung oder vielleicht auch Pilze. Dabei lohnt es sich, auch einmal in die Knie zu gehen und die kleine Welt des Waldbodens genauer anzuschauen. Hier lässt sich das perfekte Zusammenspiel der verschiedenen Organismen beim Auf- und Abbau von Materie vergegenwärtigen.

Tod und Leben liegen im Waldboden ganz eng beieinander. Der Kreislauf der Natur schließt sich hier auf wenigen Quadratzentimetern. Abgestorbene Biomasse wird aufbereitet und abgebaut, sodass die Grundbestandteile den Pflanzen wieder als Nährstoffe für den Stoffwechsel zur Verfügung stehen. An diesen Prozessen sind besonders Mikroorganismen wie Bakterien, Strahlenpilze und Pilze beteiligt – sogenannte Saprophyten, die von totem organischem Material leben. Sie spielen insbesondere beim Aufschluss und der energetischen Verwertung der Holzsubstanz eine zentrale Rolle. Obwohl man sie meist nicht wahrnimmt (Ausnahme: beim herbstlichen Pilzesammeln), bilden sie die Hauptmasse der Organismen im Boden.

Neben den Saprophyten sind auch Tiere an den Abbauprozessen von totem organischem Material beteiligt, die sogenannten Saprophagen. Zu ihnen gehören Vertreter fast aller Tiergruppen, zum Beispiel Fadenwürmer, Doppelfüßer, Springschwänze, Asseln und Schnecken. Viele dieser Tiere zerkleinern größere Partikel und fungieren damit als Primärzersetzer. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den Regenwürmern zu. Bei der Verdauung von Nahrung verbinden sich in ihrem Darm die aufgenommenen mineralischen Bestandteile des Bodens mit organischen Partikeln und werden als recht stabile "Ton-Humus-Komplexe" ausgeschieden. Sie sind für die Versorgung der Waldpflanzen mit Nährstoffen sehr wichtig. Die Saprophagen selbst sind wiederum eine Nahrungsquelle für viele räuberische Streu- und Bodenbewohner wie Spinnen, Käfer oder Hundertfüßer. Auch für viele Vogelarten und Säugetiere, etwa Spitzmäuse und Maulwürfe, sind sie eine willkommene Mahlzeit.

Übrigens: Allein die Organismen in den obersten 30 Zentimetern des Waldbodens erreichen unter optimalen Bedingungen ein Gesamtgewicht von bis zu 25 Tonnen je Hektar. (Quelle: www.aid.de)