Wenn Menschen mit etwas angeben, dann meistens mit dem Neusten vom Neuen! Dabei haben es auch die zeitlosen Klassiker verdient, beachtet zu werden. Immerhin überzeugen sie schon seit Jahren mit ihrer Schönheit. So jedenfalls in der Tulpenwelt, wo es eine Vielzahl an Sorten gibt, die zwar schon älter sind, aber mit den brandneuen Blumenzwiebeln durchaus mithalten können.
Klassisch-elegant
Schwarze Blüten gibt es nicht, aber durchaus so satte, tiefe Töne, dass sie an die Farbe der Nacht sehr nah herankommen. Die Tulpe mit dem passenden Namen ‚Queen of Night‘ ist das beste Beispiel dafür. Ihre Blüte zeigt ein so dunkles Rot, dass sie – je nach Lichteinfall – für Schwarz gehalten werden könnte. „Diese Tulpe wurde bereits 1944 eingeführt, der wahrscheinlich dunkelsten Zeit der niederländischen Geschichte. Während des zweiten Weltkrieges war der Norden der Niederlande von der Lebensmittelversorgung abgeschlossen, wodurch eine große Hungersnot entstand. Um zu überleben, verarbeiteten die Menschen viele Tulpenzwiebeln mit Kartoffeln zu Brei", erzählt Blumenzwiebelexperte Carlos van der Veek von Fluwel. „In solch einer Zeit eine neue Sorte herauszubringen, verspricht natürlich keinen guten Start. Aber die ‚Queen of Night‘ hat sich aufgrund ihrer eindrucksvollen Farbe und eleganten Form dennoch durchsetzen können und wird bis heute gerne in Gärten gepflanzt!" Deutlich knalliger kommt dagegen die rote ‚Lefeber‘ daher – auch eine Tulpe, die schon zum ‚alten Eisen‘ gehört. Bereits seit 90 Jahren ist sie auf dem Markt und sitzt seitdem auf dem Thron der größten und rötesten Tulpe des niederländischen Blumenzwiebelsektors. Bis jetzt schaffte es keine andere Tulpe, sie in diesen beiden Punkten zu übertrumpfen.
Romantisch-verträumt
Neben kräftigen Tönen liegen auch Tulpen mit zarten Pastelltönen im Trend. Die ‚Angelique‘ passt da perfekt: Sie erinnert mit ihren gefüllten Blüten in Rosa und Weiß entfernt an köstliche Zuckerwatte und sorgt während der meist noch trüben Frühlingstage für helle Lichtreflexe im Beet. Allein gepflanzt, verbreitet sie romantischen Charme, in Kombination mit Gräsern bringt sie natürliche Eleganz in den Garten – und das bereits seit 62 Jahren. „Noch älter und ebenso zeitlos modern ist die ‚Mount Tacoma’", hebt van der Veek von Fluwel hervor. „Diese Tulpe ist schon fast 100, aber das lässt sie sich nicht anmerken. Im Garten ist sie genauso zuverlässig und stark wie eh und je!" Ab Mitte April trägt diese Klassikerin ihre gefüllten Blüten, die aus der Ferne für kugelrunde Schneebälle gehalten werden könnten. Ihr Look ist kühl-elegant. Damit passt sie zum Beispiel ideal in architektonisch-geradlinige Gärten mit formalen Immergrünen und Steinwegen.
Wild-exzentrisch
Alte Tulpen können aber längst nicht nur brav – bester Beweis ist die Blumenzwiebelmischung ‚Madonna’s Hung Up‘. Sie besteht aus der weißen Papageien-Tulpe ‚Madonna‘, die bereits seit 1960 in der Garten- und Schnittblumenwelt erfolgreich ist, und ihren roten und gelben Farbmutanten. Wild-exzentrisch schmiegt sich die gefranste Familie aneinander und bietet ein spektakuläres Schauspiel. „Wer auf der Suche nach Tulpen ist, die sich anständig verhalten und wie Zinnsoldaten ordentlich in einer Reihe stehen, der ist bei den Madonnas falsch", weiß van der Veek von Fluwel. „Diese Frühlingsblüherinnen sind nämlich höchst eigenwillig: Sie tanzen, schwingen, schaukeln und wiegen sich lasziv nach allen Seiten. Köstlich exzentrisch, ein bisschen provokant, ein bisschen frech, aber vor allem sehr schön!" Ähnlich verrückt verhält sich die ‚Rococo‘. Bei ihr handelt es sich um eine geheimnisvolle und etwas kürzere Papageientulpe. Ihre Grundfarbe ist Kardinalrot, aber ihre Blüte bietet noch mehr: Lila Flammen, bizarre Formen und merkwürdige Kerben mit grünen Tupfern. Sie hat sowohl im Beet als auch im Topf einen großen Auftritt und lässt sich sogar in einer Vase herrlich auffällig inszenieren. Übrigens: Wer die Blumenzwiebeln der ‚Rococo‘ in diesem Herbst in den Boden bringt, kann nächstes Jahr mit ihr zusammen ihren 80. Geburtstag feiern! (Quelle: fluwel.de)