Orchideen im Sperrbezirk

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Naturschützer schaffen Lebensraum und erhalten Artenvielfalt im DBU-Naturerbe Wersener Heide.
Diese Pflanze will sich von überwachsenem Gras nicht den Rang ablaufen lassen: Das Gefleckte Knabenkraut ist eine lila-weiß blühende, schützenswerte Orchideenart mit einigen Ansprüchen. Revierleiter Rainer Schmidt vom Bundesforstbetrieb Rhein-Weser hat das mittlerweile ausgeweitete Vorkommen der Pflanze auf der größtenteils für Passanten gesperrten DBU-Naturerbefläche Wersener Heide seit über 15 Jahren im Blick. Auch in diesem Herbst hat er die passende Pflege organisiert.
Orchideen-Hotspot dank militärischer Nutzung
Auf insgesamt dreieinhalb Hektar (ha) hat der Förster im Auftrag der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), des DBU Naturerbes, breite Wiesensäume am Waldrand für die Orchideen mähen lassen. Die inzwischen abgeschlossene Pflegemaßnahme kam auch der angrenzenden Heide zugute, die ein beauftragter Gartenlandschaftsbauer mit seinem schweren Mulchmähgerät Mitte November gleich mitgeschnitten hat. „Den aufgefangenen Grünschnitt hat er abgefahren, damit nicht unnötig viele Nährstoffe in den Boden gelangen. Die Orchidee mag diese mageren, ungedüngten Standorte auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz“, weiß Schmidt. Dass sich das Knabenkraut seit rund 15 Jahren auf der jetzigen DBU-Naturerbefläche immer weiter ausdehnt – daran hat der Förster seinen Anteil. „Damals brauchten die Soldaten für ihre Artillerie-Übungen breite Wegesäume und Buchten am Waldrand, um etwa Panzer wenden zu können. In Folge dessen haben wir Birken, Pappeln und Kiefern am Weg gefällt“, erinnert sich Schmidt. Als Nebeneffekt entwickelte sich der Orchideenstandort und damit ein Hotspot für die Artenvielfalt. 
Belting: „Artenvielfalt ist nicht selbstverständlich und muss aktiv gefördert werden“
„Wir müssen uns bewusst machen, dass die Artenvielfalt nicht selbstverständlich ist und aktiv gefördert werden muss“, erklärte Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Gerade auch durch den Klimawandel und die unerbittliche Forderung der Menschen nach den Ressourcen der Erde sei das Artensterben heute um ein Vielfaches höher als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre. Belting: „Naturschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Auch dank finanzieller Unterstützung des Kreises Steinfurt erhalten wir die Orchideensäume und die Heide in der Wersener Heide.“ 
DBU Naturerbe hat 71 Flächen mit rund 70.000 Hektar vom Bund übernommen
Das DBU Naturerbe verantwortet als Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) den Naturschutz auf 71 überwiegend ehemaligen Militärflächen mit rund 70.000 ha in zehn Bundesländern. Auch in Folge der Wiedervereinigung und des langanhaltenden Friedens in Europa hat der Bund bislang etwa 164.000 ha wertvoller Naturfläche als Nationales Naturerbe ausgewiesen und an Stiftungen, Naturschutzverbände oder Bundesländer übertragen. Zum Nationalen Naturerbe zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, Treuhandareale und stillgelegte Braunkohletagebaue. Im DBU Naturerbe sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. Zudem möchte die DBU-Stiftungstochter Menschen für die heimische Natur begeistern. (DBU)