Was macht ein Gärtner oder eine Gärtnerin eigentlich den lieben langen Tag? Der angehende Zierpflanzengärtner Axel Schwarze (28) gibt Einblick in seinen Ausbildungsalltag bei einem Jungpflanzenunternehmen in Münster.
Arbeiten im Rhythmus der Natur
Axel Schwarzes Job ist nichts für Morgenmuffel: In den Sommermonaten beginnen der 28-Jährige und seine Kolleg:innen bereits um 7 Uhr morgens mit ihrer Arbeit. So umgehen sie die Nachmittagshitze, können aber trotzdem Tageslicht und warme Temperaturen voll ausnutzen. In den dunklen Wintermonaten geht es in der Gärtnerei dann ruhiger zu, wenngleich es auch während dieser Saison jede Menge zu tun gibt. Seine Ausbildung absolviert der angehende Zierpflanzengärtner im Zuchtzentrum eines Jungpflanzenunternehmens im westfälischen Münster. Anders als viele andere Zierpflanzengärtnereien, die ihre Jungpflanzen einkaufen, betreibt das Unternehmen eine eigene Zucht. Das war auch der Grund, aus dem Axel Schwarze sich hier um einen Ausbildungsplatz bewarb: „Ich möchte möglichst viele Pflanzen kennenlernen und mit verschiedenen Pflanzenkulturen arbeiten. Dazu habe ich in der Zucht Gelegenheit“, sagt der Auszubildende, der zuvor ein Biologiestudium absolviert hat. Weil ihm die praktische Arbeit im Studium zu kurz kam, entschied er sich für eine Ausbildung zum Zierpflanzengärtner. „Ich finde es toll, mit Jungpflanzen zu arbeiten und die Pflanzen von Grund auf aufzuziehen und zu pflegen.“
Handarbeit im Zuchtbetrieb
Oft beginnt und endet der Arbeitstag des Auszubildenden mit dem Wässern der Pflanzen. Was er sonst noch beinhaltet, das erfährt Axel Schwarze in der Morgenrunde, in der sein Betriebsleiter die Aufgaben, die an diesem Tag anstehen, auf das 15-köpfige Team verteilt. Einen Großteil seiner Arbeitszeit verbringt er im Gewächshaus, wo er sich um die Stecklinge kümmert. Damit sie zunächst zu Jungpflanzen und schließlich zu fertigen Pflanzen heranwachsen, bedarf es viel Arbeit. Vieles davon erledigt der angehende Gärtner per Hand. Denn während an den Produktionsstandorten der Gärtnerei mitunter zehntausende Pflanzen einer Sorte am Tag produziert werden, sind es im Zuchtbetrieb nur etwa 15 bis 20. Diese werden anschließend auf der Freifläche ausgestellt und von den Züchter:innen des Betriebs bewertet. Das Ergebnis entscheidet darüber, ob eine Pflanze ins Sortiment des Großhändlers aufgenommen wird. Dabei spielt die Optik eine Rolle, aber zum Beispiel auch, wie widerstandsfähig die Pflanze gegenüber Umweltbedingungen und Schädlingen ist.
Hier ist Genauigkeit gefragt
„Als Gärtner denkt man häufig in Kalenderwochen: In der einen Woche wird ausgesät, in einer anderen getopft“, erklärt Axel Schwarze. Steht beispielsweise das Topfen auf dem Plan, befüllt er mit Hilfe einer Maschine die Töpfe mit Erde und bohrt Löcher hinein. Anschließend topft er die Jungpflanzen per Hand ein. Auch das Gießen erfolgt meist per Hand. „Wir haben zwar auch Bewässerungssysteme, die wir nutzen können. Wenn jedoch Kulturen nebeneinanderstehen, die einen unterschiedlichen Wasserbedarf haben, wäre das zu ungenau.“ Darum greift der Auszubildende in der Regel zum Gartenschlauch.
Auch beim Rückschnitt der Pflanzen und dem Entfernen verwelkter Blätter oder Blüten ist Genauigkeit gefragt. Nachdem Axel Schwarze mit einer Pflanzensorte fertig ist, desinfiziert er sorgfältig seine Hände und sein Schneidewerkzeug. So soll die Übertragung von Viren verhindert werden. Als angehender Zierpflanzengärtner im Zuchtbetrieb gehört auch das Kreuzen verschiedener Pflanzen zu seinen Aufgaben: „Eine sehr spezielle, aber auch sehr spannende Tätigkeit, die nicht maschinell gemacht werden kann.“ Dabei öffnet der Auszubildende vorsichtig die Blüte einer Pflanze und trennt die darin enthaltenen Pollen vom Fruchtknoten, ohne dass eine Bestäubung stattfindet. Die Pollen überträgt er mit Hilfe einer Pinzette auf eine andere Pflanze. Ist die Bestäubung geglückt, bilden sich nach ein paar Wochen Samen, die geerntet, gereinigt und ausgesät werden können. Manchmal übernehmen auch Hummelvölker diese Aufgabe, die die Gärtnerei zu diesem Zweck einsetzt.
Die Abwechslung macht‘s
Zu den Pflanzen, die Axel Schwarze und seine Kolleg:innen züchten, gehören zum Beispiel typische Balkonpflanzen wie Zauberglöckchen, Eisenkraut oder Wandelröschen, außerdem Küchenkräuter wie Basilikum, Thymian und Majoran sowie verschiedene Stauden und Gemüsesorten. Als Lehrling im zweiten Ausbildungsjahr kann der 28-Jährige bereits die meisten Tätigkeiten alleine ausführen und unterstützt auch schon einmal neue Azubis bei ihrer Arbeit. Wenn er nicht im Betrieb ist, besucht er die Berufsschule. Zwar bringt er bereits Vorwissen aus seinem Studium mit, dank welchem er die dreijährige Ausbildung um ein Jahr verkürzen kann, jedoch ist auch für ihn viel Neues dabei: „Ich freue mich darauf, Einblick in Themen wie Bodenkunde, Pflanzenschutz, Pflanzenernährung oder Gewächshaustechnik zu erhalten.“
Eine Lieblingstätigkeit hat der Auszubildende nicht: „Selbst Unkrautziehen macht mir Spaß. Die Abwechslung macht’s!“ Nach seiner Ausbildung will er erst einmal Berufserfahrung sammeln. Nach ein bis zwei Jahren hat er dann die Möglichkeit, sich zum Techniker oder Meister weiterzubilden. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, den Meister zu machen und dann auch als Ausbilder tätig zu sein. Wer weiß, vielleicht gründe ich auch irgendwann meinen eigenen Betrieb oder arbeite in einem Labor.“ (GMH)