Ein Gänseblümchen kann die Welt bedeuten – wenn wir es von dem richtigen Menschen geschenkt bekommen. Und dass es der richtige war, stand damals im Kindergarten außer Frage, als der kleine Junge mit dem hochroten Kopf uns das schon leicht zerknautschte Blümchen überreichte – und dabei vor Verlegenheit nicht wusste, wohin er blicken sollte. Diese rührende Geste hat auch Jahre später nichts von ihrer Wirkung verloren: Blumengeschenke sind ein Symbol für Liebe und Verehrung, das kleine Kinder intuitiv aufgreifen und Erwachsene bewusst einsetzen, um der oder dem Liebsten eine Freude zu bereiten.
Und das nicht erst in der heutigen Zeit: Im Orient etwa nutzten die streng bewachten Haremsdamen Blumen als Code, um sich mit ihren Liebsten außerhalb der Frauengemächer in Verbindung zu setzen. Diese Verschlüsselung wurde „Selim“ genannt und kam einer tatsächlichen Sprache sehr nahe. Beispielsweise änderte sich die Aussage einzelner Blüten je nach Zusammensetzung des Blumengebindes – so wie auch in unserer Sprache die Bedeutung einzelner Wörter oft vom Zusammenhang abhängt.
Die Schriftstellerin Lady Mary Wortley Montagu, die ihren Mann, den damaligen englischen Gesandten, 1716 nach Konstantinopel begleitete, war begeistert von dieser Präzision: „Man kann sich zanken, Vorwürfe machen oder Liebesbriefe herumschicken, ohne die Finger mit Tinte zu beflecken.“ Eine Nelke etwa verriet der Empfängerin: „Ich habe Dich lange geliebt, und Du hast es nicht gewusst.“ Lagen der Blume eine Birne und Pfefferkörner bei, bat der Absender seine Geliebte: „Gib mir Hoffnung“ und „sende mir eine Antwort“.
Montagus „Briefe aus dem Orient“ wurden nach ihrem Tod veröffentlicht und trugen maßgeblich dazu bei, dass die Blumensprache Anfang des 18. Jahrhunderts auch an den europäischen Königshöfen populär wurde: Romantische florale Botschaften, das schien wie gemacht für die aufkommende Epoche des Rokoko, in der besonderer Wert auf ein höfliches, feinsinniges Verhalten und eine kultivierte Lebensführung gelegt wurde. Vielerorts entstanden nun neue Verschlüsselungen – was mitunter zu einiger Verwirrung führte.
Einige Botschaften haben sich bis heute gehalten: Rosen etwa werden weltweit als Symbole der Liebe verstanden. Zum Valentinstag stehen die eleganten Schönheiten daher in Fachgeschäften ganz oben auf der Wunschliste vieler Kunden. Mit Rosen macht man(n) garantiert nichts falsch. Wer seiner Liebsten eine besondere Freude bereiten möchte, kann aber auch eine ganze Liebesbotschaft „durch die Blume“ übermitteln. Fachkundig unterstützt entstehen dabei ebenso bezaubernde wie aussagekräftige Blumenbouquets, die das Herz der Angebeteten im Nu dahin schmelzen lassen. Lassen Sie sich persönlich beraten.
Floraler Antrag
Die Blumensprache ist auch ein wunderbarer Weg, um seiner Auserwählten einen Heiratsantrag zu machen. So bitten beispielsweise zartgelbe Himmelsschlüssel, eingearbeitet in ein Bouquet, die Empfängerin: „Sag ja, und unser Glück beginnt.“ Küsst die Angebetete als Antwort die Blüten, steht der Hochzeit nichts mehr im Wege. Tipp: Wem es vor Aufregung die Sprache verschlägt, der erklärt die Bedeutung der Blumen am besten auf einem beigefügten Kärtchen.
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Kleines Blumenwörterbuch
(nach dem 1834 erschienenen Werk „Neue vollständige Blumen-Sprache“)
Glockenblume: Welche Stunde bestimmst Du, Dich zu sprechen?
Kastanienblüte: Ich bitte um Verzeihung.
Kirschlorbeere: Treulose, Du zerbrichst mein Herz!
gelbe Narzisse: Deine Eifersucht quält mich.
weiße Narzisse: Sei nicht stolz!
gefüllte mehrfarbige Nelke: Sehnsucht nach Dir verzehrt mich.
Storchschnabel: Du musst nicht alles glauben, was Du hörst.
Zimt: Auf ewig bin ich Dir treu.
(GMH/BVE)