Ein Picknick mit Freunden im Grünen, in der Sonne liegen, Joggen oder einfach Spazierengehen – Parks und städtische Grünflächen sind beliebt und werden vielfältig genutzt. Stadtbewohner können hier das Zwitschern der Vögel, das Blätterrauschen der Bäume, die Farben der Blumen und das Grün der Rasenflächen genießen. Sie finden mitten in der Stadt Ruhe, Entspannung und Erholung, was sich auch auf die Gesundheit positiv auswirkt.
Kein Wunder also, dass Stadtforscher betonen, wie wichtig Parks und urbanes Grün für die Lebensqualität sind. Das ist in den Zeiten der in alle Lebensbereiche eingreifenden Digitalisierung von besonderer Bedeutung. Wenngleich die Verfügbarkeit von Informationen, Dienstleistung und Produkten über das Internet es theoretisch möglich machen, dass niemand mehr das Haus verlassen muss, zeigen sich ganz andere Tendenzen. Man ist draußen unterwegs und engagiert sich für das Lebensumfeld außerhalb der Wohnung – Von Urban Gardening bis zur Verschönerung eines Laternenpfahls durch bunte Strickwaren, vom gemeinschaftlichen Stadtgarten bis zu aufsehenerregenden Flashmobs, bei denen Menschen an öffentlichen Orten plötzlich anfangen Polka zu tanzen. Die digitale Vernetzung ist das Mittel der Wahl, um sich zur individuellen Nutzung des öffentlichen Raums zu verabreden. In seinem Buch Wir sind die Stadt! Urbanes Leben in der Digitalmoderne" beschreibt der Journalist Hanno Rauterberg die Veränderungen, die die neue Technik mit sich bringt. Was vormals als intim galt, wird nun vor aller Augen und in aller Ohren zelebriert. Menschen turteln am Mobiltelefon mit ihren Liebsten oder tragen einen Ehekrach auf offener Straße aus. Unterwegs sind sie Zuhause und Zuhause unterwegs", so Rauterberg.
Bewegen, sich treffen und die Natur erleben
Dass sich Schamgrenzen im Laufe der Zeit verändern, sei ganz normal. Bemerkenswert findet Rauterberg hingegen, welche neuen sozialen Möglichkeiten sich daraus ergäben: Freiräume in der Stadt würden als ein Allgemeingut verstanden, das jeder vorübergehend für sich nutzen kann, um sich zu treffen, aktiv zu sein und Neues auszuprobieren. Parks und öffentliche Grünflächen werden heute vor allem für Sport und Bewegung genutzt: Überall gibt es Jogger, Radfahrer und Nordic Walker. Laut einer Forsa-Studie aus dem Jahr 2012 werden etwa zwei Drittel der Freizeitsportarten unabhängig von Sportvereinen und außerhalb fester Sportstätten ausgeübt. Es geht dabei weniger um Wettkampf und Leistung, sondern um Spaß, Gesundheit und Naturerleben. Außerdem sind Parks beliebte Treffpunkte. Ob mit Freunden, Familie, Bekannten oder Kollegen – die ruhige Atmosphäre im Grünen ermöglicht ein angenehmes Zusammensein. Der vorhandene Platz wird dabei mit anderen geteilt. Solche Begegnungsräume können Verständigung fördern und sind somit ein wichtiger Bestandteil des öffentlichen Lebens.
Dazu müssen die Parks allerdings so angelegt werden, dass sie Freiraum für unterschiedliche Aktivitäten bieten. Rasenflächen, die nicht betreten werden dürfen, entsprechen sicher nicht diesem Geist. Tatsächlich lässt sich von einem öffentlichen Raum nur sprechen, wenn die Menschen ihn als offen wahrnehmen, als unfertig und unvollständig; wenn also der Einzelne sich eingeladen fühlt, ihn einzunehmen und wenigstens in Teilen zu vervollständigen, nicht auf Dauer, aber für den Augenblick", erläutert Rauterberg. Solche Orte bieten die Möglichkeit, Ungewohntes zu tun, auszuprobieren oder zu beobachten – ein neues Spiel- oder Sportgerät, eine Theateraufführung oder ein Tanzabend im Freien.
Freiräume für alle
Landschaftsgärtner nutzen vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, um Raum für solche Erlebnisse zu schaffen. Sitzgelegenheiten sind Anziehungspunkte – ob die klassische Parkbank oder ausgefallenere Modelle mit viel Platz für kleine oder große Gruppen. Beleuchtung schafft interessante Eindrücke in den Abendstunden und vermittelt zudem Sicherheit", sagt Eiko Leitsch vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). Vielfältig und intensiv genutzte Parks brauchen allerdings auch fachgerechte Pflege. Wird diese vernachlässigt, können sich öffentliche Grünflächen in der Wahrnehmung der Bevölkerung sogar zum Gegenteil entwickeln – No-go-Areas, an denen sich niemand gerne aufhält und die sich selbst überlassen immer mehr verwahrlosen. Einen solchen Ort wieder attraktiv und einladend zu gestalten ist mit viel höherem Aufwand und Kosten verbunden, als ihn durch professionelle Pflege dauerhaft in gutem Zustand zu erhalten", erklärt Leitsch. (Quelle: BGL)