BfN: Gewässer- und Auenschutz lohnen sich

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Intakte Gewässer und Auen sind nicht nur von ökologischem Wert. Sie bringen der Gesellschaft vielfältigen Nutzen in Millionenhöhe. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Greifswald, die das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Auftrag gegeben hatte. Nachzulesen ist sie in der neuen Broschüre "Gewässer und Auen – Nutzen für die Gesellschaft" des BfN.

Auch wenn sie oftmals im Verborgenen liegen, sind die Leistungen der Gewässer und ihrer Auen immens:
– Flussauen bieten natürlichen Hochwasserschutz.
– Naturnahe Gewässer verbessern die Wasserqualität und halten Nährstoffe aus der Landwirtschaft sowie Treibhausgase zurück.
– Moorreiche und nasse Flussniederungen tragen zum Klimaschutz bei.

"Die Beispiele zeigen, dass naturnahe Auenlandschaften einen enormen Gewinn für die Gesellschaft bringen. Der monetär messbare Wert in Verbindung mit dem erlebbaren Freizeit- und Erholungswert unterstreicht ihre Bedeutung. Deshalb ist eine umfassende ökonomische Betrachtung von Maßnahmen zum Gewässer- und Auen-Schutz sinnvoll", sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel anlässlich der Vorstellung der Broschüre. "Die Studie legt nahe, dass Gewässer und ihre Auen künftig noch stärker zu Schwerpunkträumen von Renaturierungen werden sollten. Das bedeutet auch, dass wir in Deutschland künftig mehr naturverträgliche Hochwasserschutzmaßnahmen umsetzen müssen."

Bei jedem großen Hochwasserereignis zeigt sich die Bedeutung der Auen. Wo Wiesen und Wälder großflächig überflutet werden können, sinkt das Risiko, dass Menschen in Gefahr geraten und in Ortslagen Schäden in Millionenhöhe entstehen. Naturverträgliche Hochwasserschutzmaßnahmen können die Schutzwirkung und den Nutzen von Auen künftig sogar noch steigern: Die Studie belegt, dass der Wert der Hochwasserschutzwirkung bei großräumigen Deichrückverlegungen, beispielsweise an der Elbe, mehr als 100 Millionen Euro betragen kann.

Moorreiche und nasse Flussniederungen sind auch im Klimaschutz von Bedeutung. Maßnahmen wie die "Wiedervernässung" trockengelegter Gebiete rechnen sich auch volkswirtschaftlich. So lässt sich durch eine Wiedervernässung von 30.000 Hektar Moorfläche in Mecklenburg-Vorpommern eine Verminderung von Treibhausgasen im Wert von 33,6 Millionen Euro jährlich erreichen. Gegenüber anderen Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen sind Moorrenaturierungen konkurrenzlos günstig. Die Kosten liegen in den in der Studie betrachteten Fällen zwischen null und 15 Euro pro eingesparter Tonne CO2. Im Vergleich dazu kostet ein reduzierter Ausstoß von Treibhausgasen durch den Einsatz von Wasser- und Windkraft 22 bis 70 Euro pro Tonne CO2, bei Biomasse liegt der Betrag bei bis zu 459 Euro.

Rechnet man weitere Leistungen naturnaher Gewässer und Auen wie die Wasserreinigung und den Erholungsnutzen dazu, fällt die ökonomische Bilanz noch positiver aus. Die natürliche Filterfunktion von Auen bringt Kosteneinsparungen in Millionenhöhe. Intakte Feuchtgebiete und Auen mindern den Stickstoff- und Phosphoreintrag in die Gewässer und das Grundwasser. Damit tragen sie erheblich zur Reinhaltung der Gewässer und des Trinkwassers bei. Kostenaufwändige technische Maßnahmen zur Wasserreinhaltung und Wasseraufbereitung können so verringert werden. Auch die Nord- und Ostsee, die immer wieder unter den Folgen einer Überdüngung leiden, profitieren von dem zusätzlichen Rückhalt von Nährstoffen. Der Freizeit- und Erholungsnutzen attraktiver Flusslandschaften beträgt auf regionaler Ebene, beispielsweise im Spreewald, jährlich bis zu mehreren Millionen Euro. Mit der zunehmenden Nachfrage nach Erholung in der Natur, sportlicher Betätigung und Naturerleben steigen in Deutschland auch die Ausgaben für Unterkunft, Verpflegung und Freizeitangebote in der Region. Von diesem Nutzen profitieren Kommunen und Gemeinden und damit deren Bewohnerinnen und Bewohner direkt.

Die Beispiele in der Studie zeigen, dass die Bereitstellung öffentlicher Gelder und öffentlicher Flächen für die Renaturierung von Gewässern und Auen eine langfristige Investition in die Zukunft ist. "Je eher wir mit der Renaturierung von Flüssen und Auen beginnen, desto höher ist die Rendite für die Gesellschaft. Schon heute würde naturnahen Varianten öfter der Vorzug gegeben, wenn das Naturkapital von Gewässern und Auen in die Abwägung der Planungsvarianten einbezogen würde. Die gesellschaftliche Akzeptanz für ein solches Vorgehen ist vorhanden, wie wir aus repräsentativen Bevölkerungsumfragen zum Naturbewusstsein wissen", sagte Beate Jessel. Dabei muss den Landnutzern eine ökonomisch tragfähige Perspektive geboten werden. Für Land- und Forstwirtschaft muss es sich lohnen, Auen naturverträglich zu nutzen und neben land- und forstwirtschaftlichen Produkten zukünftig vermehrt eine hohe Arten- und Lebensraumvielfalt zu "produzieren" und einen Beitrag zum Hochwasser- und Klimaschutz zu erbringen.

"Die Zeit ist also reif, von modellhaften Einzelmaßnahmen zu einer großräumigen Umsetzung von Gewässer- und Auenrenaturierungen zu kommen. Wir verstehen die Ergebnisse der Studie auch als Aufforderung an die Politik zum Handeln", erklärte die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz.

Bezug
Die Broschüre "Gewässer und Auen – Nutzen für die Gesellschaft" kann kostenlos unter Natur-und-Nutzung@BfN.de bestellt werden. Sie ist außerdem unter www.bfn.de/0324_veroeffentlichung_download.html als Download verfügbar. (BfN)