Sachsen-Anhalt: Wald-Klima-Observatorium in Betrieb

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Ein komplexes Wald-Klima-Observatorium hat im Harz offiziell seinen Betrieb aufgenommen. Kürzlich wurde die Anlage im Hohen Holz bei Oschersleben durch Umweltminister Dr. Herman Onko Aeikens eröffnet. Sie ist Teil des europaweiten ICOS-Beobachtungsnetzwerks für Treibhausgase und untersucht die Zusammenhänge zwischen Vegetation, Wasserhaushalt und Kohlenstoffkreislauf. Das Observatorium ist eine von mehreren wissenschaftlichen Großinfrastrukturen in Sachsen-Anhalt im Rahmen des TERENO-Netzwerks der Helmholtz-Gemeinschaft, mit dessen Hilfe die Auswirkungen des globalen Wandels von Landnutzung und Klima in Deutschland untersucht werden.

Für Sachsen-Anhalt wird in Zukunft neben steigenden Temperaturen vor allem mit trockeneren Sommern gerechnet. Einen Schwerpunkt der Forschungen zum Klimawandel bilden daher Untersuchungen zum Wasserhaushalt, wie zum Beispiel die langfristige Erfassung der Dynamik der Bodenfeuchte, des Niederschlags und der Transportprozesse innerhalb der Vegetation. Auf einer Versuchsfläche von einem Hektar werden zukünftig mithilfe eines 50 Meter hohen Messturms die Austauschprozesse zwischen Vegetation und Atmosphäre untersucht. Diese Daten werden sowohl mit Ergebnissen eines Grünland- und eines Ackerstandorts im benachbarten Großen Bruch als auch mit Daten von Stationen in anderen Bundesländern verglichen. „Wir erhoffen uns davon neue Einsichten in die komplexen Prozesse beim Austausch von Treibhausgasen. So sind wir zum Beispiel gespannt, wie sich der Austausch über einem Buchenmischwald mit klassischer Bewirtschaftung wie dem Hohen Holz von einem naturbelassenen Buchenmischwald wie im Nationalpark Hainich in Thüringen unterscheiden wird. Das bringt uns einen großen Schritt weiter, um die Rolle der Wälder beim Klimawandel besser verstehen zu können“, erklärt Dr. Corinna Rebmann vom UFZ, Koordinatorin des Ökosystemobservatoriums Hohes Holz.

Das Observatorium ist Bestandteil von TERENO, einer Initiative von sechs Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft. Das einzigartige Großprojekt spannt ein Netzwerk zur Erdbeobachtung über ganz Deutschland auf, um langfristige ökologische, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen des globalen Wandels auf regionaler Ebene zu erforschen. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) nimmt dabei den Mitteldeutschen Raum vom Harz bis ins Tiefland der Städte Magdeburg, Dessau und Leipzig auf einer Gesamtfläche von rund 26.000 Quadratkilometern unter die Lupe. Fragen rund um das Thema „Wasser“ untersucht das UFZ vor allem im Einzugsgebiet des Flusses Bode auf der Nordseite des Harzes. Mit dem Hohen Holz am Nordrand dieses Einzugsgebietes kommt jetzt eine weitere wichtige Station dazu. „Die Austauschprozesse zwischen Atmosphäre, Vegetation und Boden sind einer der Schwerpunkte von TERENO. Die bereits bestehenden TERENO-Observatorien und das neue europäische Netzwerk zur Erforschung von Treibhausgashaushalten ICOS werden sich deshalb optimal ergänzen“, betont Dr. Steffen Zacharias, Koordinator der TERENO-Observatorien des UFZ.

Die europäische Forschungsinfrastruktur ICOS (Integrated Carbon Observation System) hat zum Ziel, ein europäisches Gesamtbild der Treibhausgase zu erstellen: Im Atmosphärenprogramm werden die Treibhausgaskonzentrationen in der Luft gemessen; im Ökosystemprogramm werden Quellen und Senken von Treibhausgasen in Wäldern, Grünländern, Äckern und Mooren untersucht, und im Ozeanprogramm wird der Austausch von Spurengasen zwischen der Atmosphäre und den Ozeanen erforscht. Neben Kohlendioxid geht es vor allem um die Treibhausgase Methan und Lachgas.

Die langfristigen standardisierten Messungen über verschiedene Skalen – von lokal bis kontinental – werden dazu beitragen, wissenschaftliche Modelle zu optimieren, mehr über die komplexen Wechselwirkungen zwischen Klima sowie Biosphäre, Hydrosphäre und Atmosphäre herauszufinden, zuverlässigere Prognosen zu erstellen und die Effekte bisheriger klimapolitischer Maßnahmen besser überprüfen zu können.

Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens sagte dazu: „Für Sachsen-Anhalt wird in Zukunft mit steigenden Temperaturen, vor allem mit trockeneren Sommern gerechnet. Dies wird sich in der Land- und Forstwirtschaft deutlich bemerkbar machen. Deshalb ist es wichtig, bereits jetzt zu untersuchen, wie sich diese Veränderungen auf die Vegetation und Klimabilanz auswirken werden. Je mehr über dies Zusammenhänge bekannt ist, desto zielgenauer können auch Anpassungsmaßnahmen entwickelt werden.“ (UFZ)