Selbst im modernsten Gewächshaus lassen sich Schädlinge an den Pflanzen nicht ganz vermeiden. Doch die Zeiten, wo Gärtner auch mal vorbeugend zum chemischen Spritzmittel gegriffen haben, sind lange vorbei. Inzwischen machen sie sich stattdessen die Natur zu Nutze, und bekämpfen unerwünschte Insekten mit ihren Fressfeinden.
Gärtner haben bereits langjährige Erfahrung
Der Einsatz von sogenannten Nützlingen ist im traditionellen Gartenbaugebiet im Rheinland aber auch in Betrieben im übrigen Deutschland weit verbreitet. Dabei greifen Gärtner erfolgreich in biologische Prozesse ein. „Für jedes Tier gibt es auch einen Gegenspieler und den holen wir uns zur Hilfe“, erklärt Andreas Thoenissen. Der Gärtner mit einem Produktionsbetrieb in Kevelaer baut Frühjahrsblüher, Beet- und Balkonpflanzen sowie einige Stauden an. Bereits seit 13 Jahren setzt er dabei auf Nützlinge. Er entlässt massenhaft Schlupfwespen, verschiedene Raubmilbenarten sowie andere willkommene Gäste auf die Pflanzen, die sich von den unerwünschten Schädlingen, ihren Eiern oder Larven ernähren. So hält er Blattläuse, Thripse und Weiße Fliege in Schach.
Winzige Tiere werden vorbeugend eingesetzt
Dafür streut der Gärtner die Nützlinge einfach über die Pflanzen aus. Die winzigen Tiere sind mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen, 25.000 Stück davon passen in eine Dose. Sie kommen von spezialisierten Züchtern, die sie zum Teil unter Laborbedingungen vermehren und an die Gärtner verkaufen. Andreas Thoenissen setzt die Nützlinge vorbeugend auf seinen Pflanzen ein, um die Schädlinge in Schach zu halten. Sie ganz auszurotten ist schwierig, erklärt der Pflanzenproduzent vom Niederrhein. Zumal über die Lüftung jederzeit wieder neue eingebracht werden können. Manchmal nehmen die Schädlinge zudem Überhand: So vermehren sich beispielsweise Blattläuse bei hohen Temperaturen sehr schnell. Dann kommen die Nützlinge nicht hinterher, und es hilft nur noch ein chemisches Spritzmittel. „Allerdings sehen wir immer zu, dass wir dabei den Nützlingen nicht schaden und sie nicht dezimieren, so dass sie anschließend weiter ihre Arbeit tun können“, erklärt der Gärtner.
Unbedenklich für Mensch und Haustier
Dafür müssen Pflanzenliebhaber auf das eine oder andere Insekt gefasst sein. Denn die zumeist sehr kleinen Tiere lassen sich vor dem Verkauf nicht vollständig von den Blättern und aus der Erde entfernen. Auch abgestorbene Blattläuse bleiben schon mal als Mumien auf den Pflanzen zurück. Wer ganz genau hinschaut, könnte das eine oder andere winzige Insekt sehen. „Für Menschen bedeuten sie keine Gefahr“, erklärt Marion Ruisinger. Als Pflanzenschutzberaterin der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen kennt sie sich mit Thema genauestens aus. Die Nützlinge gehen weder auf Mensch noch Haustier über und befallen auch keine Lebensmittel. „Wenn es auf der Pflanze keine Schädlinge gibt, von denen sie sich ernähren können, verhungern sie einfach.“ (GMH)