Fahrräder transportieren nicht nur erholungswillige Sportler, sondern auch die Samen von Pflanzen. Bis zu fünf Kilometer können Mountainbikes flache und nadelförmige Samen auf feuchten Waldwegen befördern, wie Studien der Freiburger Pflanzenökologin Dr. Gesine Pufal zeigen. Gelangen so Samen invasiver Arten in empfindliche Ökosysteme, kann das für die Biodiversität problematisch werden. Die Ergebnisse und den sportlichen Versuchsaufbau erläuterte die Pflanzenökologin am 3. September 2015 auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie in Göttingen.
Die Verbreitung von Samen ermöglicht es Pflanzen, neue Lebensräume zu besiedeln. Sie wird zum Problem für die Biodiversität, wenn Samen invasiver Arten in empfindliche Ökosysteme gelangen. Auf feuchten Waldwegen können Mountainbikes durch ihre Reifen Samen über Strecken von bis zu 500 m und durch ihren Sattel oder Rahmen sogar bis zu fünf Kilometern verbreiten. Das zeigt ein Experiment von Dr. Gesine Pufal, Pflanzenökologin von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, und dem Freiburger Biologiestudenten Fabio Weiss. Die Ergebnisse stellte Dr. Gesine Pufal erstmals am 2. September 2015 auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie in Göttingen vor. Unter dem Motto „Ecology for a sustainable future“ traffen sich hier rund 600 Ökologen aus 38 Ländern.
Um den Weg der Samen durch die beliebte Mountainbike Region am Freiburger Kybfelsen verfolgen zu können, hat Fabio Weiss Samen rot eingefärbt, die sich in Form, Größe und Gewicht unterscheiden. Auf feuchtem oder regennassem Waldboden durchquerte der Biologiestudent die auf eine Reifenlänge ausgestreuten Samen mit seinem Fahrrad. Bis zu 40% der ausgestreuten Samen blieben an den Reifen des Mountainbikes hefteten. Flache und nadelförmige Samen hafteten dabei besser an den Reifen als kugelförmige Samen. Zwischen 50 und 70% der Samen fielen bereits nach den ersten fünf Metern von den Reifen ab, während einzelne Samen auf den regennassen Waldwegen bis zu 100 m mitfuhren, und auf feuchten Wegen waren es sogar bis zu 500 m. „Einzelne verschleppte Samen können unter Umständen ausreichen um einen neuen Lebensraum zu erschließen. Die von uns gemessene Strecke ist für viele Pflanzenarten schon ziemlich lang – aber nicht zu vergleichen mit der Verbreitung durch Autos“, erklärt Gesine Pufal.
Mountainbiking erfreut sich steigender Beliebtheit. Die Radler durchqueren gerade bei längeren Touren oft Gebiete mit unterschiedlicher Vegetation und manche befahren auch das Gelände abseits der gekennzeichneten Wege. Wenn das Mountainbike dabei Pflanzensamen aus ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet wegbefördert, können die neuen Arten dort heimische Pflanzen verdrängen. In empfindlichen Ökosystemen verbreiten aber auch andere Erholungsaktivitäten wie Wandern oder Bootfahren Samen und können so unabsichtlich die Biodiversität gefährden. Die selbst gerne radelnden Forscher empfehlen daher, auf den Wegen zu bleiben – besonders bei feuchtem und nassem Wetter und in Naturschutzgebieten. Für ein nachhaltiges Mountainbiking raten sie außerdem dazu, das Fahrrad nach der Tour verantwortungsvoll reinigen – auch und gerade die Reifen.