Insekt des Jahres 2016: Der Dunkelbraune Kugelspringer

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Der Dunkelbraune Kugelspringer wurde aus der Gruppe der Springschwänze in der Bundesgeschäftsstelle des NABU zum Insekt des Jahres 2016 gekürt. Das Kuratorium, zu dem auch Prof. Dr. Thomas Schmitt vom Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg gehört, prämierte das winzige Insekt, weil es wesentlich zur Bodenfruchtbarkeit und Humusbildung beiträgt und hilft das Schutzgut „Boden“ zu erhalten. Die Schirmherrschaft der Auszeichnung übernahm Prof. Dr. Thomas Scholten, Präsident der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft.

Bis zu 200.000 Springschwänze können sich in einem Quadratmeter Boden befinden – einer von ihnen ist auch der Dunkelbraune Kugelspringer (Allacma fusca). Der gerade mal vier Millimeter große, im Boden lebende Sechsbeiner wurde heute zum „Insekt des Jahres 2016“ gewählt. „Böden sind für uns eine unverzichtbare Lebensgrundlage. Insekten sind maßgeblich an der Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit beteiligt. Das diesjährige Insekt des Jahres, der Dunkelbraune Kugelspringer, steht somit stellvertretend für diese große Gruppe von Organismen“, begründet Prof. Dr. Thomas Schmitt, Direktor des Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg und Mitglied des Auswahl-Kuratoriums die Entscheidung.

Das ausgezeichnete Insekt ernährt sich von pflanzlichen und tierischen Zerfallsstoffen und trägt so zur Humusbildung im Boden bei – das Resultat sind fruchtbare Böden. „Der Dunkelbraune Kugelspringer ist wirklich klein und sieht etwas unscheinbar aus, aber wenn man sich mit seinem Verhalten genauer beschäftigt, so dringt man in eine fremde und faszinierende Welt ein“, erläutert Schmitt. Die kleinen Insekten besitzen beispielsweise am hinteren Segment ihres Körpers ein Sprungorgan, das wegen seines gabelförmigen Aussehens als „Furca“ bezeichnet wird. Fühlen sich die Tiere gestört, schnellt die Furca nach hinten und katapultiert den Kugelspringer in einem Salto – je nach Körperschwerpunkt – nach vorne oder hinten. Der Sprung kann mehrmals hintereinander ausgeführt werden; die Sprungweite beträgt das Mehrfache der Körperlänge.

Auch das Liebesleben der kleinen Krabbler ist ungewöhnlich: Das wesentlich kleinere Männchen von Allacma fusca legt eine oder mehrere Spermienhaufen – Spermatophoren – ab, welches das Weibchen dann alleine aufnimmt. Häufig werden dabei die Spermatophoren dicht nebeneinander gelegt und bilden kleine Zäune – kommt kein Weibchen vorbei werden die Spermien nach einer Wartezeit von acht bis zehn Stunden vom Männchen wieder gefressen.

Der Dunkelbraune Kugelspringer ist in Europa weit verbreitet, insbesondere in feuchten Wäldern und in der Streuschicht von Gebüschen oder Totholz findet man die flugunfähigen Sechsbeiner. Nachweise der Art gibt es aber auch aus Mooren, Höhlen, Wiesen, Dünen sowie Nestern von Kleinsäugern. „Das genaue Verbreitungsgebiet ist noch nicht bekannt“, ergänzt Schmitt und fährt fort: „Obwohl Springschwänze, zu denen auch der Dunkelbraune Kugelspringer gehört, von hoher Bedeutung für Ökosystemdienstleistungen sind, ist vieles von ihnen noch nicht bekannt. Zudem gibt es kaum mehr Spezialisten, welche die über 8.000 Arten überhaupt noch unterscheiden können. Hier zeigt sich ganz deutlich, dass wir mehr, und nicht weniger Taxonomen brauchen. Nur wenn wir unsere Umwelt mit ihren Arten kennen, können wir sie erhalten und auch unsere eigenen Lebensgrundlagen schützen!“

Das „Insekt des Jahres wird seit 1999 ausgerufen. Die Idee hierzu stammte vom Prof. Dr. Holger Dathe, damaliger Leiter des Senckenberg Deutschen Entomologischen Instituts in Müncheberg. Ein Kuratorium, dem namhafte Insektenkundler und Vertreter wissenschaftlicher Gesellschaften und Einrichtungen angehören, wählt jedes Jahr aus zahlreichen Vorschlägen ein Insekt aus.

Der Schirmherr Prof. Dr. Thomas Scholten, Präsident der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft zur diesjährigen Entscheidung: „Ich gratuliere dem Kuratorium ‚Insekt des Jahres‘ herzlich zur Wahl des Dunkelbraunen Kugelspringers und wünsche uns allen auch im kommenden Jahr viel Erfolg beim Schutz und Erhalt unsere Böden mit allen darin und darauf lebenden Organismen.“ (Senckenberg)