Junge Bäume sind gefragt: In deutschen Wäldern müssen viele Schäden beseitigt werden, die durch lange Trockenheit und schwere Stürme verursacht wurden. Forstbaumschulen wie das Familienunternehmen Selders in Nordrhein-Westfalen sind hier wichtige Partner, um Lücken zu schließen und Flächen neu zu bepflanzen. Die Gärtner säen Bäume mit besten genetischen Eigenschaften aus und ziehen sie vier bis fünf Jahre auf, bis sie kräftig genug sind, um ausgepflanzt zu werden.
Gehandelt wird mit großen Stückzahlen
Mit dem Ende des Sommers beginnt für Felix Klein-Bösing die turbulente Zeit. Dann gehen bei ihm in der Forstbaumschule Selders im niederrheinischen Hünxe die Bestellungen für junge Bäume von Waldbesitzern aus ganz Deutschland ein. Zehn Baumschulgärtner und noch einmal zehn Saisonkräfte arbeiten in dem Betrieb mit 32 Hektar Fläche. Anders als in Gartenbaumschulen, wo Menschen in der Regel einzelne Bäume kaufen, handelt die Forstbaumschule mit größeren Stückzahlen. Ausgeliefert werden die vier bis fünf Jahre alten Setzlinge in mehreren Bündeln zu zehn oder 25 Stück auf Paletten. Die Bestellmengen reichen von 100 Bäumen für kleine Waldstücke bis zu 15.000 Stück für größere Aufforstungen. „Die Zeiten, um Bäume zu pflanzen, sind von Beginn der Ruhephase im Herbst bis zum Frost und dann wieder im Frühjahr bis zum Austrieb“, erklärt Klein-Bösing, der den Familienbetrieb am Niederrhein 2011 übernommen hat.
Qualität zeigt sich erst nach vielen Jahren
Zu den Kunden zählen ebenso Besitzer kleiner Privatwälder wie Großgrundbesitzer und die Forstbetriebe von Gemeinden, Städten und Bundesländern. Sie müssen in diesem Jahr viele kranke, abgestorbene oder umgeknickte Bäume ersetzen, unter anderem Fichten, Ahorne und Eschen. Gepflanzt werden weiterhin klassische deutsche Waldbäume wie Stieleiche und Rotbuche. „Doch es gibt auch eine stärkere Nachfrage nach Baumarten, die mit Klimaschwankungen besser zurechtkommen sollen, unter anderem Roteiche, Douglasie, Küstentanne, Lärche und Edelkastanie“, sagt der Geschäftsführer der Baumschule.
Die jungen Bäume zieht der Gartenbau-Betrieb aus Samen, der von Pflanzen mit besten Erbeigenschaften stammt. Nachwuchs aus einem „krüppeligen“ Wald ist unerwünscht. „Wir ernten unsere Samen deshalb in anerkannten Baumbeständen, die nur die beste Genetik an den Nachwuchs weitergeben“, sagt Klein-Bösing. Die Unterschiede sind beträchtlich. Selbst wenn beispielsweise alle Eicheln aus Wäldern der norddeutschen Tiefebene stammen, unterscheiden sich die späteren Eichenbäume doch in ihrer Wuchsform und dem Zeitpunkt, zu dem sie austreiben. Einige Samen einer Sammlung werden deshalb in ein Labor geschickt, um einen eindeutig identifizierbaren Abschnitt im Erbmaterial (einen sogenannten Genmarker) zu identifizieren. Kunden können später Knospen ihrer Bäume analysieren lassen und bekommen so die Gewissheit, dass sie tatsächlich aus dem beschriebenen Bestand abstammen. „Denn die Qualität des Holzes zeigt sich erst nach 25, 50 oder gar 100 Jahren“, erklärt der Fachmann.
Gute Voraussetzungen am Niederrhein
Neben Saatgut mit guten Eigenschaften sorgt das milde rheinische Klima dafür, dass die jungen Bäume einen guten Start bekommen und es ihnen in den ersten vier bis fünf Jahren im Winter nicht zu kalt und im Sommer nicht zu heiß wird. Der sandige Boden trägt zudem dazu bei, dass sich viele Feinwurzeln bilden. Das erleichtert den Jungbäumen, die wurzelnackt ohne Erde und Topf verkauft werden, später das Anwachsen im Wald. „Wir Gärtner in den Forstbaumschulen sorgen für Setzlinge mit den besten Voraussetzungen, die die deutschen Wälder der Zukunft bilden“, bekräftigt Klein-Bösing.
Baumprofi empfiehlt: Hainbuchen für den privat Garten
Anders als im Wald, müssen Bäume im Privatgarten keinen Ertrag bringen, sondern sollten vielmehr gesund sein und schön aussehen. Nach seinem Lieblingsbaum befragt, muss Felix Klein-Bösing nicht lange überlegen. Der Besitzer der Forstbaumschule Selders empfiehlt, Hainbuchen zu pflanzen. „Hainbuchen sind robust gegen Krankheiten, lassen sich als Hecke schneiden und sind einfach ein dankbares Gehölz für fast jeden Garten.“ Im Forst ist die Hainbuche eher eine Nebenbaumart und nicht von wirtschaftlicher Bedeutung.
Sollen mehrere Bäume für den Forst gepflanzt werden, rät der Experte zu einer Mischung aus Nadel- und Laubbäumen. „Wer Eiche, Fichte, Douglasie und Buche setzt, hat eine große Bandbreite und kann in zehn Jahren schauen, was bei ihm am besten gedeiht“, sagt Klein-Bösing. Stehen in einem Bestand hingegen nur Bäume einer Sorte, können Umwelteinflüsse oder Schädlinge im schlimmsten Fall den ganzen Bestand vernichten. (GMH/LV-NRW)