Gezackte anthrazitfarbene Felsen wachsen scharfkantig und asymmetrisch aus dem Untergrund, zu ihren Füßen leuchtend grüne Pflanzen, die sanft hin und her wiegen. In einem Fantasiewald, dichtbewachsen mit verschiedenen Blättern und durchzogen von knorrigen Ästen meditiert ein steinerner Buddha, unberührt von der prachtvollen Szenerie. In dem klaren Wasser wirken die Pflanzen und Steine wie konserviert, voller Leben, aber unberührbar für Witterungseinflüsse.
Wenn in einem Aquarium nicht die Fische im Mittelpunkt stehen, sondern die Anordnung der Pflanzen und dekorativen Elemente, spricht man von Aquascaping. Diese Kunstform will die Harmonie der Natur in einem Glaskasten widerspiegeln und hat ihren Ursprung bei unseren Nachbarn in den Niederlanden. Seit in den 1930ern dort erstmals Aquarien für Normalbürger erschwinglich waren, übertreffen sich die Holländer gegenseitig mit der Gestaltung bepflanzter Aquarien. Trotzdem ist Aquascaping für viele Menschen hier bei uns noch ein neuer Begriff. Das liegt wohl daran, dass erst in den späten neunziger Jahren durch die kunstvollen Unterwasserwelten des Japaners Takashi Amano dieser Trend unter Aquarianern hierzulande Beachtung fand. Die japanischen Aquascapes unterscheiden sich von den holländischen dadurch, dass sie weniger auf üppige und möglichst vielfältige Bepflanzungen Wert legen, sondern Landschaften abbilden möchten, in denen jeder Stein und jede Wurzel ihren harmonischen Platz haben.
Wer von den Aquascapes beeindruckt ist und sich selber gerne als Unterwassergärtner versuchen möchte, kann dies problemlos tun, im Fachhandel findet sich inzwischen eine große Auswahl an der nötigen Ausstattung. Dazu Roland Zobel von der Fördergemeinschaft Leben mit Heimtieren: „Aquascaping ist ein wachsender Trend, in unseren Zoofachgeschäften haben wir stets eine breite Palette an Wasserpflanzen, Fachliteratur und ‚Hardscape‘, also Natursteine, speziell getrocknete Wurzeln und andere Dekogegenstände. Aber einmal damit angefangen, begleitet dieses Hobby die Menschen jahrelang." Ein Vorteil ist auch, dass man beim Aquascaping nicht unbedingt große Aquarien braucht. Wenn keine Fische im Wasser leben sollen, reicht ein sogenannter Nano-Cube, also ein spezieller Glaswürfel, der auch schon mit 25 Zentimetern Seitenlänge erhältlich ist. Inspirationen zum Aufbau finden sich in der freien Natur zur Genüge und bei der Auswahl der Materialien kann man seinem kreativen Geist freien Lauf lassen. Eine Flusswurzel kann beispielsweise mit gezielter Moosbepflanzung in einen stolzen Baum verwandelt werden, eine Gruppe Bambusstäbe bildet ein kleines asiatisches Wäldchen, Natursteine werden zu Gebirgslandschaften und Hügel und Täler können mit spezieller Erde und Nanokies geformt werden. Auf Tiere muss aber auch in kleinen Becken nicht verzichtet werden, Wasserschnecken zum Beispiel brauchen nicht viel Platz und gibt es in jeder Farbe des Regenbogens. Kleine Garnelen können ebenfalls zu den Pflanzen gesellt werden, sie übernehmen sogar die Aufgabe eines natürlichen Rasenmähers und begrenzen das Wachstum von Algen, ähnlich wie Schafe auf einer richtigen Weide.
Der Spaß am Aquascaping besteht in der Herausforderung, eine möglichst makellose Landschaft auf kleinstem Raum zu schaffen. Geschick und gestalterische Kreativität werden hier auf die Probe gestellt, und Pflege ist natürlich auch notwendig. Der Mangel an Tieren wirkt sich zwar positiv auf den Nitrat- und Phosphatgehalt des Wassers aus, aber dafür müssen fehlendes CO2 und Pflanzennährstoffe hinzugefügt werden. Die Lichtverhältnisse beim Aquascaping sind auch anders als in einem Gesellschaftsbecken. Um ein gesundes Pflanzenwachstum zu gewährleisten und natürlich auch um das Werk attraktiv zur Geltung kommen zu lassen, braucht es die richtige Beleuchtungskraft. Dafür ist es ratsam, sich im Fachhandel individuell beraten zu lassen, denn hier gibt es spezielle Leuchtstoffröhren und mehrfarbige LED-Leuchten, mit denen sich spektakuläre Effekte erzielen lassen. Alles in allem liegt der Minimalaufwand für ein Aquascapingbecken bei unter einer Stunde pro Woche, Begeisterte werden aber immer etwas zu tun finden. Auf jeden Fall gleicht der Entspannungsfaktor, der sich beim Betrachten der Unterwasseridylle einstellt, die Gartenarbeit unter Wasser um ein Vielfaches aus. (Quelle: FLH)