„Barocke Raumwelten“: Siegen im 10. Schaugartenwettbewerb

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Unterschiedlicher hätten die drei Finalisten-Entwürfe im diesjährigen Schaugartenwettbewerb zum Fürstlichen Gartenfest Schloss Fasanerie kaum können sein – von Barock bis PopArt, von Riesen-Möbeln bis zu aufblasbaren Gummischäfchen. Nun steht der Gewinner fest: „Barocke Raumwelten“ von Aylin Kreß und Julie Ann Holmok. Drei von 22 eingereichten Entwürfen standen im Finale des 10. Schaugartenwettbewerbs im Rahmen des Fürstlichen Gartenfestes Schloss Fasanerie. In der Januar-Ausgabe der Fachzeitschrift „Gartenpraxis“ stellten sie sich der Abstimmung unter den Abonnenten. Diese stimmten mehrheitlich – mit 46% – für die „Barocken Raumwelten“.

Der Entwurf von Aylin Kreß und Julie Ann Holmok von der hessischen Hochschule Geisenheim befasst sich passend zum Sonderthema „Zimmer im Garten“ mit einem der berühmtesten Barock-Zimmer: Sehr modern und äußerst grün interpretiert ihr Schaugartenentwurf den prachtvollen Spiegelsaal von Versailles.

Die „Barocken Raumwelten“ bestehen aus mehreren Spiegelwänden, an die unmittelbar Beete angrenzen. Diese sind streng mit schwarz-, silber- und weißblühenden Pflanzen angelegt und greifen typische barocke Formen auf. Die Beete spiegeln sich mehrfach, sodass für den Betrachter neue Formen sichtbar werden. An bestimmten Punkten erscheinen die so geschaffenen Räume bzw. „Zimmer im Garten“ durch die häufige Spiegelung endlos.

Der Schaugartenentwurf von Kreß und Holmok spielt wie sein barockes Vorbild mit den Grenzen von innen und außen. In der Galerie von Schloss Versailles waren die Spiegel so angeordnet, dass sie den Au- ßenbereich des Schlosses, den herrschaftlichen Garten, in das Innere des Spiegelsaals „transportierten“. Umgekehrt trägt der Schaugarten „Barocke Raumwelten“ einen typischen Inneneinrichtungsgegenstand, den Spiegel, hinaus in den Hofgarten von Schloss Fasanerie.

Am vergangenen Wochenende fand die erste Realisierungsbesprechung auf Schloss Fasanerie statt. Dabei ging es um die konkrete Umsetzung des Schaugartens. Der Wettbewerb wird seit mehreren Jahren durch den Fichter Garten- und Landschaftsbau aus Magdala beim Bau des Schaugartens unterstützt. Die Firma Kientzler Jungpflanzen stellt zudem die benötigten Pflanzen zur Verfügung. Daneben steht das Team von Schloss Fasanerie, das seit nunmehr zehn Jahren in der Umsetzung der Schaugartenentwürfe erfahren ist, den Gewinnerinnen mit Rat und Tat zur Seite. Dass die Siegerinnen große Lust auf dieses Projekt haben und viel Engagement in den Schaugarten stecken, wurde schnell klar. „Meine Projektpartnerin und ich haben uns unglaublich gefreut, als wir erfuhren, dass wir gewonnen haben. Für mich ist es der erste Wettbewerbsentwurf, der realisiert wird – und eine tolle Erfahrung“, so Julie Ann Holmok. Es steht viel an: In den kommenden Wochen werden die ausgewählten Pflanzen besorgt, die Konstruktionen für die Spiegelwände erstellt, es wird tapeziert und eingefärbt, gepflanzt, gehängt und dekoriert. Auf diese gemeinsame Arbeit – das machte die Realisierungsbesprechung klar – sind alle Akteure sehr gespannt und freuen sich.

Neben dem Sieger hatten es noch zwei weitere Entwürfe ins Finale geschafft: Den zweiten Platz im diesjährigen Schaugartenwettbewerb erreichten mit 38% der Stimmen Judith Stollenwerk, Sebastian Emmel und Andrea Heiseler von der Hochschule Geisenheim. Ihr „RIESENGewinn für die Natur“ befasst sich mit der guten Stube, dem Wohnzimmer. In überdimensionaler Form geplant, erobert sich in ihrem Entwurf die Natur der Deutschen liebstes Zimmer zurück. Der dritte Platz geht an Claudia Eckel und Hanna Mohr mit ihrem Entwurf „Pop Up Pop Art“. Sie planten einen sehr poppigen Schaugarten: eine Küche, in der zwischen Nutzpflanzen Andy Warhol grüßt, ein Badezimmer mit einer Wanne zwischen Palmen sowie ein Schlafgemach, in dem sich Luftballon-Schafe als Einschlafhilfe anbieten.

Auch in diesem Jahr lobte die Herbert-Heise-Stiftung für Gartenkunst und Landschaftskultur einen Sonderpreis aus: Er geht an Martina Heims und Kai Faust für ihren Entwurf „Outside the Box“. Sich von Konventionen lösen und nicht bis zur nächsten Wand, sondern um die Ecke denken, das ist das Ziel ihres Schaugartenentwurfs. Aus diesem Grund haben Heims und Faust eine Box geplant, die ihre einschränkenden Wände aufsprengt und sich ihrer Umgebung öffnet. So entsteht im Entwurf eine Welt außerhalb der Box, eine Schnittstelle zwischen Zimmer und Garten. Der geöffneten Box entspringt in der Planung eine fröhliche Staudenpflanzung. Ein kleines Fenster in der Wand eröffnet zudem eine weitere Seite des Schaugartens: Ein Zimmer, hervorgegangen aus der „Sprengung“ der Box, steht dort als kleine, private Insel der Intimität – ein Raum zum Verweilen, Beobachten, Horchen und Denken.