Viele Hausbesitzer wünschen sich einen bienenfreundlichen Garten. Doch längst nicht jedes Grundstück bietet den Platz für eine große Wildblumenwiese oder ein naturnahes Areal.
Vor allem Reihenhausgärten in dicht besiedelten Vororten werden immer kleiner und der Nutzungsdruck auf die grünen Quadratmeter steigt: Die Kinder möchten eine Rasenfläche zum Toben, die Eltern einen Bereich für das Garden-Office, nicht zu vergessen ein kleines Beet für Salat und Kräuter, für den Familienbrunch braucht es eine Terrasse und auch der Familienhund wünscht sich eine Ecke zum Herumtollen. Wo bleibt da noch Platz für Biene und Co?
„Mit einer durchdachten Pflanzenauswahl kann man auch in kleinen Gärten ein Beet schaffen, in dem Bienen, Schmetterlinge und viele weitere Insekten Pollen und Nektar finden", betont Pia Präger vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). „Wichtig hierbei ist Abwechslungsreichtum und eine möglichst lange Blütezeit. Denn in der ersten Jahreshälfte steht den Insekten zwar in der Regel ein breites Nahrungsangebot zur Verfügung, vor allem durch Zwiebelblumen, frühblühende Gehölze und Stauden: Aber zu anderen Zeiten wird es für sie deutlich schwerer, ausreichend Nahrung zu finden."
Beet ohne Blühpause
In Gärten mit wenig Platz raten Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner daher, die Beete so zu gestalten, dass keine Blühpausen entstehen und es eine möglichst hohe Blütenvielfalt von Mai bis Oktober gibt. Das gelingt zum einen mit besonders lang blühenden Gewächsen, zum anderen durch die geschickte Kombination von Pflanzen mit unterschiedlichen Blühzeiten. Wichtig hierbei ist, nicht ausschließlich nach der Optik auszuwählen, sondern zusätzlich bewusst nach Pflanzen Ausschau zu halten, die Insekten etwas zu bieten haben. Romantisch gefüllte Rosen und imposante Pompon-Dahlien mögen uns Menschen zum Staunen bringen; für Bestäuber sind sie leider unattraktiv.
„Bei vielen beliebten Pflanzen sind die Staubblätter durch Züchtung zu Blütenblättern umgewandelt worden, sodass die Blüte besonders dicht und groß anmutet", erklärt Pia Präger vom BGL. „Dadurch sind die Nektardrüsen für Bienen aber leider nicht mehr zugänglich." Natürlich müssen Gartenbesitzer nicht komplett auf die eindrucksvollen Sorten verzichten. Doch es sollten zusätzlich auch ungefüllt blühende Varianten für das bienenfreundliche Beet ausgewählt werden.
Vielfalt ist Trumpf
Etwa ein Drittel der in Deutschland vorkommenden rund 550 Wildbienenarten ist oligolektisch: Das bedeutet, sie sammeln nur die Pollen ganz bestimmter Pflanzenfamilien oder -gattungen. Wer es genau nimmt, kann sich im Vorfeld der Gartenplanung im Internet beim Wildbienenkataster schlau machen, welche Wildbienen in der Gegend vorkommen und die Beetgestaltung auf ihre Ansprüche anpassen. In der Regel reicht es aber, eine möglichst große Vielfalt an Pflanzenfamilien- und -arten zu kombinieren und dabei auch bewusst heimische Arten und Sorten zu integrieren. So steigert man die Wahrscheinlichkeit, dass ansässige Wildbienen ihr favorisiertes Futter finden.
Einschränken muss man sich deshalb bei der Auswahl nicht. Das Sortiment an nahrhaften Pflanzen ist riesig. Angefangen bei Zwiebelblumen und Knollengewächsen über Stauden und Sträucher bis hin zu Kletterpflanzen und Bäumen reicht die Palette. Löcherbienen, Hosenbienen und Seidenbienen fliegen zum Beispiel auf Korbblütler wie Herbstastern (Aster spec.) und Schafgarbe (Achillea millefolium). Die Blauschwarze Holzbiene tut sich am Blauregen gütlich, während die Efeu-Sandbiene auf die Blüten des Efeus (Hedera helix) angewiesen ist. Auch Kugeldistel (Echinops ritro), Fetthenne (Sedum), Fingerhut (Digitalis), Lavendel (Lavandula angustifolia), Kugel-Lauch (Allium sphaerocephalon), Lerchensporn (Corydalis solida) und viele weitere attraktive Gewächse bieten Wildbienen einen reich gedeckten Tisch.
Jeder bienenfreundliche Quadratmeter zählt!
„Wenn jeder in seinem Garten einen kleinen Beitrag leistet und sich bewusst auch für bienenfreundliche Gewächse entscheidet, dann hat das zusammengenommen eine enorme Wirkung", erklärt Pia Präger vom BGL „Aus diesem Grund ist schon jetzt die Anzahl und Vielfalt an Insekten im urbanen Raum größer als in der freien Landschaft. Das macht deutlich: Jeder Quadratmeter zählt und ist ein Puzzlestück im großen Ganzen."
Die meisten Wildbienen stechen nicht
Übrigens: Die meisten Wildbienenarten können und wollen einen Menschen nicht stechen. Ihr Stachel ist viel zu fein und sie verteidigen auch ihre Nester nicht. Familien mit Kindern müssen sich also keine Sorgen machen, wenn die ersten dieser wichtigen Insekten das Beet anfliegen oder sich sogar mal auf die eigene Schulter setzen.
Zudem sind die meisten Wildbienen Solitärbienen, also Einzelgänger. Ein großes Nest, wie man es von Honigbienen kennt, werden sie auch dann nicht im Garten bauen, wenn es ihnen dort gut gefällt. Viele nisten unbemerkt im Boden, in Totholz oder hohlen Stängeln. Wer den Tieren zusätzlich zum Beet etwas Gutes tun will, kann ihnen daher auch entsprechende Lebensräume schaffen. (Quelle: BGL)