Breitere Autobahnen führen in Richtung Naturzerstörung

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NABU zeigt besonders kritische Projekte auf.
Geht es nach Bundesverkehrsminister Volker Wissing ist der schnellere Ausbau bestimmter Autobahnprojekte aus dem Bundesverkehrswegeplan ein “Big Shot” für die Planungsbeschleunigung. Aus Natur- und Klimaschutzsicht stellt sich das anders dar.

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger kommentiert: “Eine pauschale Beschleunigung von bis zu 144 Autobahnprojekten darf so nicht stattfinden. Das ist mit massiven Eingriffen in die Landschaft verbunden und widerspricht allen Anforderungen an die dringend benötigte Verkehrswende. Jetzt ist es an den Landesregierungen, von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch zu machen, wenn ihnen etwas an Natur- und Artenschutz liegt.”

Zudem darf dabei nicht außer Acht gelassen werden, dass aktuell neben den beschleunigten Projekten auch alle anderen Projekte des Bundesverkehrswegeplans weiter gebaut werden sollen. Dabei muss dieser eigentlich auf den Prüfstand gestellt und dringend nach Klima- und Naturschutzkriterien überarbeitet werden. Bis das erfolgt ist, sollten alle Bauvorhaben gestoppt werden.

Welche schwerwiegenden Auswirkungen mit dem beschleunigten Ausbau einher gehen würden, zeigt der NABU anhand einiger besonders kritischer Projekte auf.

Nordrhein-Westfalen

Der geplante Ausbau der A3 am Autobahnkreuz Oberhausen hätte gravierende Auswirkungen auf die Natur sowie für erholungs- und freizeitsuchende Menschen: Der ohnehin schon hohe Straßenflächenanteil der Stadt Oberhausen würde erhöht und die bereits deutlich reduzierten Wald- und Vegetationsflächen weiter minimiert. Die geplante Straßenführung würde sogar Naturschutzgebietsflächen in Anspruch nehmen – etwa die zum Teil unter Naturschutz stehenden Waldflächen „Sterkrader Wald“ nördlich des Kreuzes sowie Flächen im Landschaftsschutzgebiet „Sterkrader Wald/Dunkelschlag“ westlich und südlich des Kreuzes.

Schon heute durchtrennt die Verkehrsachse der Autobahn A57 zwischen Köln und Neuss wichtige Schutzgebiete im Kölner Norden. Ein Ausbau würde diese Situation verschlimmern und die Möglichkeiten vieler Arten zur Wanderung und Ausbreitung deutlich einschränken.

Bayern

Besonders verheerend wäre der Ausbau des Abschnitts der Autobahn A8 zwischen dem Dreieck Inntal und Traunstein, der massive Auswirkungen auf den landschaftlich und naturschutzfachlich sensiblen Bereich direkt am Chiemsee hätte. Hier würden FFH-Gebiete und wertvolle Moore zerschnitten. Der Abschnitt von Ottobrunn bis zum Inntal führt teilweise durch ein geschlossenes Waldgebiet, das auch stadtnaher Erholungswald für München ist. Sollte der Ausbau hier wie geplant umgesetzt werden, wären großflächig Rodungen nötig.

Hessen

Die sogenannte „Sauerlandlinie“, die A45 zwischen dem Gambacher Kreuz bei Gießen und Haiger/Burbach, verläuft durch eine vielfältige, waldreiche Mittelgebirgslandschaft. Hier würde massiv Landschaft in ländlicher Region “verbraucht” und die Zerschneidungswirkung der Autobahn vergrößert. Die A45 führt direkt an einem großen EU-Vogelschutzgebiet und mehreren FFH-Gebieten entlang, die unter anderem Lebensräume für den Hellen und Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, die Bechsteinfledermaus und das Große Mausohr bieten. Auch Baumfalken, Wiesenpieper und Gartenrotschwänze haben dort ihr Refugium.

Die A5 führt zwischen Friedberg und Bad Homburg durch die bewaldeten Ausläufer des Hintertaunus. Für diesen achtspurigen Ausbau müssten viele weitere Bäume gefällt werden, weiterer Landschaftsfraß und noch größere Zerschneidungswirkung im Wald wären die Folge.

Zwischen Rodgau-Weisskirchen und Offenbach führt die A3 mitten durch Waldgebiete, die wertvolle Erholungsgebiete in der Rhein-Main-Region sind. Dieser Erholungswert würde durch den Ausbau massiv beeinträchtigt. (NABU)