Das Projekt „Wildkatzensprung“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt findet nach über sechs Jahren seinen erfolgreichen Abschluss. Das vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) koordinierte Projekt ist eines der größten Naturschutzprojekte Europas, nicht nur in Hinblick auf die flächenmäßige Ausdehnung, sondern auch bezüglich der vielfältigen Beteiligung. Das Bundesamt für Naturschutz hat das Projekt mit 3,85 Mio. Euro aus Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.
„Zum Erhalt der Wildkatze koordinierte der BUND zahlreiche Akteurinnen und Akteure aus Behörden, Jagd, Forstwirtschaft, Wissenschaft und Ehrenamt. Insbesondere die Unterstützung durch 1.200 Freiwillige und durch Wildkatzen-Botschafterinnen und -Botschafter, die u.a. Haarproben mit Hilfe von Lockstöcken sammelten, machten den ,Wildkatzensprung‘ zu einem beispielhaften ,Citizen Science‘-Projekt“, so Prof. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND.
„Die Hauptlebensräume der Wildkatze, nämlich die naturnahen Wälder, sind oft durch Straßen, landwirtschaftlich genutzte Flächen oder Siedlungen voneinander isoliert. Das führt zu schwer überwindbaren Hindernissen und Gefahren für die Wanderungen der Wildkatze. Diese sind aber nötig, um neue Lebensräume erschließen und sich inzuchtfrei vermehren zu können“, sagt die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Beate Jessel. „Um ihr und zugleich vielen anderen gefährdeten Tieren eine langfristige Überlebenschance zu geben, ist daher eine deutschlandweite Vernetzung der Wälder von großer Bedeutung“, betont Prof. Beate Jessel.
„Das Projekt Wildkatzensprung zeigt, dass die Wiedervernetzung von Wäldern machbar ist. Das ist für die Natur und die Artenvielfalt in Deutschland besonders wichtig. Zu lange wurde beim Flächenverbrauch die Notwendigkeit durchgängiger Wanderungskorridore nicht gesehen. Darauf hat die Bundesregierung reagiert und aktuell das Bundeskonzept Grüne Infrastruktur vorgelegt. Das Projekt „Wildkatzensprung“ ergänzt diese Initiative des Bundes ausgezeichnet und trägt durch die Pflanzung von Korridoren zur Verbesserung unserer grünen Infrastruktur insgesamt bei“, so Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium. „Das Projekt hat Pilot-Charakter. Vor dieser Leistung habe ich großen Respekt.“
„Die im Projekt entwickelte Gendatenbank für die Wildkatze ist für die Wissenschaft einzigartig und wegweisend für weitere Projekte. Die gespeicherten Datensätze werden ständig erweitert und erlauben nicht nur eine Beurteilung des Bestandes bedrohter Arten wie der Wildkatze, sondern auch weiterer Aspekte wie Wanderbewegungen und Raumnutzung dieser Tiere“, bemerkt Prof. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, mit deren Forschungsinstitut der BUND eng für die genetischen Analysen zusammenarbeitet. Die Wildkatzendatenbank lieferte dabei wichtige Hinweise, wo die Vernetzung von Wäldern für die Wildkatze besonders sinnvoll ist. In Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Thüringen wurden Wälder beispielhaft durch „grüne Korridore“, d.h. Waldverbindungen aus Bäumen und Büschen, wieder miteinander verbunden.
Die gefährdete Europäische Wildkatze breitet sich in Teilen Deutschlands wieder aus, in anderen Gebieten, die auch als Lebensräume geeignet wären, so z.B. in Ost- und Norddeutschland, wurden dagegen noch keine Wildkatzen nachgewiesen. Darum wird sich der BUND auch nach Ende des erfolgreichen Projekts „Wildkatzensprung“ weiter für die Wildkatze einsetzen: mit der langfristigen Schaffung eines 20.000 Kilometer langen Waldverbundes, der große Teile Deutschlands umfasst und somit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des länderübergreifenden Biotopverbunds leisten wird. Der Fortschritt dieser Vision ist online in der „Wildkatzendatenbank“ einsehbar.
Hintergrundinformation: Das Projekt „Wildkatzensprung“ wird seit 2011 und bis 2017 im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert. Am Projekt beteiligt waren Landesverbände des BUND aus zehn Bundesländern. Unter der Mitwirkung hunderter ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden 25.000 Bäume und Sträucher gepflanzt, um Wälder miteinander zu vernetzen. Die genetische Datenbank umfasst aktuell etwa 3.500 Lockstöcke, die mit der Unterstützung zahlreicher ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern insgesamt 50.000 Mal auf Haarproben untersucht wurden. (Bund/BMUB)