Wie der praktische Teil der Abschlussprüfung eines Friedhofsgärtners abläuft, konnten die Friedhofsbesucher am Donnerstag, den 6. Juli auf dem Münchner Westfriedhof live beobachten. Seit nunmehr sechs Jahren findet dort der praktische Teil der Prüfung in der Öffentlichkeit statt, um auf diese oft unterschätzte gärtnerische Fachsparte aufmerksam zu machen. Die als praktische Prüfungsaufgaben angelegten Grabstellen werden für weitere vier Wochen gepflegt, und die Friedhofsbesucher haben in dieser Zeit die Möglichkeit, über das schönste Grab abzustimmen.
Die Abschlussprüfung endete jetzt mit einem mündlichen und einem praktischen Teil. Am Tag der schriftlichen Prüfung zwei Wochen vorher wurden die Grabstellen mit den bereits gesetzten Grabsteinen ausgelost. Alle Azubis hatten so die Möglichkeit, sich die Lage der Grabstelle und den Stein genau anzusehen, um in den kommenden zwei Wochen die passende Bepflanzung auszuwählen und die entsprechenden Pflanzen zur Prüfung mitzubringen. Es war eine Skizze anzufertigen, dann wurde das Grab genau ausgemessen, ein passender Grabhügel angelegt und schließlich bepflanzt. Entsprechend den Richtlinien des Bundes deutscher Friedhofsgärtner sollte die Bepflanzung mit dem Grabstein korrespondieren und ein passendes Rahmengehölz gepflanzt werden. Trotz der für den Laien perfekt erscheinenden Gräber fanden die Prüfer einige Punkte, die sie bemängelten, wie etwa unsaubere Arbeit, ein ungeeignetes Rahmengehölz, das langfristig den Grabstein verdeckt, oder Wechselbepflanzung, die an dem Standort nicht langlebig ist. Im Rahmen eines fingierten Beratungsgesprächs mit einem sehr kritischen Kunden versuchten die Prüfer herauszufinden, in wie weit sich der Prüfling selbst über die Bepflanzung Gedanken gemacht hat und welche Alternativen er anbieten könnte. Prüfungsmeister Stefan Wagner aus München bestätigte, worauf in der Prüfung Wert gelegt werde: „Es kommt sowohl auf Pflanzenkenntnisse und das exakte Arbeiten an, wie auf kommunikative Fähigkeiten, die es dem Prüfling ermöglichen, ein kompetentes und zufriedenstellendes Beratungsgespräch mit dem Kunden zu führen.“ Nach der praktischen Prüfung am Vormittag zeigten sich trotz der noch bevorstehenden mündlichen Prüfung Erleichterung und Entspannung bei den Auszubildenden, die sich bei über dreißig Grad im Schatten tapfer geschlagen hatten. Interessierte Friedhofsbesucher sind eingeladen, noch vier Wochen lang die Ausstellung der Prüfungsgräber am Westfriedhof, Eingang Baldurstraße / Sadelerstraße, zu besichtigen und das schönste Grab zu wählen. (TBF)