Die Garten-Wollbiene

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Artenvielfalt vor der Haustür schützen: Sie sieht aus wie eine Wespe, ist es aber nicht – die Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum). Während ihre Artgenossen wie die Honigbiene in Staaten leben, bauen die Weibchen der solitär lebende Garten-Wollbiene lieber ihre ganz eigenen Nester. Zu beobachten ist sie von Juni bis September. Einmal im Monat präsentiert die Uni Hohenheim in Kooperation mit der Bunten Wiese Stuttgart interessante Fakten zu Tieren, Pflanzen oder Pilzen, die auf bunten Wiesen anzutreffen sind.
Diese Biene ist sehr besonders in der Bienenwelt, denn bei der Garten-Wollbiene sind die Männchen mit 13 bis 18 Milimetern größer als die Weibchen (10 bis 13 mm). Dies ist bei Wildbienen normalerweise andersherum der Fall. Auch schlüpfen die Weibchen vor den Männchen, was ebenfalls für Wildbienen ungewöhnlich ist. Besonders ist bei dieser Wildbiene jedoch nicht nur ihr wespenähnliches Aussehen, sondern auch ihr Verhalten.
Das Männchen der Garten-Wollbiene besetzt in der Fortpflanzungszeit ein Revier, das es auch gegen Eindringlinge verteidigt. Dazu besitzt das Männchen am Hinterleibsende Dornen, die es zur Verteidigung seines Reviers benutzt. Dabei kann es durchaus dazu kommen, dass auch deutlich größere Insekten, wie größere Hummeln, angegriffen und sogar durch solche Attacken verletzt werden. Wenn das Männchen jedoch ein Weibchen sieht, wartet es bis das Weibchen sich auf eine Blüte setzt und stürzt sich dann auf das Weibchen. Nach der kurzen Paarung sucht sich das Männchen dann ein anderes Weibchen.

Die "Wolle" für das Nest holt sich das Garten-Wollbienen-Weibchen von Pflanzenhaaren

Die „Lebensaufgabe“ des Männchens ist die Paarung. Wenn es diese Aufgabe (teils mehrfach) erfüllt hat, stirbt es. Nach der Paarung fängt hingegen für das Weibchen die Arbeit erst richtig an, denn nur das Weibchen baut das Nest. Die Nester werden in vorhandenen Hohlräumen angelegt. Hierfür sammelt es, wie der Name Wollbiene schon vermuten lässt, Wolle. Mit Wolle ist hier, aber keine Schafwolle gemeint, sondern Pflanzenhaare, die das Weibchen von stark behaarten Pflanzen, wie z. B. dem Deutschen Ziest (Stachys germanica), erntet. Die Pflanzenhaare werden dann zusammengeknäult und zum Nest transportiert. Mit der Pflanzenwolle kleidet das Garten-Wollbienenweibchen das Nest aus. Dann versorgt es die einzelnen Brutzellen des Nests mit Pollen, legt ein Ei in jede Brutzelle und verschließt das Nest mit Steinchen und anderen Materialien.

Wie anfangs erwähnt, kann man die Garten-Wollbiene möglicherweise mit einer Wespe verwechseln, denn beide haben eine gelb-schwarze Körperzeichnung. Viele Bienen sind aber deutlich behaart, da sie sich rein von pflanzlicher Kost, also von Pollen und Nektar, ernähren und die Haare brauchen, um den Pollen transportieren zu können. Die Garten-Wollbiene hat, wie andere Wollbienen auch, an der Unterseite des Hinterleibs Sammelhaare, mit denen sie den Pollen von Pflanzen sammelt. Diese Behaarung nennt man auch die Bauchbürste. Wespen sind kaum behaart, da sie meist andere Insekten jagen und sie deshalb keinen Pollen transportieren müssen.

Die Garten-Wollbiene bevorzugt als Nahrungspflanzen u. a. verschiedene Ziestarten wie z.B. den Deutschen Ziest. Dieser eignet sich zum Beispiel besonders gut, da diese Pflanze neben Pollen und Nektar auch direkt das Baumaterial für das Nest liefert. Wenn ihr diese Pflanzen in eurem Garten pflanzt und noch verschiedene Hohlräume – wie z.B. Trockenmauern – schafft, wird sich die Garten-Wollbiene bestimmt auch schnell bei euch im Garten wohlfühlen. (Universität Hohenheim)