Die blaue Blume ist das berühmteste und geheimnisvollste Symbol der Romantik. Sie steht für Liebe und Hoffnung, Sehnsucht nach der Ferne sowie für das metaphysische Streben nach dem Unendlichen. In dieser Bedeutung taucht sie erstmals in einem Roman von Novalis auf …
Ob Enzian, Vergissmeinnicht oder Astern – von Frühjahr bis Herbst kann man in der heimischen Natur und in den Gärten eine Vielzahl von Pflanzen mit blauen Blüten entdecken. Schaut man sich aber einmal genauer die beliebtesten Schnitt- und Gartenblumen an, wird man feststellen, dass es diesen Farbton bei ihnen tatsächlich nicht gibt. Obwohl Rosen und Tulpen mittlerweile in unendlich vielen Schattierungen gezüchtet wurden, wartet man auf blaue Varianten vergeblich. Auf den Fensterbänken sieht es nicht viel anders aus: Kalanchoë oder Anthurien beispielsweise findet man sowohl in Weiß, Rot, Pink, Orange, Gelb oder Hellgrün, aber eben nicht in Blau. Und selbst bei den Orchideen ist der Farbton eine absolute Seltenheit. Lediglich einige Vandeen-Sorten schmücken sich damit.
Jetzt wird manch einer sicher Widerspruch einlegen und sagen: Moment einmal, ich habe schon blaue Phalaenopsis gesehen! Ja, das stimmt, tatsächlich werden die populären Schmetterlingsorchideen, wie sie in Deutschland genannt werden, mit den unterschiedlichsten Blüten angeboten – von Mini bis Maxi im Format, von uni bis mehrfarbig, in zartem Pastell oder knalligen Bonbontönen, gestreift, gefleckt oder gepunktet … und durchaus auch in Blau! Allerdings handelt es sich dabei nicht um neue Züchtungen. Hier wurde auf andere Weise etwas getrickst und nachgeholfen: Die blauen Blüten entstehen, indem man hell- oder weißblühenden Exemplaren, eine Art Lebensmittelfarbe injiziert. Über die Leitungsbahnen gelangt diese in die Blütenblätter und lässt sie im entsprechenden Farbton erscheinen. Aus der Natur kennt man ähnliche Effekte beispielsweise von Flamingos: Eigentlich ist das Federkleid der Vögel weiß-grau. Nur dadurch, dass sie viele rote Krebse fressen, die spezielle Carotinoide enthalten, verfärbt es sich rosa.
Phalaenopsis sind übrigens nicht die einzigen Orchideen, bei denen dieses harmlose Verfahren gelegentlich zum Einsatz kommt. Auch die seltener angebotenen Dendrobium Nobilé, bei denen die Blüten direkt am Stämmchen unter den Blättern gebildet werden, gibt es in Blautönen. Auf den angenehmen Duft, den diese Pflanzen verströmen, hat der Farbton keinen Einfluss.
In der Regel zeigen Orchideen über mehrere Monate lang ihre Blütenpracht. Während der gesamten Zeit bleibt die künstlich herbeigeführte Blütenfarbe erhalten. Entwickeln sie nach einer gewissen Ruhepause dann erneut Knospen, zeigen diese jedoch wieder den ursprünglich hellen Farbton der jeweiligen Sorte. Der Schönheit der Blumen tut das aber keinen Abbruch. (GPP)