Der deutsche Wetterdienst hat den Winter 2013/14 offiziell für beendet erklärt. In nächster Zeit sei kein extremer Kälteeinbruch zu erwarten, so die Meteorologen. Schon jetzt gelte der Winter als einer der zehn wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Was bedeutet dies für die Landwirtschaft?
Wir hatten heuer einen so genannten englischen Winter, das heißt kaum Frost und durchweg gleich milde Temperaturen. Wintergetreide wie Weizen und Roggen präsentieren sich bis dato sehr ordentlich, so Johann Graf, Referent beim Bayerischen Bauernverband (BBV). Bis jetzt seien keine Frostschäden aufgetreten, im Gegenteil: Die ersten Bestände würden bereits grünen und wachsen.
Sollten die Meteorologen Recht behalten und es tatsächlich zu keiner extremen Kälte mehr kommen, habe das Wintergetreide in Bayern gute Startbedingungen für die Vegetationsphase 2014. Bislang stehen auf den Feldern allerdings noch ganz kleine Pflänzchen, die erst noch wachsen müssen, so Graf weiter. Die kommende Witterung werde das Pflanzenwachstum maßgeblich beeinflussen.
Für Sommerungen wie Mais, Kartoffeln oder Zuckerrüben könnte der fehlende Frost zum Problem werden. Normalerweise sprengt der Frost die Kluten, also die Erdklumpen, und sorgt so für einen feinkrümeligen Boden und eine gute Struktur, in der die Saat gut aufgeht und wachsen kann, betont Graf. Anders dieses Jahr: Der nicht durchgefrorene Boden habe eine grobe Struktur, die den Wurzeln das Wachstum erschwere. Doch auch hier lasse sich vor der Aussaat kaum was über den Erntezeitpunkt sagen. Die maßgebliche Witterung für eine hoffentlich gute Ernte stehe erst bevor.
Für die nächsten Wochen wünschen sich die bayerischen Ackerbauern leichten Bodenfrost, um die erste Düngergabe in den frühen Morgenstunden möglichst bodenschonend ausbringen zu können. Taut dieser Acker nachmittags auf, können die Nährstoffe in den Boden einziehen. Gegebenfalls könnte sich der milde Winter in der Folge auf Pflanzenkrankheiten und Schädlinge auswirken. Die ersten Blattläuse werden dieses Jahr sicher früher fliegen als normal, befürchtet Graf.
Auch die Waldbauern sehen die Schattenseiten des milden Winters. Die Hauptsaison für Holzfällarbeiten im Wald liegt zwischen September und März. Der fehlende Frost hat dazu geführt, dass gerade auf nassen Böden die Holzernte erschwert ist. Maschinen, mit denen das Holz gerückt und abtransportiert wird, würden mit ihrem Gewicht die Waldwege und Böden beschädigen. In der Folge müssen viele Waldbesitzer ihr Holz länger im Wald liegen lassen, erklärt Johann Koch, Referent für Wald und Jagd beim BBV. Derzeit führe das noch zu keinem Qualitätsverlust beim geertneten Holz. Bei noch wärmeren Temperaturen (ab 12°C) würde es schwierig werden wegen des Nutzholzborkenkäfers der Schädling könnte sich dann im geernteten Holz leichter verbreiten und dieses entwerten.
Doch nicht nur die Forstwirtschaft ist betroffen, auch der Wald bekommt die Folgen des Wetters zu spüren. Die Bäume zeigen erste Frühlingsgefühle, je nach Baumart beginnen schon Knospen auszutreiben, sagt Koch. Wenn durch anhaltende Wärme die Bäume früher austreiben, könnte später Frost die jungen Triebe schädigen. Besonders gefährdet seien junge Rotbuchen, Tannen und Douglasien auf Freiflächen.
Unsere Waldbauern wünschen sich deshalb zunächst für die Holzabfuhr erst ein paar Tage Frost oder Trockenheit und anschließend von März bis Mai ausreichend Niederschläge, betont Koch. Denn vitale Bäume können Angriffen von Borkenkäfer und Co. am besten trotzen. Hierbei sei die Wasserversorgung im Frühjahr entscheidend. Außerdem benötigten auch die im März und April gesetzten Jungpflanzen Niederschlag, um gut anwachsen zu können. (bbv)