Forschung: Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge

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Am 28.08 wurde das Projekt „Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“ mit der UN-Dekade „Biologische Vielfalt“ in Anwesenheit des Staatsministers für Umwelt und Landwirtschaft Sachsens Thomas Schmidt im Senckenberg Museum für Tierkunde ausgezeichnet. Das Projekt setzt sich für „Schmetterlingswiesen“ – teilweise ungemähte Grünflächen in Städten – ein. Seit dem Projektstart vor drei Jahren entstanden dank der Initiative 170 neue Lebensräume für Tagfalter. Die Auszeichnung erhalten Projekte, die sich in nachahmenswerter Weise für den Erhalt der biologischen Vielfalt einsetzen.

Motorsägen, Laubbläser, Pestizide und Dünger – moderne Technik und Chemie kommen ständig auf den Grünflächen in Städten und Gemeinden zum Einsatz. „Diese vermeintliche Ordnung des Menschen bedeutet für viele Arten den Verlust ihres Lebensraumes – und für uns Menschen bedeutet dies den Verlust von ‚Ökosystemdiensteistungen’, wie etwa Bestäubung“, erklärte Prof. Dr. Dr. hc. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung bei der heutigen Auszeichnungsverleihung und ergänzte: „In Sachsen sind bereits 13 Prozent der Tagfalterarten ausgestorben – noch einmal so viele sind vom Aussterben bedroht.“ Die Abnahme der Schmetterlingsarten führt zu weiteren Problemen: Singvögel, die ihre Jungen mit Raupen füttern und Fledermäuse, die sich hauptsächlich von Nachfaltern ernähren verlieren ihre Nahrungsgrundlage.

Vor drei Jahren startete daher in Sachsen das Projekt „Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“. Es widmet sich der zu intensiven Mahd von Grünflächen in Städten und Dörfern und ruft dazu auf, eine Fläche im Jahr nur zwei- bis dreimal zu mähen und bei jeder Mahd 10 bis 30% der Fläche ungemäht zu belassen. Heute erhielt die Initiative für ihr Engagement den Titel „Ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“.

Sachsens Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft Thomas Schmidt überreichte die Auszeichnung und sprach über die Erfolge des Projektes: „Den ‚Schmetterlingswiesen’ haben sich Privatpersonen, Schulen, Kindergärten, Unternehmen, Kommunen, Kleingartenvereine und weitere Akteure verpflichtet, um die Tagfalter in Sachsen zu schützen. Derartige Projekte sind wichtig, um die Bürger für den Naturschutz und für den Erhalt der Artenvielfalt zu sensibilisieren.“

Und es sind bereits konkrete Ergebnisse zu verzeichnen: Seit Beginn des Projektes entstanden 170 Schmetterlingswiesen in Sachsen – bei jeder Mahd bleibt hier ein Teil der Fläche ungemäht. „Die Schmetterlinge kommen zurück“, freut sich Dr. Matthias Nuß, Initiator des Projektes und Leiter der Sektion Lepidoptera am Senckenberg Museum für Tierkunde und fügte hinzu: „Auf den Wiesen entwickeln sich Eier, Raupen und Puppen weiter; von dort aus können die Falter die zuvor gemähten Bereiche wieder besiedeln.“

Auf der Projekt-Webseite www.schmetterlingswiesen.de gibt es viele Tipps zur Wiesenpflege, Wissenswertes über Tagfalter und ihre Nahrungspflanzen. Die „Wiesenpfleger“ schreiben in ihren Blogs, welche Erfahrungen sie gemacht haben; zudem können sie ein Schmetterlingswiesenschild bestellen, das im Stadtbild auf das Projekt aufmerksam macht. Wer wissen möchte, welche Tagfalterarten auf seiner Wiese fliegen, erfährt dies mit einer kostenlosen App. Arten lassen sich mit deren Hilfe interaktiv auf dem Smartphone bestimmen und Beobachtungen können mitgeteilt werden. „Die Einbindung von Bürgerwissenschaftlern hat bei Senckenberg eine lange Tradition – unsere Gesellschaft wurde einst vor 200 Jahren von Frankfurter Bürgern gegründet und auch heute noch sind sie ein wichtiger Bestandteil unserer Forschungs- und Sammlungstätigkeit“, so Mosbrugger.

Das Projekt „Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“ entstand als Kooperation zwischen der Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt, Naturschutzfonds, dem Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden, dem Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband Sachsen e. V., dem Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL), Landesverband Sachsen e. V. und dem Landschaftspflegeverband Torgau-Oschatz e. V. Das Projekt wird unterstützt aus Zweckerträgen der Lotterie Glücksspirale.

Die Auszeichnung ist eine der Aktivitäten zur UN-Dekade Biologische Vielfalt, die von den Vereinten Nationen für den Zeitraum von 2011 bis 2020 ausgerufen wurde. Ziel der internationalen Dekade ist es, den weltweiten Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Dafür strebt die deutsche UN-Dekade eine Förderung des gesellschaftlichen Bewusstseins in Deutschland an. (Senckenberg)