Forschung: Querterrassierung im Steillagenweinbau

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Hochschule Geisenheim startet Projekt BioQuiS zur Verbindung von wirtschaftlich tragfähigen Weinbau und Naturschutz.

Der Weinbau in Steillagen hat das Landschaftsbild in vielen wärmebegünstigten Regionen Deutschlands über Jahrhunderte geprägt und führte zu abwechslungsreichen Landschaften. Allerdings ist die Bewirtschaftung der heutzutage meist in Falllinie angelegten Weinberge sehr arbeitsintensiv, was vor dem Hintergrund sich verteuernder Produktionskosten oft nicht mehr tragfähig ist. Die vielen Weinbergsbrachen im Mitterheintal und an der Mosel machen das Dilemma deutlich.

Als Lösungsansatz untersucht die Hochschule Geisenheim im Rahmen des Forschungs- und Umsetzungsprojektes BioQuiS die Querterrassierung im Steillagenweinbau. Das im Januar 2018 begonnene Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit knapp 400.000 Euro gefördert. Die Zeilen und Gassen werden bei der Querterrassierung hangparallel angeordnet und können wesentlich einfacher bewirtschaftet werden. „Neben der arbeitssparenden Bewirtschaftung mit normalen Schmalspurschleppern haben Querterrassen-Weinberge auch einen ökologischen Vorteil. Ein Teil des Weinbergs besteht aus Böschungen, die der direkten Bewirtschaftung entzogen sind und ein großes Potenzial für den Naturschutz haben“, so Projektleiterin Prof. Dr. Ilona Leyer vom Institut für angewandte Ökologie. „Es gibt aber noch zahlreiche offene Fragen, die z. B. die Erstbegrünung, den Erosionsschutz, Böschungspflege, sowie Biodiversitäts- und rechtliche Aspekte betreffen. Diese gilt es im Projekt zu klären, damit die Querterrassierung für Winzerinnen und Winzer als eine attraktive Alternative zur Bewirtschaftung in Falllinie wahrgenommen wird“, erklärt die Professorin.

Mit-Projektleiter Prof. Dr. Manfred Stoll vom Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau hat noch einen anderen Aspekt im Fokus: „Die geänderte Zeilenorientierung und die in Querterrassen-Weinbergen geringere Rebdichte beeinflussen das Mikroklima und die Wasserversorgung des Rebbestandes. Dies kann Auswirkungen auf den Ertrag, die Aroma- und Inhaltsstoffbildung und die Rebengesundheit haben. Diese Wechselwirkungen zwischen Rebe und ihrer Umwelt wollen wir vergleichend für Falllinien- und Querterrassen-Weinberge untersuchen“.

Drei Weingüter legen als Praxispartner von BioQuis in diesem Frühjahr Querterrassen-Weinberge im Mittelrheintal neu an, damit unterschiedliche Begrünungsmischungen und Ansaattechniken erprobt werden können. Leyer und Stoll freuen sich, dass sie mit den Hessischen Staatsweingütern und dem Weingut Laquai (Lorch) auf hessischer Seite sowie dem Weingut Ratzenberger (Bacharach) aus Rheinland-Pfalz engagierte Winzer für die Umsetzung und Erprobung der Querterrassierung gewinnen konnten. Aber auch schon bestehende Querterrassenanlagen werden unter die Lupe genommen, um deren Bedeutung für die biologische Vielfalt zu bewerten und um unterschiedliche Böschungspflegevarianten einschließlich Schafbeweidung zu testen. Die Ergebnisse von BioQuiS und daraus ableitbare Handlungsempfehlungen sollen in Form eines Praxisleitfadens dem Weinbau, dem Naturschutz und der Politik zur Verfügung gestellt werden. (Hochschule Geisenheim)