Kaum ein Begriff wird so oft bemüht und nicht selten auch missbraucht: Nachhaltigkeit. Was manche als Öko-Trend verstehen, ist für andere ganz natürlicher Anspruch in der täglichen Arbeit.
Zwar ist es heute noch nicht selbstverständlich, dass in Unternehmen Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden, aber es zeichnet sich ab, dass mehr und mehr Auftraggeber darauf achten und Produkte und Leistungen hinterfragen. Hans-Christian Eckhardt, Präsidiumsmitglied im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW e.V. (VGL NRW) und GaLaBau-Unternehmer aus Wuppertal, hat dazu eine klare Position: „Unser Anspruch als Landschaftsgärtner ist es, für unsere Kunden langlebige und werthaltige Gärten zu konzipieren, zu bauen und zu pflegen. Das beginnt mit einer individuellen und soliden Planung, die die Besonderheiten des Standorts, der Lage und die Wünsche der Gartenbesitzer umfassend berücksichtigt." Richtig verstandene Nachhaltigkeit geht allerdings noch deutlich weiter und dabei hilft auch der Verband. Der VGL NRW engagiert sich für den Aufbau und die Nutzung von Recycling-Systemen, spricht sich für die Verwendung regionaler Materialien und Pflanzen aus, empfiehlt Torfverzicht bei Substraten. Eckhardt: „Wir nehmen ganz deutlich den Wunsch der Menschen nach naturnahen und ressourcenschonenden Gärten wahr und das verändert auch unsere Arbeit. So haben wir eigens eine Arbeitsgruppe gegründet, die zum Beispiel Ansätze für geschlossene Stoffkreisläufe, umweltschonende Arbeitsweisen, die Elektrifizierung des Fahrzeugparks und der Baumaschinen in Verbindung mit der Installation von Photovoltaik in den Fokus nimmt."
Empfehlungen für das betriebliche Handeln
Die Ergebnisse der landschaftsgärtnerischen Arbeit sind enorm vielfältig und bieten auch die Möglichkeit, Nachhaltigkeit sichtbar und erlebbar zu machen: Ob im öffentlichen Grün der Parks und Stadtgärten oder in Naturschutzgebieten, an Wasser- und Uferlagen oder in Privatgärten – in der Material- und Pflanzenverwendung liegen große Potenziale. Zu berücksichtigen sind u.a. die Ökobilanzen der Baustoffe, die Langlebigkeit von Materialien, die standortgerechte Planung unter Berücksichtigung späterer Wasser- und Düngerbedarfe. Aber auch die Prozesse bei Anlage und Pflege der Grünflächen werden neu bewertet, so kann insbesondere der Maschineneinsatz energiesparender und im besten Fall sogar komplett CO2-neutral erfolgen. Benjamin Küsters, ebenfalls VGL NRW-Präsidiumsmitglied und GaLaBau-Unternehmer aus Neuss: „Wir sind überzeugt, dass es wirkt, wenn sich die mehr als 1.000 Mitgliedsbetriebe in NRW als Landschaftsbauunternehmen für ökologisch sinnvolle Materialien und Prozesse engagieren! Dabei muss jeder Unternehmer vor Ort entscheiden, welche Potenziale er mit seinem Betrieb hat. Aber auf Basis der Empfehlungen des Verbandes für das betriebliche Handeln ist es schon heute so, dass sich die Betriebe und die Mitarbeiter im beruflichen Alltag aktiv mit Nachhaltigkeitsaspekten beschäftigen."
Naturnah und vielfältig – gemeinsame Verantwortung
Eckhardt: „Eine standortgerechte Pflanzenwahl mit langlebigen Arten, ein vielfältiges Angebot an Blüten und Früchten zu verschiedenen Jahreszeiten, die Planung naturnah gestalteter Bereiche … in der richtigen Pflanzenverwendung steckt landschaftsgärtnerisches Wissen und Erfahrung, von dem Auftraggeber nur profitieren können." Nicht zuletzt sind es die Auswirkungen des Klimawandels, die direkt und indirekt zu einer Neubewertung von Grünflächen führen. Städte und Gemeinden, aber auch private Gartenbesitzer wünschen sich stresstolerante Pflanzungen, die mit möglichst geringem Pflegeaufwand langfristig funktionieren, die auch Hitze- und Trockenperioden überstehen und die zudem dazu beitragen, Lebensräume für Insekten und Vögel zu schaffen, die gleichzeitig Naturerfahrungsräume für Menschen sind. Küsters: „Wir sind ja auch als Berater gefragt. Beispielsweise engagieren wir uns seit vielen Jahren in Kooperation mit anderen Verbänden und im Schulterschluss mit Partnern in der Landes- und Kommunalpolitik für mehr Dach- und Fassadenbegrünung oder gegen Schotterwüsten in Vorgärten. Wir freuen uns sehr, dass die neue NRW-Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag eine Landesinitiative ´Nachhaltiges Grün in der Stadt` angekündigt hat und sich auch für einen weiteren Ausbau der Förderprogramme für Dach- und Fassadenbegrünung einsetzen will." Gemeinsame Verantwortung – mit diesem Selbstverständnis geht der VGL NRW vielfältige Kooperationen ein und engagiert sich für den Ausbau der blau-grünen Infrastruktur im Land. (Quelle:GPP)