Wer sich pflanzenbetont ernährt, lebt nicht nur gesünder, sondern unterstützt auch den Artenschutz.
Was wir essen, hat direkte Auswirkungen auf die Natur in Deutschland und Bayern sowie unsere Gesundheit. „Um Fleisch zu erzeugen, wird sehr viel Ackerfläche für Tierfutter benötigt. Wenn wir diese Flächen verkleinern, haben wir viel mehr Platz für effektiven Natur- und Klimaschutz. So könnten Moorflächen wiedervernässt werden und gefährdete Vogelarten wie Rebhuhn, Feldlerche und Kiebitz ihren Lebensraum zurückgewinnen“, sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Aus diesem Grund empfiehlt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) zusammen mit dem Ernährungsmediziner Prof. Hans Hauner (TU München), sich bewusst stärker pflanzenbetont zu ernähren und den persönlichen Fleischkonsum deutlich zu verringern, um gleichzeitig etwas für die eigene Gesundheit zu tun.
Die Frage, ob mehr Klima- und Naturschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft die Ernährungssicherheit in Deutschland gefährden, wird aktuell immer wieder öffentlich diskutiert. Wie eine Studie im Auftrag des NABU – bundesweiter Partner des LBV – zeigt, ist eine pflanzenbetonte Ernährung doppelt so flächeneffizient wie eine tierische: Die Erträge von einem Hektar pflanzlicher Nahrung ersetzen in Deutschland zwei Hektar Futtermittel, die später als Fleisch, Milch oder Eier auf dem Teller landen. „Es stehen genügend Flächen sowohl für die Sicherung der Ernährung als auch für die Natur und Artenvielfalt zur Verfügung, wenn die Bevölkerung ihr Konsumverhalten ändert“, erläutert Agrarökonom Dr. Markus Kempen.
Die NABU-Studie ermittelte den Flächenbedarf für eine gesunde Ernährung in Deutschland auf der Basis von Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und der Planetary Health Diet. Um sich gesund und innerhalb der ökologischen Grenzen der Erde zu ernähren, ist es erforderlich, weniger Fleisch, Eier, Milchprodukte, Fett und Zucker zu essen, und dagegen mehr Obst, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte.
Diese Ernährung hat auch sehr positive Auswirkungen auf die Gesundheit, erklärt Prof. Hans Hauner, Direktor des Zentrums für Ernährungsmedizin der TU München: „Wir wissen schon lange, dass Menschen, die sich eher pflanzlich ernähren, vor heutigen Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Typ 2 Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten und selbst vor vielen Krebserkrankungen gut geschützt sind. Wer gesund bleiben und lange leben möchte, sollte sich im eigenen Interesse pflanzenbetont ernähren.“
Die Studienergebnisse zeigen, dass es möglich ist, genügend Nahrung für die deutsche Bevölkerung zu erzeugen und gleichzeitig sämtliche Umweltschutzziele zu verwirklichen. „Wenn unsere Tiere vor allem natürliches Futter wie Gras und Nebenprodukte des Ackerbaus fressen, werden viele Flächen frei, auf denen derzeit Getreide oder Silomais als Tierfutter angebaut wird“, sagt NABU-Referent Pierre Johannes. Die so gewonnenen Flächen können für mehr Natur- und Klimaschutz genutzt werden.
Aus Sicht des LBV können so in Bayern zehn Prozent Bracheflächen für die Biodiversität entstehen und 30 Prozent Ökolandbau erreicht werden. „Der Schlüssel ist, unsere Ernährungsgewohnheiten zu ändern und weniger Fleisch, Eier und Milch zu konsumieren. So können wir wertvolle entwässerte Moorböden für den Klimaschutz wiedervernässen und den Einsatz von Pestiziden um die Hälfte verringern. Das Argument der Ernährungssicherung darf nicht verwendet werden, um den dringend erforderlichen ökologischen Umbau der Landwirtschaft auszubremsen“, betont Norbert Schäffer und ergänzt: „Gegen den traditionellen Sonntagsbraten ist nichts einzuwenden, aber für Mensch, Natur und Klima ist es gesünder, wenn wir nicht täglich Fleisch essen und als Gesellschaft unseren Fleischkonsum halbieren. Wir wollen niemanden bevormunden. Jede und jeder kann selbst entscheiden, was sie oder er isst. Doch es muss im Interesse von uns allen sein, dieses Ziel zu erreichen.“
Die Politik ist gefordert, die Umstellung der Ernährung zu unterstützen. Ein effektiver Anreiz wäre, die Mehrwertsteuer auf Gemüse, Obst und Nüsse zu senken, diejenige auf Fleisch dagegen zu erhöhen. Ernährungsmediziner Prof. Hauner pflichtet bei: „Die Zeit ist reif für eine Ernährungswende. Falsche Ernährung verursacht viele schwere Krankheiten und verfrühte Todesfälle und kostet unser Gesundheitssystem jährlich zig Milliarden Euro an unnötigen Behandlungskosten.“ (NABU)