In den vergangenen Jahrzehnten hat sich unsere Gesellschaft durch die Zuwanderung von Menschen aus anderen Ländern und Kulturkreisen stark verändert. Die verschiedenen Mentalitäten und Traditionen der neuen Mitbürger bereichern nicht nur das Alltagsleben, sondern spiegeln sich auch auf unseren Friedhöfen wider. Je nach Kultur und Religion des Verstorbenen werden die Grabstätten unterschiedlich gestaltet. Nicht selten vermischen sich dabei die einzelnen Bräuche der Angehörigen und beeinflussen sich gegenseitig. Unsere heimischen Friedhöfe sind damit noch vielfältiger und bunter geworden.
Anstatt ihre Verstorbenen – wie noch vor einigen Jahren üblich – in ihrer ehemaligen Heimat bestatten zu lassen, wünschen sich Einwandererfamilien heute immer häufiger eine Grabstätte an dem Ort, an dem sie bereits seit Generationen leben. Viele dieser Gräber erzählen ihre eigenen Geschichten und gewähren einen Einblick in die Besonderheiten der verschiedenen Bestattungskulturen. „Die Angehörigen schmücken die Grabstätten so, wie sie es aus ihrer einstigen Heimat kennen. Dabei werden meist auch Elemente verwendet, die an das jeweilige Herkunftsland erinnern“, weiß Elisabeth Meier aus Buchendorf.
Insbesondere bei Grabstätten von südeuropäischen Menschen, wie Italiener oder Spanier, sei das gut zu beobachten. „Hier besteht das Grabmal meist aus einem hellen Stein, der oft mit einem Bild des Verstorbenen versehen ist“, so Frau Meier. Zudem schmückten häufig kleine Engelsfiguren und Putten in allen möglichen Variationen das Grab. Und anders als in Spanien oder Italien, wünschten sich die Angehörigen hier oft auch eine abwechslungsreiche Bepflanzung. Die Friedhofsgärtnerin verwendet dann gerne Pflanzen mit mediterranem Charakter: „Säulenzypressen, unterschiedliche Kieferarten oder Agaven passen sehr gut.“ Ebenso wie die südeuropäischen Grabstätten, die meist auf den Werten des Christentums beruhen, gibt es auf unseren Friedhöfen auch zahlreiche Gräber anderer Religionen – wie zum Beispiel orthodoxe, jüdische, buddhistische oder muslimische. Hierfür werden auf größeren Friedhöfen oft separate Grabfelder eingerichtet, um den speziellen religiösen Vorgaben und Regeln gerecht zu werden. Obwohl viele dieser Gräber üblicherweise kaum oder nur wenig geschmückt werden, beobachtet sie auch immer wieder Annäherungen an heimische Traditionen: „Vor allem junge Muslime wünschen sich heutzutage individuellen Grabschmuck.“ Mit orientalischen Pflanzen und Steinen mit orientalischen Schriftzeichen oder Symbolen wird dann eine Brücke zwischen der neuen und der einstigen Heimat des Verstorbenen geschlagen. Dass sich die unterschiedlichen Bräuche und Kulturen auf dem Friedhof gegenseitig beeinflussen, lässt sich auch an manchen Grabstätten deutscher Verstorbener erkennen. „Dann kommen typische Pflanzen oder auch Dekorationselemente zum Einsatz, die einen Bezug zum Lieblingsland des Verstorbenen herstellen“, weiß Elisabeth Meier. Weil vor allem die Auswahl passender Pflanzen für eine interkulturelle Grabgestaltung nicht ganz einfach ist, empfiehlt sie, sich an einen Fachmann zu wenden. „Die Friedhofsgärtnereien vor Ort helfen nicht nur bei der Zusammenstellung geeigneter Pflanzen oder Dekorationselementen, sondern übernehmen auch die fachgerechte Dauergrabpflege.“
Mit ihrem „Erinnerungsgarten der Kulturen“ hat die Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner eG bereits eine beispielhafte interkulturelle Gemeinschaftsanlage, welche Grabstätten für Menschen aus unterschiedlichen Ländern oder Religionen vereinen bei der Gartenschau in Mühlacker geschaffen. Frau Meier ist überzeugt davon, dass ein interkultureller Bestattungsgarten als gemeinsame Stätte der Erinnerung, der Begegnung und der Integration das Miteinander in unserer Gesellschaft fördert. Denn ganz gleich, nach welchen Bräuchen und Traditionen die einzelnen Grabstätten geschmückt sind, in einem sind sie sich alle gleich: Jedes Grab hält den jeweiligen Verstorbenen mit all seinen Vorlieben und Besonderheiten über den Tod hinaus in lebendiger Erinnerung. TBF/GDDG Weitere Informationen sowie Adressen von Friedhofsgärtnereien in Ihrer Nähe finden Sie auf der Internetseite der TBF Treuhandgesellschaft bayerischer Friedhofsgärtner mbH unter www.dauergrabpflege-bayern.de.