Grün statt Grau – Manche Gräserlandschaft wurde im Süden kultiviert

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Die wintergrünen, bodendeckenden Gräser wie verschiedene Schwingel- (Festuca) und Seggen-Arten (Carex) in unseren Gärten erhalten in diesen Wochen bei kosmetischem Bedarf einen selektiven Spitzenschnitt und sehen im Handumdrehen wieder frisch aus. Die höher wachsenden Gräser, wie das Diamantgras (Deschampsia), die Rutenhirse (Panicum), das Schilfgras (Miscanthus) oder das Japanwaldgras (Hakonechloa), die auch den Winter über eine stattliche Figur gemacht haben, sind durch Wind und Wetter bleich geworden.
Sie werden noch vor dem Frühjahr mit scharfem Werkzeug, Schere oder Sichel, eine Handbreit über dem Boden abgeschnitten. Das schafft Luft für die Frühjahrsblüher, die zwischen den Gräserpflanzen jetzt ans Licht drängen, und man sieht auch, wo jetzt im Garten mit anderen Gräsern oder mit Stauden beigepflanzt werden kann.
Pflanzzeit für Gräser beginnt
Der Boden ist noch gut feucht und da die meisten Gräser Spätentwickler sind, können sie – früh gepflanzt – gut einwurzeln und sich dann im Laufe des Frühjahrs entwickeln. Zu den frühen Gräsern im Garten gehört die Sesleria, sie blüht wirklich außergewöhnlich früh. Manche Arten erinnern im Farbton der Blüte fast an Lavendel, sind allerdings viel zarter und leiser im Auftritt. Sie bilden Horste mit filigranen Stielen, manche blühen hell, andere fast schwarz. Es lohnt sich, vor ihnen in die Knie zu gehen, um die winzigen Ähren einmal ganz aus der Nähe zu betrachten. Sie lassen sich flächig pflanzen, aber durchaus auch in Töpfe, wie die meisten nicht so hohen Gräserarten.
Wer das Gefühl hat, dass die Gräser im Garten überhandnehmen, der hebt den ein oder anderen Wurzelballen mit der Grabegabel aus und teilt ihn für eine andere Stelle im Garten oder als Geschenk für Gartenfreunde oder die Nachbarn. Die meisten Gräser wachsen jetzt im Frühjahr problemlos an anderer Stelle an und verhalten sich nicht anders wie die Pflanzen, die man in wenigen Wochen in Töpfen im Gartencenter oder im Baumarkt kaufen kann.
Vielfältige Auswahl
Das Sortiment im Handel ist mittlerweile schon ab März sehr breit und bei manchen Angeboten in größeren Töpfen braucht man nicht mehr viel Fantasie, um zu erkennen, welchen Typus Gras man vor sich hat. Das erleichtert den Kundinnen und Kunden die Kaufentscheidung. Es lohnt sich, Gräser im großen Maßstab in südlichen Gefilden zu kultivieren. Klaus Peters aus dem niederrheinischen Kranenburg hat schon vor vielen Jahren angefangen, seine Gräserkulturen nach Portugal zu verlegen. Bei wärmeren Wintertemperaturen und vor allem viel Licht gedeihen auch die in hiesigen Regionen beheimateten Gräser dort im Süden früher und besser. Und die Folge ist: Die starken Pflanzen kommen schon im Frühjahr in den Handel und man kann schon sehr deutlich sehen, was aus ihnen werden soll. Gerade bei Gräsern ist das ein wichtiges Argument, damit sich die Kunden besser vorstellen können, was sie damit anfangen wollen. Peters: „Die Produktion unter südlicher Sonne ist viel energieeffizienter als ein Glashaus am Niederrhein. Klar haben wir einen nicht unerheblichen Energieverbrauch für den Transport nach Deutschland, dieser ist aber wesentlich geringer als die Produktion in Deutschland." Seine Gärtnerei mit einer Fläche von 20 Hektaren liegt in einer strukturschwachen Region, dort schafft er Arbeitsplätze und die Pflanzen gedeihen im Freiland unter natürlicher Sonne. Peters hat in dieser dünn besiedelten Kulturlandschaft zwischen Korkeichen und Schafherden noch viel vor. Er will tatsächlich seinen Kunden zeigen, wo die Ziergräser kultiviert worden sind, bevor man sie nach Deutschland transportiert, um in hiesige Gärten gepflanzt zu werden. Er kann sich sehr viel vorstellen: Warum sollten Pflanzenfreunde nicht auf einer Gärtnerei in einer Ecolodge Urlaub machen und dabei erfahren, wie Gräser auf nachhaltige Art und Weise produziert werden. Noch sind die für die Urlauber geeigneten Gebäude nicht fertig, aber der Gartenbauunternehmer meint seine grüne Mission ernst. „Ich wünsche mir, dass wir Gärtner unsere Geschichte erzählen und unseren Kunden zeigen und anschaulich erklären, wie wir unsere Pflanzen anziehen, wie wir sie anbauen, welche Fürsorge wir walten lassen, wie wir mit Wasser umgehen, weil wir es sparen müssen und das alles an einer wunderbaren Stelle in Europa, die für den Agrotourismus wie gemacht ist und die kaum einer kennt."
In wenigen Wochen rollen die LKW mit den Gräsern nach Kranenburg, um von dort in den Handel zu gehen. Die Pflanzzeit für Gräser beginnt im März. (Quelle: elegrass)