Drei Zimmer, Küche, Bad, Balkon … oder eher Haus mit Garten? Wofür sich die oder der Einzelne entscheidet, hängt von der persönlichen Lebenssituation ab. Aber sicher ist: Das eigene Haus mit Garten steht für viele Menschen weiter oben auf der Wunschliste. Lockdowns und Auflagen während der Corona-Pandemie haben dies noch verstärkt, denn der eigene Garten war lange der sicherste (Frei-)Raum für Begegnungen und Austausch mit anderen. Mehr noch: Immer öfter ist der Hausgarten auch wieder Nutzgarten, in dem eigenes Obst, Gemüse und Kräuter wachsen und zudem privater Spielgarten sowie wertvoller Naturerfahrungs- und Erholungsraum.
Die Idee vom Garten als Erweiterung des Wohnraums nach draußen zeigt, dass hier eine enge Verbindung gewünscht ist. Dabei gibt es aber auch große Unsicherheit, stellt Achim Kluge vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) fest: „Vor allem junge Menschen, die ein Haus besitzen, fühlen sich mit Fragen zur Gartengestaltung oft überfordert. Welche Pflanzen passen zusammen und hierher? Wie schnell wachsen sie und wie groß können sie werden? Welche Pflege brauchen sie? Das wissen Viele nicht. Vor allem aber benötigen sie Beratung hinsichtlich einer langfristig sinnvollen Raumaufteilung rund ums Haus."
Gartenräume geben Struktur
Die Erwartungen an den Garten sind so individuell wie vielfältig. So braucht eine junge Familie mit Kindern zumindest für die ersten Jahre Platz für Sandkasten, Schaukel, Spiel und Spaß, während sich ein „DINK-Paar" (Double Income, No Kids) eher einen Teich und eine perfekt gestaltete Außenküche mit Sitzplatz wünscht. Wieder anders zeigen sich die Gartenwünsche eines Paares in der zweiten Lebenshälfte oder der Bewohnerinnen und Bewohner eines Mehrgenerationenhauses …
Gleichzeitig geht es immer darum, eine stimmige Gesamtgestaltung zu planen und dabei verschiedene Nutzungsbereiche zu ermöglichen, die optisch voneinander getrennt sind. So ein Garten ermöglicht dann selbst auf kleinem Raum Rückzugsmöglichkeiten, sowie unterschiedliche Nutz- und Erfahrungsbereiche.
„Wie im Wohnbereich, so lassen sich auch im Garten verschiedene Räume einrichten", erläutert Kluge. „Wichtig ist es, dabei die konkrete Lage gut zu interpretieren: Wie ist die Exposition des Gartens? Liegen einzelne Gartenbereiche im Schatten umliegender Gebäude oder Bäume? Gibt es Höhenunterschiede, welche Bodenqualität liegt vor? … Auch der Zuschnitt des Gartens ist eine wichtige Planungsvorgabe. So will ein langer, schmaler Garten anders geplant werden als ein quadratischer." Darüber hinaus lohnt es sich, die Gestaltung der Nachbargärten zu berücksichtigen.
Gewusst, wie!
Jeder Garten verändert sich im Laufe der Zeit, auch weil sich die Pflanzen individuell entwickeln. Deshalb ist es so wichtig, eine gute Grundplanung zu haben, die das unterschiedliche Wuchsverhalten und den Habitus der einzelnen Gewächse berücksichtigt. So gibt es unzählige Kombinationsmöglichkeiten von Gehölzen, Stauden, Gräsern und Blumenzwiebeln.
Aber um diesen Garten für die Menschen, die ihn nutzen, ideal zu gestalten, braucht es professionelle Pflanz- und Pflanzenkompetenz, Erfahrung und offene Ohren. Dies gilt insbesondere für die langfristige Perspektive. Kluge berichtet aus seiner langjährigen Praxis: „Wer sich schnell einen grünen Sichtschutz zum Nachbargrundstück oder zur Straße wünscht, pflanzt eine starkwüchsige, dichte Heckenpflanze. Diese muss dann mindestens zweimal jährlich geschnitten werden, damit sie gesund und in Form bleibt – und zwar Jahr für Jahr und zur richtigen Zeit."
Schnellschüsse im Garten? Aufwändig und teuer
Für die meisten Menschen mit eigenem Garten kommt die Frage der Gartenplanung zu einem ungünstigen Zeitpunkt, wenn ihre finanziellen Mittel durch den Hausbau oder -kauf und die Inneneinrichtung stark begrenzt sind. Dennoch raten die Fachleute für Garten- und Landschaftsbau von spontanen Schnellschüssen in dieser Situation ab. Denn diese könne mittelfristig aufwändig und teuer werden. Kluge: „Wenn das Grundkonzept für den Garten steht und zum Beispiel entschieden ist, wo die Terrasse, der Hausbaum, die Hecke und das Gemüsebeet platziert werden sollen, dann kann die konkrete Umsetzung in mehreren Schritten erfolgen. So bleiben die Kosten im Rahmen. Auch, weil tatsächlich nur in dauerhafte Elemente investiert wird, anstatt die mehr oder weniger zufällig gepflanzten Exemplare nach kurzer Zeit roden und ersetzen zu müssen."
Viele Fachbetriebe des Garten- und Landschaftsbaus haben eigene Mustergärten, in denen sie ihrer Kundschaft beispielhaft veranschaulichen, welche Möglichkeiten es gibt. Andere zeigen Bilder von fertigen Gärten oder bringen entsprechende Beispiele und Pläne mit zum Beratungsgespräch – oder sie fertigen auf Wunsch sogar stimmungsvolle (Hand-)Zeichnungen vom persönlichen Traumgarten an. (BGL)