Hommage an die „Königin der Kräuter“

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Vor vier Jahren wurde in Lorsch der Pfingstrosengarten eröffnet. Der Lehr- und Schaugarten beherbergt heute an die 90 verschiedene Sorten der verschwenderisch blühenden Prachtstaude. Am UNESCO Welterbe Kloster Lorsch, malerisch zu Füßen der evangelischen Kirche gelegen, nimmt der Garten direkten Bezug auf die Geschichte der historischen Stadt an der Bergstraße. Deren Gründung geht auf die karolingische Benediktinerabtei, ehemals Reichskloster Karls des Großen, zurück. Denn die auch Benediktinerrose genannte Paeonie galt schon in der Antike als „Königin der Kräuter“ (Homer) und wird bis heute bspw. in China als Heilpflanze verehrt. Dementsprechend enthält das Lorscher Arzneibuch (seit 2014 UNESCO Weltdokumentenerbe) etliche Rezepturen, in denen die Wurzel der Pfingstrose als Heilmittel genannt wird. Der Lorscher Pfingstrosengarten widmet sich aber vor allem den gärtnerischen Aspekten rund um die Pflanze und damit ihrer vielfältigen Schönheit. Der Garten umfasst Stauden- und Baumpaeonien sowie Wildformen.

Am 5. Juni, am Pfingstrosensonntag, der alljährlich am 1. Sonntag im Juni stattfindet, erhalten Pflanzenfreunde kostenlose Führungen durch den blühenden Garten. Zudem gibt es Fach-Vorträge sowie Tipps und Tricks rund ums Pflanzen und Pflegen von Pfingstrosen. Natürlich können die wunderbaren Gewächse vor Ort auch käuflich erworben werden.

Länderübergreifende Kooperationen
Das Pfingstrosenprojekt der Welterbestadt Lorsch kooperiert aber auch mit Partnern in anderen Ländern. So gibt es über den UNESCO Global-Geopark Bergstraße-Odenwald eine Kooperation mit dem chinesischen Partnerpark Mount Lushan in der im Südosten Chinas gelegenen Provinz Jiangxi. Daraus resultierte bspw. vor drei Jahren eine große Ausstellung mit zeitgenössischen chinesischen Bildern, die sich der „kaiserlichen Blume“ widmeten. Nun interessiert sich der portugiesische UNESCO-Geopark Naturtejo für eine Zusammenarbeit mit Lorsch. Auch dort feiert man jedes Jahr ein Pfingstrosenfest. Deshalb werden die Portugiesen am 4. Juni nach Lorsch kommen und vor allem über die bei ihnen heimischen wilden Pfingstrosen berichten. Diese werden auch einen Platz im Lorscher Pfingstrosengarten finden.

Ebenso soll den Gästen dem aus Portugal die nach Lorsch benannte Paeonia lactiflora Laureshamensis für deren Anlage überreicht werden. Diese Lactiflora-Hybride stammt von dem österreichischen Züchter Michael Miely. Die ungefüllte reinweiße Pfingstrose mit dem dichten Kranz goldgelber Staubgefäße und den kirschrot leuchtenden Blütenstempeln wurde aus Anlass der 1250 Jahrfeier „getauft“ und in den Lorscher Pfingstrosengarten gesetzt.

Zwei weitere namhafte Pfingstrosenexperten haben sich ebenfalls mit dem Lorscher Paeoniengarten verbunden: Zum einen der Züchter Volker Emrich aus Rheinhessen. Er hat dem Garten bereits zwei Mal umfangreiche Pflanzen-Schenkungen gemacht. Mit großem Engagement, Rat und Tat steht dem Projekt auch der Schweizer Walter Good zur Seite, der schon mehrmals am Pfingstrosensonntag Vorträge in Lorsch hielt. Mit ihm ist auch ein Großprojekt zur Erweiterung des Gartens geplant. Auf einem derzeit noch brachliegenden Westhang des Geländes sollen die Züchtungen des Malers Nassos Daphnis als Gesamtsammlung gepflanzt werden. Der griechisch-stämmige Künstler und Züchter verstarb 2010 in New York. Er hinterließ eine Sammlung von etwa fünfzig extrem farbenprächtigen, großblühenden Lutea-Hybriden, die dann zukünftig europaweit erstmals in Lorsch zusammenhängend gezeigt werden sollen.