Unter dem Motto „Naturschutz gegen Rechtsextremismus – Neues denken am ehemaligen Westwall“ hat Umweltministerin Ulrike Höfken vergangenes Wochenende zum siebten Mal zur Jugendwerkstatt am ehemaligen Westwall eingeladen. Die jungen Naturschutzaktiven haben sich zuvor in Online-Seminaren mit dem Bezug rechtsextremer Akteure zu Natur auseinandergesetzt und entwickelten Positionen gegen Rechtsextremismus. „Rechtsextreme Organisationen und Akteure instrumentalisieren Natur- und Umweltschutzthemen und versuchen damit gerade bei Jugendlichen zu punkten. Wir wollen Naturschutzaktive sensibilisieren, die demokratie- und menschenfeindliche Botschaft unter dem Deckmantel des Naturschutzes zu erkennen und sie ermutigen, gegen Hass und Hetze einzustehen. Die Jugendwerkstatt innerhalb unserer Landesinitiative ‚Naturschutz gegen Rechtsextremismus‘ soll dazu beitragen“, sagte Umweltministerin Ulrike Höfken.
Wie wichtig diese Arbeit ist, zeige auch der aktuelle Landesverfassungsschutzbericht, der rechtsextremen Umweltschutz als Brennpunktthema aufgreift, führte Höfken an. Gemäß Verfassungsschutz nimmt das Thema Umwelt bei Rechtsextremisten aktuell wieder einen breiteren Raum ein. So ist laut Bericht „die von Rechtsextremisten explizit als Umweltschutz verstandene ‚Reinhaltung der Natur‘ deckungsgleich mit der ‚rassischen Reinhaltung‘ des Volkes. Die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen ist daher nach rechtsextremistischem Verständnis auf das Engste mit der Ausgrenzung und letzthin der Zurückweisung aller ‚Fremden‘ verknüpft.“
Nicht verwunderlich sei es daher, dass auch Outfit, Musik und Symbole rechtsextremer Akteure sich oft auf Natur beziehen, erläuterte Höfken. Das Umweltministerium hat bereits 2011 reagiert und die Initiative „Naturschutz gegen Rechtsextremismus“ ins Leben gerufen. Rheinland-Pfalz ist damit bundesweit in einer Vorreiterrolle. Bis dahin wurde das Thema Naturschutz und Rechtsextremismus wenig beachtet. Das Angebot umfasst Argumentationshilfen, Infomaterial sowie die Jugendwerkstatt.
Veranstaltet wird das Jugendcamp von der Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz und dem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) in Kooperation mit der Naturschutzjugend NAJU und der BUNDJugend. Das Jugendcamp ist ein Leuchtturmprojekt im Rahmen der Landeskampagne „Rheinland-Pfalz gegen Hass und Hetze“. „Zudem macht das Konzept bundesweit Schule, als Modellprojekt des Dachverbandes der Ökologischen Freiwilligendienste im Bundesprogramm ‚Demokratie leben!‘, berichtete der Leiter des FÖJ, Dirk Hennig. Die jungen Teilnehmenden diskutieren im Seminar mit Historikern, Aussteigern aus der rechtsextremen Szene, Expertinnen und Experten der politischen Bildung und des Naturschutzes. In diesem Jahr fand ein Teil des Seminars online statt. Für eine zweitägige Werkstatt und Exkursion ging es dann in die Nähe des ehemaligen Westwalls.
Bewusst finde die Jugendwerkstatt am ehemaligen Westwall statt, so Höfken. Die Landesregierung will die Ruinen des ehemaligen Westwalls erhalten – als Mahnmal gegen die Nazi-Verbrechen und gleichzeitig als einzigartigen Rückzugsraum der Natur. „Unsere Naturschutz- und Erinnerungsarbeit am ehemaligen Westwall ist nicht möglich ohne politische Bildungsarbeit und wir verknüpfen sie mit der Prävention gegen Rechtsextremismus“, erklärte die Ministerin abschließend. (LZU)