Fast einen Monat früher als im Vorjahr blühen im Norden die Rapsfelder, das ist nach Angaben der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein zwei Wochen früher als im Schnitt der Jahre, denn normal beginnt die Blüte erst Anfang Mai. Gegenüber dem langen Winter im Vorjahr ist die Blüte sogar fast einen Monat früher. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein präsentierte die gelben Felder in diesem Jahr auf Gut Alt Bülk bei Yvette und Christoph Rodde. Claus Heller, Präsident der Landwirtschaftskammer und Geschäftsführer Peter Levsen Johannsen zeigten vor strahlend gelben Rapsfeldern mit Blick auf die Ostsee, was alles aus Raps – der typischen Ölpflanze des Nordens – hergestellt wird. Dazu zählen einerseits Biodiesel und technische Öle sowie Schmierstoffe, andererseits auch Speiseöl und Margarine. Vor Ort wurde von einem echten „Rapsölscheich“ gezeigt, wie aus Rapskörnern Rapsöl gepresst wird. Ähnlich wie beim Olivenöl konnten die Besucher das Öl in vielfältigen Geschmacksvariationen probieren.
Der Präsident der Landwirtschaftskammer sagte: „Raps ist ein wichtiger nachwachsender Rohstoff. Unsere Landwirte sind in diesen Tagen also nicht nur Erzeuger von Nahrungsmitteln und Futter für das Vieh, nein sie sind auch ,Ölscheichs‘, sie produzieren etwa 2 Mrd. Liter Rapsöl jährlich.“ In normalen Jahren werden je Hektar Raps bei Erträgen von 45 bis 50 dt/ha etwa 1.800 bis 2.000 l/ha Rapsöl gewonnen. „Mit Ölgehalten von bis zu 45% und mit Eiweißgehalten von rund 22% gehört Winterraps damit zu den wertvollsten Produkten aus pflanzlicher Produktion weltweit.“ Grob gerechnet kann man sagen aus 1 kg Rapskörnern entstehen 0,4 l Rapsöl sowie 0,6 kg Rapsschrot (Rapskuchen), welches in der Rinder- und Schweinefütterung als Eiweißfutter eingesetzt werden kann. Raps wird seit Anfang der 1990er Jahre zu Weltmarktbedingungen vermarktet. Die Ölfrucht im Norden steht dabei in einem zunehmend härteren Wettbewerb mit Palmöl, Sojaöl und anderen Restspeiseölen.
Rapsanbau ähnlich wie im Vorjahr
Raps ist für die Landwirte in Schleswig-Holstein nach wie vor eine sehr wichtige Kulturpflanze und in der klassischen Fruchtfolge (Raps, Weizen, Gerste) fester Bestandteil. Bei Landwirt Christoph Rodde steht er auf den Flächen direkt an der Ostsee in jedem vierten Jahr. Klima, Witterung und Böden bieten hier im Norden optimale Wachstumsvoraussetzungen für den Rapsanbau. Nach vorläufigen Schätzungen des Statistikamtes Nord liegt die Rapsanbaufläche in Schleswig-Holstein in diesem Jahr bei rund 113.000 ha, das ist eine ähnlich große Fläche wie im Vorjahr (112.000 ha) und für Schleswig-Holstein eine typische Flächengröße.
Früher und guter Blütenstart
Landesweit sind die Rapsbestände gut durch den Winter gekommen. Auffällig sind in diesem Jahr die großen Unterschiede zwischen den Flächen, einige blühen schon, andere sind noch grün. Wann ein Bestand zu blühen beginnt, hängt unter anderem vom Saatzeitpunkt im August, der gewählten Rapssorte, dem Boden, der Witterung und dem Mikroklima am Standort ab. Der Sonnenschein spielt hier die entscheidende Rolle. Durch den milden Winter und das milde Frühjahr haben sich die Pflanzen zügig entwickelt. Aufgrund der zuletzt niedrigeren Temperaturen und ausreichend Regen vor der Blüte, startet der Raps nun perfekt in die Blüte.
Raps-Tourismus vorverlegt
Für den Tourismus hat der Raps während der Blütezeit in Schleswig-Holstein große Bedeutung. Der frühe Blühbeginn dürfte viele Rapsliebhaber nun früher nach Schleswig- Holstein locken. Schätzungsweise wird das Naturschauspiel, abhängig von Wetter und Temperaturen, noch die nächsten zwei bis drei Wochen zu genießen sein. Auch für die Imker und ihre Bienenvölker bedeutet die frühe Blüte, dass für die Insekten der Tisch diesmal schon im April statt im Mai reichlich gedeckt ist.
Was wird aus Raps gemacht?
Der größte Teil des produzierten goldenen Rapsöles landet in der Erzeugung von Biodiesel sowie Hydraulikölen und Schmierstoffen. Er wird mit Anteilen von bis zu 7% dem mineralischen Diesel zugesetzt. Biodiesel ist ein bedeutender Faktor in der Preisbildung. Auch wenn der Anteil Rapsöl gegenüber Altspeiseölen, Sojaöl und Palmöl in den vergangenen Jahren gesunken ist, fließen von der in Deutschland produzierten Rapsölmenge rund 40% in die Verarbeitung zum Biodiesel. Vor ein paar Jahren lag der Anteil bei 6%. Derzeit versucht man billigere Palmöl und Sojaöl-Biodieselvarianten im Export zurück zu drängen und dem heimischen Raps den Vorrang zu geben.
Als nachwachsender Rohstoff wird Rapsöl auch zu Hydraulikölen und Schmierstoffen verarbeitet. Sie sind biologisch sehr schnell abbaubar und haben eine recht gute Umweltverträglichkeit. Doch auch als Speiseöl wird Rapsöl immer beliebter. Denn dieses Öl ist gesund, weil es cholesterinfrei ist und einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren hat und Herz- und Kreislauferkrankungen vorbeugt. Mittlerweile ist auch reine Rapsmargarine auf dem Markt erhältlich. Sie enthält ebenfalls diese positiven ernährungsphysiologischen Eigenschaften.
Raps ist gut für die Fruchtfolge
Raps ist fester Bestandteil in der Fruchtfolge in der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein. Vor Weizen angebaut, sorgt er für einen lockeren fruchtbaren Boden. Durch seine Pfahlwurzel werden auch tiefere Bodenschichten gelockert. Raps schenkt der Folgefrucht z. B. Winterweizen um bis zu 10 dt/ha mehr Ertrag.
Deutschland bleibt wichtigster Rapsanbieter der EU?
In Deutschland wurde 2013 mit 5,8 Mio. t eine um 1 Mio. t höhere Ernte als im Vorjahr eingefahren. Damit übernimmt Deutschland in der EU wieder die Spitzenposition bei den Rapsanbauern. Auch 2014 sprechen die Prognosen dafür, dass Deutschland mit 5,4 Mio. t die erste Position vor Frankreich mit 5,2 Mio. t halten wird. Ein Blick auf die Rapsbilanz in der EU weist einen Bedarf von rund 23 Mio. t auf. Für die Ernte 2014 wird in der EU eine Ernte von 21 Mio. t erwartet. Das erfordert mehr Importe, überwiegend aus der Ukraine und Australien. Kleine Unsicherheiten gehen von der Krim-Krise aus, die in den Börsennotierungen bereits eingepreist sind. Ob es Lieferausfälle geben wird, ist abzuwarten.
Preisaussichten am Rapsmarkt getrübt
Durch den etwas gesunkene Wettbewerbsfähigkeit von Raps gegenüber anderen Ölen und durch die Umstellung der Beimischungsquote für Biodiesel auf die Treibhausgasminderungsquote, die andere pflanzliche Öle wie Palmöl und Sojaöl dem Raps gegenüber noch weiter vorzüglicher macht, ist der Markt verunsichert. Derzeit werden an der Börse Rapspreise von 425 €/t notiert. Daraus lässt sich für den Erzeuger ein Preis von um die 410 bis 415 €/t ableiten. Derzeit stützen die hohen Sojapreise den Markt, aber bis zur Rapsernte können sich noch Veränderungen der Marktlage ergeben. Die Landwirte sind daher gefordert, die Preise über Risikostreuung abzusichern, indem sie ihre Ernte in mehreren Partien vermarkten. Die Ernte 2014 haben die Erzeuger über Vorkontrakte bereits zu 1/3 verkauft, im Vorjahr lag der Anteil der Vorkontrakte aufgrund der besseren Vorkontraktpreise wesentlich höher. Derzeit werden in den Vorkontrakten für die Lieferung exErnte Erzeugerpreise von 352 bis 360 €/t geboten.