Lebendige Vorgärten im Sommer – ein Gewinn für alle

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Sonne brennt auf die versiegelte, geschotterte Fläche und heizt sie auf; hier gibt es keinen Schatten. Selbst in den Nächten kühlt die Umgebung nicht richtig ab, da die Steine die gespeicherte Wärme nun abstrahlen. Die hohen Temperaturen sorgen dafür, dass die spärliche Bepflanzung – falls vorhanden – vertrocknet. Vögel, Schmetterlinge oder Bienen sucht man hier vergebens … Die Rede ist nicht von irgendeiner Wüstengegend, sondern von Vorgärten, wie man sie heute vielfach in Neubaugebieten entdecken kann. Gerade jetzt in den Sommermonaten zeigt sich ihr lebensabweisendes Gesicht besonders eindrücklich – mit allen seinen Nachteilen auch für die Eigentümer.
Mag sein, dass einige Menschen solche Schotter- und Kiesanhäufungen tatsächlich schön finden. Aber viele haben sich wohl eher dafür entschieden, weil sie annehmen, dass Schottergärten wenig Arbeit machen. Ein Irrtum! Das merken die meisten spätestens dann, wenn sich zwischen den Steinen doch Unkräuter und Ahornsamen vermehren, sich angewehter Müll und trockenes Laub in den Ritzen sammelt und nur schwer wieder entfernen lässt. Wirklich pflegeleicht – und vor allem gepflegt – sieht anders aus! Ein durchdacht gestalteter, grüner Vorgarten ist hier die bessere Lösung. Denn ist er erst einmal gut eingewachsen, muss nur noch selten Hand anlegt werden. Darüber hinaus ist er vor allem im Sommer eine echte Augenweide.
Stauden, Gräser, Gehölze
Zu den Stars in den Sommermonaten gehört die Gruppe der Gartenstauden. Über 8.000 verschiedene Arten und Sorten gibt es von diesen Gewächsen, die Jahr für Jahr zuverlässig wieder erscheinen. „Für jeden Geschmack und alle Standortbedingungen finden sich in diesem Sortiment passende, attraktive Pflanzen", sagt Dr. Michael Henze vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). „In eher schattigen Vorgärten lässt sich beispielsweise mit Farnen und Blattschmuckstauden wie Funkien hervorragend ein grüner Grundton setzen. Für farbige Akzente können Astilbe, Silberkerze oder Wachsglocke sorgen. Mit ihren leuchtenden Blüten bringen sie auch in eher dunkle Gartenbereiche Lichtreflexe." Liegt der Vorgarten dagegen auf der Südseite des Hauses, bieten sich für die Gestaltung vor allem sogenannte Präriepflanzen an. Berg-Aster, Goldrute, Sonnenhut und Co. kommen sowohl mit der prallen Sonne als auch mit Trockenheit zurecht und müssen auch im heißen Tagen kaum bis gar nicht gegossen werden.
Perfekte Partner für Stauden im sommerlichen Vorgarten sind Gräser. Auch diese Pflanzengruppe ist erstaunlich umfangreich: Unter den tausenden Arten gibt es sowohl Sonnenanbeter, als auch welche, die lieber im Schatten stehen. Die meisten schmücken sich mit grünen Blättern; aber eine Vielzahl trägt auch rötliche, blaue oder mehrfarbig gemusterte zur Schau. Von Zwergen bis hin zu echten Riesen ist alles dabei. Kompakt wachsen zum Beispiel das Bärenfellgras oder das Japanisches Berggras. Pampasgras dagegen kann bis zu zweieinhalb Meter hoch werden. Somit lassen sich Gräser hervorragend als Hinter- oder Vordergrund in einer Bepflanzung einplanen, sorgen für spannende Höhenunterschiede und – wenn sich ihre Halme und Blütenstände sanft im Wind wiegen – für Dynamik im Beet. Wachsen die ausgewählten Stauden und Gräser zudem dicht und bodendeckend, geben sie unerwünschten Wildkräutern keine Chance, sich auszubreiten.
„Vor allem Bäume, Sträucher und Hecken tragen durch ihre unterschiedlichen Formen sehr zum Gesamtbild eines lebendigen Vorgartens bei. Sie wirken raumbildend und geben der Fläche Struktur", so Dr. Henze. „Mit ihnen kann man aber auch gezielt für Sichtschutz oder eine Beschattung des Hauseingangs sorgen. Müllcontainer oder andere nicht ganz so schöne Funktionsbereiche können ebenfalls dahinter verschwinden." Experten und Expertinnen für Garten und Landschaft wählen für die Vorgartengestaltung in der Regel Gehölze, die von Natur aus kleinwüchsig oder schnittverträglich sind. Sie können abschätzen, wie sich diese im Laufe der Zeit entwickeln und welcher Abstand laut regionalem Bebauungsplan zum Nachbargrundstück eingehalten werden muss. Als Hausbaum im Vorgarten empfehlen sie daher beispielsweise gern den Kugelahorn oder die Tulpenmagnolie. In den Sommermonaten beeindrucken in vielen Vorgärten vor allem üppig blühende Rosensträucher. Generell empfiehlt es sich aber, zusätzlich auch Immergrüne wie z.B. Eibe oder – wo es der Boden zulässt – Rhododendron in die Bepflanzung zu integrieren. Sie oder auch nichtlaubabwerfende Halbsträucher wie der Echte Lavendel, der im Sommer mit seiner duftenden Blütenfüllte erfreut, sorgen dafür, dass der Vorgarten auch in der kalten Jahreszeit nicht kahl aussieht.
Visitenkarte verbessert Mikroklima
Ob es sich nun um den kleinen Eingangsbereich eines Reihenhauses oder die Straßenseite eines größeren Grundstückes handelt: Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner können jeden Vorgarten in eine ansprechende, repräsentative Visitenkarte für das Haus verwandeln. „Zugegeben, auch diese Flächen kommen nicht ganz ohne Pflege aus. Aber mit einer guten Planung und einer standortgerechten Pflanzenauswahl hält sie sich tatsächlich in Grenzen", sagt Dr. Henze vom BGL. „Anders als in einem Schotterbeet lässt sich hier aber an 365 Tagen im Jahr immer wieder etwas Neues entdecken. Und das Grün und die Blütenpracht erfreuen ja auch längst nicht nur die Hausbewohner und ihre Gäste, auch viele Insekten- und Vogelarten finden in dem lebendigen Vorgarten Nahrung und Unterschlupf. Zudem verbessert sich vor allem im Sommer das Mikroklima in der direkten Umgebung, denn die Pflanzen produzieren Sauerstoff, binden Feinstaub und sorgen mit der Verdunstung von Wasser dafür, das sich die Luft abkühlt." (Quelle: BGL)