Um für den Schutz der heimischen Meere zu werben, ist der NABU zu einer einwöchigen Segelreise auf der Ostsee unterwegs. Am Sonnabend startet der Törn mit dem Traditionssegler „Ryvar“ in Stralsund und führt über Rostock-Warnemünde und Fehmarn nach Kiel. Im Mittelpunkt stehen Meerschutzgebiete und wie sie beim Erhalt von Artenvielfalt und in der Klimakrise helfen können.
„Heute sind bereits ein Drittel aller Arten in Nord- und Ostsee bedroht. Auf der Weltnaturkonferenz in Montreal vergangenen Dezember hat Deutschland sich verpflichtet, bis 2030 ein Drittel seiner Land- und Meeresflächen wirksam zu schützen, 30 Prozent der zerstörten Lebensräume wiederherzustellen und den Eintrag von Nähr- und Schadstoffen zu halbieren“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Das ist dringend nötig. Unsere Meere sind heillos übernutzt – mit Fischerei, Schifffahrt, Rohstoffabbau und dem Ausbau der Offshore-Windenenergie. Mindestens 50 Prozent der Meeresschutzgebiete müssen nutzungsfrei sein, damit sie ihre Schutzfunktion überhaupt erfüllen können. Schutzgebiete, die nur auf dem Papier existieren helfen uns nicht, die Klimakrise und das Artensterben aufzuhalten.“
Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag verpflichtet, das 10-Prozent-Ziel der EU-Biodiversitätsstrategie umzusetzen und erstmals streng geschützte, nutzungsfreie Flächen in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) umzusetzen. Gleichzeitig diskutiert die schleswig-holsteinische Landesregierung die Einrichtung eines Nationalparks Ostsee. „Wo sollen diese Flächen aus ökologischen Gesichtspunkten liegen, und wie können Nutzungskonkurrenzen aufgelöst werden? Das wollen wir mit Fachleuten aus Naturschutz, Wirtschaft und Politik während unserer Reise diskutieren“, sagt NABU-Leiter Meeresschutz Kim Detloff. „klar ist, auch der Schutz der Meeresnatur vor unserer Haustür braucht jetzt politischen Ehrgeiz und Beschleunigung. Das fordern wir auch in unserem offenen Brief an Bundeskanzler Scholz.“
Begleitet wird die Segelreise des NABU durch zahlreiche Aktionen an Land und an Bord. In jedem Hafen gibt es ein Open Ship mit Diskussionen sowie Informations- und Unterhaltungsangebote. Auch die Wissenschaft ist an Bord: Entlang der Route wird die marine Biodiversität mit Hilfe eines Unterwasser-ROVs, Tauchereinsätzen und Drohnenflügen dokumentiert.
Zum Auftakt in Stralsund gibt es ein Podiumsgespräch mit Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus, dem Meeresbeauftragten der Bundesregierung Sebastian Unger und NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. In Rostock steht das Miteinander von erneuerbaren Energien auf See und dem Schutz der Meeresnatur im Fokus einer Podiumsdiskussion. Auf Fehmarn werden die Munitionsaltlasten im Meer und besonders an der deutschen Ostseeküste in den Blick genommen. In Kiel geht es um Salz- und Seegraswiesen und ihre Funktion als natürliche Kohlenstoffsenken sowie die Idee eines Nationalparks Ostsee. Hier steht auch ein Tauchgang zum Seegras-Projekt SeaStore mit den Forschern des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung an. (NABU)